Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen
Alpharts Entschlossenheit wankte beim Anblick der hässlichen Schweinsgesichter, die ihnen entgegenstarrten – Erwyn hingegen schien darauf zu brennen, mit den Unholden zu kämpfen, obwohl bereits feststand, wie diese Schlacht ausgehen würde…
»Junge?«, fragte Alphart.
»Was ist?«
»Erinnerst du dich an die Pfeife, die du mir geschenkt hast?«
»Was soll damit sein?«
Für einen kurzen Moment begegneten sich ihre Blicke, und Alphart versuchte ein Lächeln. »Tut mir leid, dass wir nun nicht mehr dazu kommen werden, sie zu rauchen.«
Erwyn nickte nur, und in seinen geröteten Augen, aus denen dem Feind unbändiger Hass entgegenschlug, blitzte es feucht. Myriaden widersprüchlicher Gefühle schienen in seiner Brust zu toben – was genau es war, das ihn bewegte, würde Alphart jedoch nicht erfahren.
Jedenfalls nicht in dieser Welt…
Unter entsetzlichem Gebrüll stürmten die Unholde heran, nicht nur von einer Seite, sondern von beiden gleichzeitig. Der Wildfänger und sein junger Gefährte stellten sich Rücken an Rücken, ihre ungleichen Waffen beidhändig umklammernd. Auch wenn ein Kurzschwert nicht das geeignete Mittel war, um einen wütenden Erl auf Distanz zu halten, und obgleich Erwyn das Kriegshandwerk nie wirklich erlernt hatte, wusste er die Klinge wirkungsvoll einzusetzen.
Indem er die Zähne zusammenbiss und seine ganze verbliebene Kraft in die Arme legte, blockte er den Schwerthieb des ersten Unholds. Die Zwergenklinge, so hart und scharf wie an dem Tag, da sie geschmiedet und im ewigen Schnee des Wildgebirges gehärtet worden war, traf auf das rostige Eisen der schartigen Erlwaffe, worauf diese mit dumpfem Klirren zersprang. Der Unhold gab einen überraschten Laut von sich – ob dieser seinem zerbrochenen Schwert galt oder der Tatsache, dass sich Erwyns Klinge einen Lidschlag später in seinen feisten Wanst bohrte, war schwer zu sagen. Keuchend ging das Schweinsgesicht nieder, und hinter ihm tauchten weitere, furchterregende Fratzen auf, deren Träger achtlos über den Kadaver ihres Artgenossen hinwegstiegen.
Erwyn empfing sie mit grimmigem Gesicht und scharfer Klinge – nicht anders als Alphart, der hinter ihm stand und die Axt schwang. Schon zwei der Angreifer hatte er damit gefällt, aber immer noch mehr von ihnen drängten heran. Die Lage war aussichtslos, aber der Wildfänger und sein junger Schützling kämpften mit dem Mut der Verzweiflung, beseelt von dem Gedanken, möglichst viele der finsteren Kreaturen mit ins Verderben zu reißen. Jeder Erl, den sie vernichteten, war einer weniger, der seinen frevlerischen Fuß auf die Erde Allagáins setzen würde…
»Für Allagáin und die Menschen!«, brüllte Alphart, während sein Blut in wilder Kampfeslust wallte.
»Für Glondwarac und die Zwerge!«, rief Erwyn verbissen – dass er nicht bei Ventar und den Sylfen schwor, fiel Alphart im Eifer des Gefechts nicht auf.
Schon war ein neuer Gegner heran, dessen gifttriefende Speerspitze nach dem Jäger stocherte. Mit dem einen Arm wischte Alphart die Waffe beiseite, während der andere die Axt niedergehen ließ. Mit vernichtender Wucht fiel das Blatt auf die linke Schulter des Unholds, durchdrang den rostigen Kettenkragen und drang tief ein. Stöhnend und in einem Schwall von Blut kippte der Erl nach vorn, das Haupt gesenkt wie ein wütender Stier. Und wie auf der Stirn eines solchen erhoben sich auch auf der des Erls zwei spitze Hörner, die von einem rostigen Helm aufragten. Vergeblich suchte der Wildfänger, ihnen auszuweichen – das eine Horn erwischte ihn am rechten Unterarm und schlitzte ihn auf einer Länge von einer Handbreit auf.
Das rote Blut des Wildfängers vermischte sich auf dem Boden mit dem schwarzen Lebenssaft des Erls – ein Anblick, der die Mordlust von Muortis’ Kreaturen nur noch mehr entfachte. Mit allem, was sie hatten, warfen sie sich vorwärts; drei Erle gleichzeitig stürzten sich auf Alphart, der die Axt wieder mit beiden Händen führen musste. Den Schmerz, den die Verletzung hervorrief, nahm er kaum wahr, aber er musste an das Gift denken, mit dem die Unholde ihre Waffen zu tränken pflegten…
Noch einmal gelang es ihm, die Angreifer zurückzutreiben, dann konnte er die Stellung nicht mehr halten. Vor den wütend schwirrenden Klingen der Erle zurückweichend, stieß er gegen Erwyn, der seinerseits in arge Bedrängnis geraten war.
Um nicht in die Waffe des Gegners zu stürzen, mit dem er sich ein erbittertes Duell lieferte, ließ sich der Junge zur
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