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Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Titel: Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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sie sich gegenseitig vernichten zu lassen, mochte gescheitert sein, aber wen scherte es? Wichtig war nur, dass er am Ende den Sieg davontrug – und mit ihm die Macht, die ihm die Königskrone sichern würde…
    Versonnen blickte Klaigon auf die tobende Schlacht, die er nun mit anderen Augen sah. Die schimmernden Rüstungen der Ritter erschienen ihm mit einem Mal nicht mehr halb so glänzend, die blau bemalten Gesichter der Barbaren nicht mehr allzu bedrohlich. Nicht mehr lange, und jeder, der es gewagt hatte, sich gegen ihn und seine Verbündeten zu erheben, würde erschlagen in seinem Blute liegen. Die Zuversicht, dass ihm der neue Tag den Sieg bringen würde, erfüllte ihn und ließ seine ohnehin schon breite Brust fast bersten – allerdings nur für einen Augenblick.
    Denn im nächsten Moment gewahrte Klaigon einen dunklen Schatten, der über das Häusermeer Iónadors rauschte und geradewegs in seine Richtung kam.
    Der Drache – ihn hatte er völlig vergessen!
    Alarmiert fuhr der Fürstregent herum, beugte sich über die steinerne Balustrade – das fliegende Ungetier jedoch war nirgendwo mehr zu erblicken, weder über den Dächern noch am Himmel.
    »Wo, bei Dóloans unfähigen Erben, steckst du…?«
    Die Antwort erfolgte schneller und unmittelbarer, als Klaigon es sich wünschen konnte – denn die Bestie hielt sich unmittelbar unterhalb des Balkons verborgen und schoss in diesem Augenblick empor, ein riesiger, Furcht einflößender Schemen vor dem glühenden Morgenhimmel, und das noch schwache Licht des neuen Tages schimmerte durch seine ledrigen Flügel. Entsetzt prallte Klaigon zurück und geriet ins Taumeln, fiel gegen die schweren Vorhänge vor dem Zugang zu seinen Gemächern und verhedderte sich darin.
    Lauthals schreiend und um sich schlagend, versuchte er, sich daraus zu befreien, aber stattdessen geriet er nur noch tiefer hinein. In seiner Panik wusste er sich nicht anders zu helfen, als die Vorhänge herunterzureißen. Dann endlich war er frei. Hektisch schnappte er nach Luft und schaute sich gehetzt um.
    »Kaelor!«, rief er laut den Namen seines Verbündeten, den er jetzt dringender benötigte als zuvor. »Kaelor, hilf mir…!«
    Doch der Eisriese war verschwunden.

 
    52
     
     
     
    Durch düstere Felsengänge, die sich wirr durch die Kälte schlängelten, gelangten die Gefährten immer tiefer nach Urgulroth. Alphart ging einmal mehr voraus, ihm folgten Erwyn, Leffel und Mux, dem das Reimen immer mehr verging, je weiter sie in die Bastion des Feindes vordrangen. Die Nachhut hatte Walkar übernommen, weiterhin in seiner menschlichen Gestalt.
    Nach den Anweisungen Erwyns, der sich an diesen Teil Urgulroths gut zu erinnern schien, durchwanderten sie schmale Stollen und düstere Höhlen, deren tatsächliche Ausmaße sich im spärlichen Licht kaum erkennen ließen. Einmal mündete ihr Weg auf eine schmale Brücke, die in den Fels gehauen war und unter der ein auf den ersten Blick bodenloser Abgrund klaffte. Kaum hatten die Gefährten den steinernen Bogen jedoch betreten, hörten sie aus der Tiefe ein Grummeln und Grunzen sowie den Tritt von zahllosen Stiefeln. Vorsichtig spähten sie hinab, und als sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnten, konnten sie auf dem Grund der Kluft Massen von Erlen erkennen, die dort marschierten.
    Es mussten Hunderte sein.
    Wüste Flüche grunzend, stampften die Unholde durch die Schlucht, in voller Rüstung und bis an die Hauer bewaffnet.
    »Die sind auf dem Weg nach Allagáin«, war Alphart überzeugt.
    »Hört das denn niemals auf?«, jammerte Leffel flüsternd.
    »Nur wenn wir das Sylfenhorn finden«, brachte der Jäger in Erinnerung und nickte seinen Freunden aufmunternd zu.
    »Kommt weiter. Je mehr Unholde Muortis nach Allagáin schickt, desto weniger Wachen gibt es in diesen Gewölben.«
    »Soll uns das etwa trösten?«, fragte Walkar mürrisch.
    »Das überlasse ich dir«, erwiderte Alphart und setzte sich erneut an die Spitze des kleinen Zugs.
    Auf der anderen Seite der Brücke gab es einen Schacht mit groben, in den Stein gehauenen Stufen, der sich steil in die Tiefe wand. Mit jedem Schritt schien es kälter zu werden, und einmal mehr glaubte Alphart, die Kälte nicht nur äußerlich zu spüren. Mit klammer Hand griff sie auch nach seinem Herzen, und der Wildfänger empfand wieder die alte Furcht. Schwer und drückend legte sie sich auf seine Brust und machte ihm das Atmen schwer, aber er zwang sich mit aller Macht, weiterzugehen und seinen Gefährten ein

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