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Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Titel: Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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beharrte Alphart, »denn ohne das verdammte Ding ist jedes Bemühen, Muortis zu besiegen, sinnlos. Nur das Sylfenhorn vermag, das Eis zu brechen.«
    »I-ich muss euch etwas sagen«, meldete sich Erwyn erneut kleinlaut zu Wort. »Da – da ist etwas, das ihr nicht wisst…«
    »Was immer es ist, es muss warten«, knurrte der Jäger. »Zeig uns lieber, wo das Horn zu finden ist.«
    »Aber ich…«
    »Verdammt, Junge! Das Schicksal unserer Welt hängt von uns ab, und du willst große Reden schwingen? Hast du vergessen, wo wir uns befinden? Die Menschen dort draußen haben nur diese eine Hoffnung. Willst du sie ihnen verwehren?«
    »N-nein«, murmelte Erwyn resignierend.
    »Dann komm!«, forderte Alphart ihn auf, und der Junge ging ihnen voraus, zurück in die eisigen Grüfte, denen sie eben erst entstiegen waren.
    Warum er es tat, wusste Erwyn wohl selbst nicht. Vielleicht, weil er nicht der Grund dafür sein wollte, dass alle Hoffnung ein Ende fand; vielleicht auch nur, weil der Marsch durch die Tiefe ihn davon entband, seinen Gefährten die Wahrheit zu sagen. Möglicherweise, so tröstete er sich, würden sie einer Horde wilder Trolle in die Arme laufen, und sein Leben würde enden, ohne dass er sein Versagen eingestehen musste…
    »Wo ist Meister Yvolar?«, erkundigte sich Leffel, als sie in das Dunkel des Stollens traten.
    Alphart schüttelte den Kopf. »Frag lieber nicht…«

 
    50
     
     
     
    Dunkelheit brach über Yvolar herein.
    Von allen Seiten stürzte sie sich auf ihn wie ein gefräßiges Untier – Dunkelheit, die so vollkommen war, dass selbst der leuchtende Stab des Druiden kaum noch etwas dagegen auszurichten vermochte. Nur noch selten riss sein schwacher Schein Einzelheiten aus der teerigen Schwärze – Bilder des Grauens, die nur als flüchtige Eindrücke vorüberwischten und sich dennoch unauslöschlich in Yvolars Gedächtnis brannten.
    Grässliche Fratzen, die ihm aus dem Eis entgegenstarrten, in den Fels gehauene Runen einer alten und verbotenen Sprache, die finstere Mächte beschwor, Zauberformeln und Orakelsprüche, Flüche und Verwünschungen einer längst vergangenen Zeit – an diesem Ort schienen sie noch immer Gültigkeit zu haben, am Leben gehalten von dem bösen Geist, der diese Höhlen durchdrang und ihr uneingeschränkter Herrscher war.
    Muortis…
    »Nach all der Zeit sehen wir uns also wieder«, erschallte dessen Stimme. »Hast du endlich in meine Nähe gefunden, alter Freund?« Fremd und unheimlich hallte sie nach, ohne dass Yvolar zu sagen vermocht hätte, ob es das unterirdische Gewölbe war oder sein eigener Verstand, durch dessen Windungen Muortis’ Worte geisterten.
    Der Nebelherr war nicht mehr weit entfernt. Irgendwo in der unergründlichen Dunkelheit, die sich vor dem Druiden erstreckte, lauerte er und wartete wie eine Spinne in ihrem Netz.
    »Nenn mich nicht so!«, verbat sich Yvolar, während er die Kapuze seines Mantels zurückschlug, um dem Feind sein Gesicht zu zeigen. »Freunde sind wir nie gewesen!«
    »Dennoch waren wir einst von derselben Art. Wir sind vom selben alten Blut. Wir sind gleich und…«
    »Kaum!« Der Druide schüttelte sein kahles Haupt. »Mein Ansinnen war es stets, den Sterblichen zu helfen und sie vor Schaden zu bewahren. Roter Lebenssaft fließt durch meinen Körper, Muortis, genau wie bei ihnen. Was durch deine Adern strömt, vermag ich nicht einmal ansatzweise zu erahnen.«
    Erneut ließ sich die Stimme des Grauens vernehmen, diesmal mit einem Lachen, das das Eis ringsum klirren ließ. »Du hast dich nicht verändert«, stellte der Nebelherr fest.
    »Du ebenso wenig«, konterte Yvolar. »Und auch deine Ziele sind noch immer dieselben.«
    »Mit dem Unterschied, dass ich sie diesmal erreichen werde.«
    »Sei dir da nicht so sicher.« Forsch trat der Druide vor, obwohl er nicht wusste, was ihn in der Finsternis erwartete. »Deine Überheblichkeit hat dich schon einmal den Sieg gekostet.«
    »Keine Sorge, ich habe es nicht vergessen«, drang es gelassen zurück. »Aber wer sollte mich diesmal daran hindern, den Sieg davonzutragen? Du etwa?« Der Herrscher des Eises lachte erneut. »Oder dieser Betrüger, den du Dochandar nennst, obwohl er ganz und gar nicht das ist, wofür du ihn all die Jahre gehalten hast?«
    »Genau wie damals«, stellte Yvolar fest. »Noch immer versuchst du, deine Gegner zu täuschen und sie mit deinen Lügen zu blenden. Darauf falle ich nicht herein, Muortis. Damals so wenig wie heute.«
    »Du nennst mich einen Lügner?

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