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Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Titel: Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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zurecht. Erwyn war ihm keine Hilfe. Bei jedem Schnauben, das zu hören war, bei jedem grellen Pfeifen, das durch die Stollen hallte, zuckte der Junge zusammen, murmelte zusammenhanglose Worte von Dingen, die für Alphart keinen Sinn ergaben. Der Jäger hoffte nur, dass die Schrecken, die Erwyn erblickt hatte, für seinen noch jungen und arglosen Verstand nicht zu viel gewesen waren.
    Über eine Treppe ging es steil hinauf in einen von Eissäulen gesäumten Stollen – und urplötzlich waren die beiden nicht mehr allein! Eine Patrouille von fünf, sechs Erlen tauchte unvermittelt aus einem Nebengang auf, und trotz Rüstung und Helm erkannten sie in Alphart den Feind.
    Ihrem Anführer bekam die Erkenntnis schlecht – kaum war er auf den Wildfänger zugestürmt, klaffte auch schon eine von einer Kampfaxt geschlagene Wunde in seiner Brust. Seine Untergebenen gingen vorsichtiger zu Werke, und im Nu sahen sich Alphart und Erwyn einer Phalanx vergifteter Speere, rostiger Klingen und geifernder Hauer gegenüber…
    »Wir sind verloren«, flüsterte Erwyn, während sie langsam vor den Erlen zurückwichen.
    »Vielleicht«, knurrte Alphart, der die Zähne wie ein Raubtier fletschte. »Aber ganz so leicht werden wir es ihnen nicht machen. Zieh dein Schwert, kleiner Sylfe, und kämpfe um dein Leben.«
    »Kleiner Sylfe«, echote Erwyn verdrießlich – dann griffen die Unholde auch schon an.
    »Vorwärts!«, rief Alphart, während er die Axt in einem weiten Boden schwang. »Wir müssen versuchen durchzubrechen!«
    Der Hieb zerschmetterte den Speer eines Unholds, und bevor der Erl das rostige Schwert aus der zerfledderten Lederscheide an seiner Seite ziehen konnte, hatte die Axt des Jägers schon ein zweites Mal zugeschlagen. Blutüberströmt taumelte der Erl zurück und seinen Kumpanen entgegen, deren wütender Ansturm dadurch ins Stocken geriet. Sofort setzte Alphart nach, und plötzlich waren es nicht mehr die Erle, die auf dem Vormarsch waren, sondern der Wildfänger und sein junger Schützling.
    »Nimm das, du hässliche Ausgeburt!«, rief Alphart, während er einem weiteren Unhold das Axtblatt in den Leib hieb.
    Indem er seine Axt in wilden, kraftvollen Schwüngen führte, gelang es ihm, die Erle auf Distanz zu halten. Nachdem schon drei ihrer Kumpane dem rasenden Jägersmann zum Opfer gefallen waren, hatten die Unholde Respekt vor seiner mörderischen Waffe und wichen zurück – Erwyn jedoch zögerte noch immer.
    »Worauf wartest du, Junge? Zieh dein Schwert und kämpfe! Los doch, verdammt noch mal!«
    Erst der neuerlichen Aufforderung des Freundes leistete Erwyn Folge, wenn auch nur zaghaft. Mutlos zog er das Schwert aus der Scheide, in dessen blitzender Klinge sich der blaugrüne Schein des Eises brach. Dann jedoch dämmerte dem Jungen, dass ihm der Zwergenstahl die Möglichkeit gab, sich an seinen Peinigern zu rächen, und all die Trauer, die Enttäuschung und die Furcht, die er empfand, entluden sich in einem erbitterten Schrei, der nicht nur die Erle, sondern auch Alphart zusammenfahren ließ.
    »Was zum…?«
    Aus dem Augenwinkel sah der Jäger, wie sein junger Schützling ihm folgte, die Klinge zum Streich erhoben, und damit geradewegs auf einen der Erle losging. Der Unhold wusste nicht, wie ihm geschah. Nachlässig wehrte er den ersten Hieb ab, weil er einen halbwüchsigen Menschenjungen, der ihm kaum bis zur Brust reichte, nicht als Bedrohung ansah – ein Irrtum, wie sich zeigte. Denn im nächsten Augenblick fuhr Erwyns Klinge ins dunkle Herz der Kreatur; der Stahl aus Glondwarac drang mühelos durch Fleisch und Sehnen.
    Gurgelnd ging der Unhold zu Boden. Ein zweiter war sofort zur Stelle, um Erwyn zu erschlagen, der sein Schwert wieder freizubekommen suchte – Alphart empfing den Erl mit einem vernichtenden Schlag, der den Unhold in der Mitte seines Körpers erwischte und ihn beinahe in zwei Hälften teilte.
    Nur noch ein Erl war übrig.
    Mit vor Staunen und wohl auch Furcht weit aufgerissenen Augen starrte er auf die beiden Menschen, deren lodernde Blicke ihm verrieten, dass er keine Gnade zu erwarten hatte. Einen Moment lang wog er die wuchtige Klinge in seiner Hand, deren Griff mit Sehnen und Fell umwickelt war – dann warf er sie kurzerhand von sich und wandte sich zur Flucht.
    »Hier geblieben, Mistfresser!«, knurrte Alphart, dem klar war, dass der Erl sofort Alarm schlagen würde, wenn er ihnen entkam, und warf seine Axt in der Art, wie er es früher oft getan hatte – mit dem Unterschied, dass

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