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Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Titel: Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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sind weit und breit keine Erle zu sehen.«
    »Sie sind hier«, war Yvolar überzeugt. »Die Kreaturen Dorgaskols scheuen das Tageslicht, deshalb sind sie vorerst nur bei Nacht und bei Dämmerung unterwegs. Wenn sie jedoch erst mehr geworden sind und sich in der Überzahl wähnen, dann wird auch das hellste Sonnenlicht sie nicht mehr schrecken.«
    Weder der Gilg noch Alphart erwiderte etwas darauf. Wenn der Druide so sprach, schwang ein unheilvoller Unterton in seiner Stimme mit, und beide hatten das Gefühl, dass er seinen Gefährten noch längst nicht alles gesagt hatte, was er über die Erle wusste…
    Sie setzten ihren Aufstieg fort, gelangten immer höher hinauf und überquerten schließlich das Joch. Unterhalb schroffer Felsen und schneebedeckter Gipfel stiegen sie hinab ins Hintertal, wo Alphart jeden Baum und jeden Felsen kannte. Die fernen Gipfel von Ruadh Barran und Korin Nifol hüllten sich in Nebel, und die Hänge des Dáicol, der einst das Jagdrevier des Wildfängers gewesen war, waren weiß von Schnee.
    Der Winter in den Bergen war weiter auf dem Vormarsch, und die Kälte hatte in den letzten Tagen noch zugenommen. Die wenigen Sonnenstrahlen, die hin und wieder durch die Wolken brachen, konnten sie kaum vertreiben. Wie oft hatte Alphart im Wildgebirge einen goldenen Herbst erlebt, der Wiesen und Wälder in warmen Farben hatte leuchten lassen und Mensch und Tier Zeit gegeben hatte, sich auf den Winter vorzubereiten. In diesem Jahr kam die Kälte schneller als je zuvor, und Alphart wusste, dass es dabei nicht mit rechten Dingen zuging.
    Hintertal schien von den Erlen noch unbehelligt geblieben zu sein, ebenso die Gehöfte, die sich entlang der Berge an die steilen Hänge schmiegten. Auf einer Alpe, die so weit abseits des Weges lag, dass sie dort unbehelligt bleiben würden, kehrten der Druide und seine beiden Begleiter ein. Die Menschen, die dort lebten, zeigten sich gastfreundlich und hießen die drei Wanderer in ihrem bescheidenen kleinen Heim willkommen. Argwohn und Misstrauen gegenüber Fremden schienen sie nicht zu kennen; im Gegenteil waren sie hoch erfreut über den unerwarteten Besuch, der etwas Abwechslung in ihr abgeschiedenes Leben brachte.
    Drei Tage lang hatten sich die drei Wanderer von Dörrfleisch und Beeren ernährt; da kamen ihnen das Brot und der Käse und die frische Milch, die man ihnen in großen Humpen reichte, wie ein Festmahl vor.
    »Du isst und trinkst für zehn Männer, Druide«, stellte Alphart fest.
    »Wundert dich das?«, fragte Yvolar mit einem Schmunzeln und strich sich die Brotkrumen aus dem grauen Bart. »Ich bin schließlich auch so alt wie zehn Männer.«
    Da man sie gut bewirtete, freundlich zu ihnen war und zudem keine unangenehmen Fragen stellte, beschlossen sie, auch die Nacht auf der Alpe zu verbringen. Ihr Lager bestand aus weichem Heu, über das sie ihre Decken breiteten, und sie schliefen so warm und bequem wie seit Langem nicht mehr.
    Am Morgen setzten sie ihre Reise nach Südwesten fort. Ihr Ziel war der Méadon Lathan, der östlichste Berg des Bálan Bennian, jener Bergkette, die von jeher die Fluren Allagáins von den dunklen Pfründen Dorgaskols trennte und die als Schutzwall gegen das unbekannte Böse galt, das jenseits des Wildgebirges lauern sollte. Kaum jemand wagte es, den Wall zu überschreiten, selbst die Kaufleute in ihrem Streben nach schnellem Gewinn nahmen weite Umwege in Kauf, wenn sie mit dem Reich Tról Handel treiben wollten.
    Auf den Gipfeln des Bálan Bennian waren in alter Zeit trutzige Wachtürme errichtet worden, die unter dem Befehl Iónadors standen. Aus Sorge vor Entdeckung stiegen die Gefährten deshalb nicht bis zum schmalen Grat hinauf, der sich vom Lathan bis zum Aradh Loin erstreckte, sondern hielten sich ein gutes Stück unterhalb im Schutz der Felsen und Nadelbäume.
    Über verschlungene Pfade ging es hinauf, und schließlich entdeckten sie den ersten der sechs Türme, der vom Gipfel des Lathan aus nach Süden blickte. Unter einem steilen Grashang, der sie den Blicken der Turmwachen entzog, legten die drei Wanderer eine Rast ein.
    »Weißt du, Yvolar, eins verstehe ich nicht«, sagte Leffel, während er an einem Stück Käse kaute, das er sich vom Frühstück aufgehoben hatte. Inzwischen war sein Zutrauen zu dem alten Druiden so groß, dass er es wagte, ihn auch vertraulicher anzusprechen.
    »Was denn, mein Junge?«
    »Die Erle sind unsere Feinde, richtig?«
    »Das stimmt.«
    »Und die Soldaten auf den Türmen sind da, um über

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