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Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Titel: Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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verhängnisvoller Fehler war, wie sich herausgestellt hatte. Denn wie ein Baum seine Wurzeln nicht leugnen konnte, waren auch die Sterblichen nicht in der Lage, ihre Herkunft zu…
    Plötzlich zuckte Leffel zusammen, und ein entsetzter Schrei drängte sich aus seiner Kehle.
    Abrupt blieb der Bär stehen und hob alarmiert den Kopf. Der Kobling schickte Leffel einen erschrockenen Blick.
    »I-ich habe etwas gesehen«, stammelte dieser zu seiner Verteidigung und ließ sich vom Rücken seines mächtigen Reittiers gleiten. Die breite Rinne nutzend, die der Bär durch den Schnee gebahnt hatte, ging der Gilg einige Schritte zurück. Suchend blickte er sich um – und verharrte erneut in namenlosem Schrecken.
    »Was gibt’s? Was ist los mit dir?«, rief Mux durch das Schneetreiben. »Ist’s erneut ein Ungetier?«
    »Diesmal nicht«, verneinte Leffel, während er weiter unverwandt auf seinen Fund starrte, sichtlich erschüttert.
    Die Verzögerung mit einem unwilligen Brummen tadelnd, machte der Bär auf dem schmalen Pfad kehrt und trottete das Stück zurück, Mux im Nacken. Dann sahen die beiden, was den armen Gilg so erschreckt hatte. Auch sie prallten im ersten Moment entsetzt zurück – denn aus dem ewigen Eis des Mardaic blickte ihnen ein lebloses Augenpaar entgegen. Mit einer Tatze wischte der Bär den Schnee beiseite, und der Mardaic gab sein grausiges Geheimnis preis.
    Der Blick des Toten war trüb und leblos. Blasse, an einigen Stellen sogar violette Haut überspannte das schmale Gesicht mit den edlen, hochwangigen Zügen. Die Augen waren leicht mandelförmig, der schmale Mund zu einem lautlosen Schrei geöffnet. In seiner Brust klaffte eine grässliche Wunde, vor der ihn auch sein prächtiger, mit goldfarbenen Schuppen besetzter Panzer nicht hatte bewahren können.
    Vier, fünf Handbreit Eis mochten zwischen dem Leichnam und seinen Betrachtern liegen, aber er war so deutlich zu sehen, als läge er unter einer dünnen Glasplatte. Und es war kein Mensch, der festgefroren im Eis die Zeit überdauert hatte.
    »Das… muss ein Sylfenkrieger sein«, stellte Leffel mit einer Mischung aus Schaudern und unendlicher Bewunderung fest, denn es war das erste Mal, dass er einen dieser legendären Streiter leibhaftig zu Gesicht bekam. »Ein Krieger aus Danaóns Reihen.«
    »Recht du hast, mein Freund, fürwahr«, bestätigte Mux, »ein Gaisachon dies einmal war.«
    »Ein Gaisachon?«
    »So pflegte man in alten Tagen zu Ventars Recken wohl zu sagen«, erklärte der Kobling. »Aufs Wörtchen gaisas es verweist, was ›tapfer‹, ›kühn‹ und ›mutig‹ heißt.«
    »Ich verstehe.« Leffel schluckte sichtbar, während er weiterhin unverwandt auf den Leichnam starrte und jedes noch so kleine Detail in sich aufnahm. Die fein ziselierte goldene Gürtelschnalle in Form eines Adlers; den glatten, schimmernden Helm, der weder Nähte noch Nieten aufwies; und schließlich die Ohren des Sylfen, die anders als die eines normalen Menschen leicht zugespitzt waren…
    »He!« Jemand stieß ihn hart an und riss ihn unsanft aus seinen Betrachtungen – es war Walkar, der sich zurückverwandelt und wieder menschliche Gestalt angenommen hatte. »Komm gefälligst wieder zu dir, wir haben keine Zeit zum Träumen!«
    »D-du hast recht«, stammelte Leffel, der einen Moment brauchte, um sich zu sammeln. Der grausige Fund bedeutete, dass sie den Ort erreicht hatten, an dem einst die Entscheidungsschlacht geschlagen worden war – und dies wiederum legte nahe, dass das Sylfenhorn ganz in der Nähe sein musste…
    Beklommen entdeckten der Gilg und seine Gefährten noch mehr gefallene Gaisachon, die im Eis eingeschlossen waren – zweifellos das Werk eines Eisdrachen, der frostiges Verderben auf die Kämpfer des Lichts gespien hatte. Seit Tausenden von Jahren lagen sie an diesem Ort, leblos und auf ewig gefangen – ein Gedanke, der Leffel schaudern ließ. Aber nicht nur Ventars tapfere Streiter fanden sich unter den Gefallenen, sondern auch Zwergenkrieger, die mit ihren langen Bärten, den wuchtigen Äxten und den reich verzierten Harnischen selbst im Tod noch grimmig wirkten, und einige Koblinge, was Mux eine bittere Träne entlockte.
    Außerdem schienen auch einige Trolle und Erle vom eisigen Tod überrascht worden zu sein. In diesem letzten Kampf hatte Muortis offenbar keinen Unterschied gemacht zwischen Freund und Feind. Vernichtung war sein einziges Ziel gewesen.
    »Und nun?«, knurrte Walkar. »Den Ort der letzten Schlacht hätten wir gefunden.

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