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Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Titel: Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Tag lang hatte Klaigon, Fürstregent von Iónador, Rionna warten lassen, ehe er sie endlich zu sich rufen ließ. Rionna kannte ihren Onkel gut genug, um zu wissen, dass er ihr damit seine Macht demonstrieren wollte – und Klaigon machte kein Hehl daraus, dass er wütend auf sie war. Die Entscheidung darüber, was ihn mehr verärgert hatte – ihr plötzliches Verschwinden oder ihr forscher Auftritt vor dem Fürstenrat – schien ihm allerdings schwer zu fallen…
    »Ich habe wichtige Nachrichten für dich, Onkel«, berichtete sie. »Grässliche Dinge gehen außerhalb dieser Mauern vor sich. Feinde sind in dein Reich eingefallen.«
    »Und?«, schnaubte er. »Glaubst du, das wüsste ich nicht?«
    »Du… du weißt es?«
    »Gewiss. Aber ich würde lieber erfahren, was dich dazu getrieben hat, dich bei Nacht und Nebel davonzustehlen. Behandle ich dich so schlecht, dass du vor mir fliehen musst?«
    »Nein, Onkel.« Rionna schüttelte den Kopf. »Obwohl ich zugeben muss, dass die Vorstellung, Barand zur Frau gegeben zu werden, mir nicht gefallen hat.«
    »Und jetzt gefällt sie dir?«
    »Keineswegs – aber es gibt Dinge, die mich noch mehr ängstigen als der Gedanke, einen Mann zu heiraten, den ich nicht liebe.«
    Klaigon verdrehte die Augen und seufzte tief. »Wovon, bei Díurans Blut, sprichst du?«
    »Von dunklen Schatten, die das Land überziehen, Onkel. Von der Bedrohung, der wir alle ausgesetzt sind.«
    Klaigon nickte. »Dann hast du sie also gesehen, die brennenden Dörfer und die Leichen derer, die von den Barbaren niedergemetzelt wurden.«
    »Von den Barbaren?«, fragte Rionna verwirrt.
    »Gewiss. Lange Jahre haben wir nichts von ihnen gehört, aber nun fallen sie wieder über unsere Ländereien her.« Klaigon lächelte seine Nichte an – es war das Lächeln einer Schlange. »Dennoch brauchst du dich nicht zu fürchten«, fuhr er fort, »denn während wir sprechen, ruft Barand, dein zukünftiger Gemahl, bereits Iónadors Heer zu den Waffen. Er stellt eine gewaltige Streitmacht auf, größer noch als die in Dóloans Tagen. Mit ihr werden wir die Barbaren vernichten und die Bedrohung auslöschen, die im Dunkelwald lauert.«
    »Du willst Krieg gegen die Waldmenschen führen?«, fragte Rionna erschüttert und starrte ihren Onkel aus großen Augen an.
    »Gewiss.«
    »Aber diese Bedrohung ist es nicht, von der ich spreche, Onkel. Ich meine die Erle, die aus den Bergen drängen und mordend durch die Lande ziehen.«
    »Erle?« Klaigon schüttelte sein kahles Haupt. »Fängst du auch noch damit an? Reicht es nicht, dass ein Bauerntrottel und ein ungehobelter Wildfänger versucht haben, Unruhe zu verbreiten?«
    »Leffel Gilg ist kein Trottel, Onkel, und Alphart Wildfänger ist bei weitem nicht der ungehobelte Klotz, als der er auf den ersten Blick erscheinen mag.«
    »Du erinnerst dich sogar an ihre Namen?« Klaigon lachte auf. »Streiche sie rasch aus deinem Gedächtnis, Kind, denn ein Gefühl sagt mir, dass wir die beiden niemals Wiedersehen werden.«
    »Was bringt dich zu dieser Annahme?«, fragte sie, obwohl sie die Antwort kannte.
    »Nun«, erwiderte Klaigon grinsend, »sie waren auf dem Weg nach Damasia, nicht wahr? Und da die Festung im Gebiet der Barbaren liegt, ist zu befürchten, dass sie diesen in die Hände fielen und getötet wurden.«
    »Möglich«, sagte Rionna. »Vielleicht hat sie aber auch ein Meuchelmörder aus Iónador hinterrücks angegriffen.«
    Klaigon zuckte heftig zusammen. »Was willst du damit sagen?«
    »Du weißt, was ich damit sagen will. Versuche nicht, es zu leugnen, ich habe mit eigenen Ohren gehört, wie du den finsteren Morkar den Mordauftrag gabst.«
    »Du… du hast mich belauscht?«
    »Nicht willentlich. Ich wollte zu dir, um mit dir zu reden, dabei wurde ich Zeugin eures Gesprächs.«
    »Nun gut«, sagte Klaigon und räusperte sich; seine Überraschung über die Eröffnung seiner Nichte hatte er schnell überwunden. »Du weißt es also – und? Ich bin Fürstregent von Iónador, und mir allein obliegt zu entscheiden, was dem Reich zuträglich ist und was nicht.«
    »In der Tat«, sagte Rionna, »so wie es einer Prinzessin obliegt, auf ihre Untertanen zu achten und dafür zu sorgen, dass ihnen kein Unrecht widerfährt. Nur aus diesem Grund habe ich Iónador verlassen, Onkel – um jene zu warnen, die du hinterrücks ermorden lassen wolltest.«
    »Du hast was getan?«
    »Nun, meine Warnung war nicht vonnöten, denn des Druiden Zauber vernichtete Morkar, als er seinen Mordauftrag

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