Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Titel: Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
und strahlend war.
    »Hoheit?«, fragte Galfyn mit bebender Stimme.
    Sie blickte an ihm empor, und obwohl seine von Farbe und Blut verschmierten Gesichtszüge gewiss einen grässlichen Anblick boten, zeigte sie kein Anzeichen von Furcht. Galfyn war sicher, dass sie in der letzten Zeit auch ungleich größere Schrecken gesehen hatte…
    »Wer seid Ihr?«, fragte sie mit tonloser Stimme.
    »Galfyn, Häuptling des Falkenclans«, stellte er sich vor.
    »Ei-ein Waldkrieger?«
    Er nickte.
    »So ist es wahr, was mein Onkel vermutete. Das Waldvolk hat sich mit unseren Feinden verbündet…«
    »Nein, Prinzessin.« Er schüttelte entschieden den Kopf. »Das Waldvolk hat sich verbündet, das ist wahr, aber nicht mit euren Feinden. Die Schlacht im Tal des Allair hat nicht stattgefunden. Ein Bündnis wurde geschlossen zwischen den Völkern der Berge und des Waldes, auf dass wir Seite an Seite kämpfen gegen den gemeinsamen Feind. Fürst Barand von Falkenstein schickt mich, Euch zu befreien.«
    »Fü-Fürst Barand?«, fragte sie unsicher, doch schwang auch schwache Hoffnung in ihrer brüchigen Stimme mit.
    »So ist es«, bestätigte Galfyn, während er sich bereits daranmachte, die eisernen Spangen um ihre Hand- und Fußgelenke zu lösen. »Er trug mir auf, Euch zu befreien, denn er hat…«
    Der junge Häuptling unterbrach sich, denn als er sich über sie beugte, um ihr die Fesseln abzunehmen, hatten sich ihre Wangen berührt. Er zuckte ein wenig zurück, und einen kurzen Moment lang schwebten ihre Gesichter dicht voreinander; der Waldkrieger und die Dame von edlem Geblüt blickten einander in die Augen. Ein Blick, der unergründlicher und tiefer war als alle Seen Allagáins – und der die Wahrheit ans Licht brachte.
    »Ihr seid es«, sagte Rionna leise.
    »Was meint Ihr?«
    »Die Gestalt aus meinem Traum«, erwiderte sie flüsternd.
    »Aus welchem Traum?«
    »Vor einiger Zeit träumte ich, ich wäre gefangen und in tiefer Not und Verzweiflung. Ein Retter kam, um mich zu befreien, doch ich konnte sein Gesicht nicht sehen. Bislang glaubte ich, dass dieser Traum nicht mehr gewesen wäre als ein Trugbild, aber nun, da ich Euch gegenüberstehe, glaube ich, dass… dass…«
    »Dass ich es gewesen bin?«, fragte er.
    Sie nickte.
    »Könnt Ihr aufstehen?«, fragte er sanft.
    »I-ich denke…«
    Er nickte und bot ihr seinen Arm an, den sie dankbar ergriff. Kaum hatte er sie jedoch auf die Beine gezogen, als diese auch schon wieder nachgaben. Mit einem Stöhnen sackte Rionna in die Knie, und Galfyn fing sie auf. Kurzerhand lud er sich die Prinzessin auf die Arme und trug sie die Stufen empor, hinaus aus dem Kerkerloch und dem düsteren Verlies – und Rionna, die zu dem Unbekannten jähes Vertrauen fasste, dankte dem Schöpfer dafür, dass ihre Gefangenschaft zu Ende war.
    Zusammen mit den anderen Häftlingen – elend aussehenden, in Fetzen gekleideten Gestalten, die nur noch Schatten ihrer selbst waren und von den Waldkriegern gestützt werden mussten, während sie sich durch die Stollen schleppten – erreichten sie die Oberfläche. Dort lud Galfyn die Prinzessin ab, die zum ersten Mal zu sehen bekam, was aus der Stadt ihrer Ahnen geworden war.
    Der Anblick war erschreckend.
    Iónador stand in Flammen!
    Zahlreiche Häuser brannten, auf den Straßen ging ein entsetzliches Morden vor sich. Allenthalben wurde gebrüllt und geschrien. Waffen klirrten, Pferde wieherten. Rionna brauchte einen Moment, bis sie im allgemeinen Durcheinander Einzelheiten ausmachen konnte und erkannte, wer gegen wen kämpfte. Staunend sah sie Ritter, Stadtsoldaten und Allagáiner Bauern Seite an Seite mit barbarisch aussehenden Waldkriegern kämpfen, deren lange Mähnen und bemalte Gesichter selbst den Erlen Angst einzuflößen schienen. Und als wäre dies noch nicht verwunderlich genug, hatten sich auch noch kleinwüchsige Krieger in schimmernden Rüstungen und mit langen Bärten hinzugesellt, die mit ihren Äxten auf die Unholde eindrangen.
    Zwerge – Wesen aus mythischer Zeit…
    Rionna war zu erschöpft, um sich darüber zu wundern, und gleichzeitig zu gefangen von dem erschütternden Anblick. Von den oberen Stufen des Túrin Mar aus blickte sie auf den Vorplatz des Großen Turms, der von den Körpern Gefallener übersät war. Hier und dort wurde noch heftig gekämpft, rannten Trolle und Erle in blutgieriger Raserei durch die Gassen. Was, so fragte sich die Prinzessin, war nur aus der Goldenen Stadt geworden?
    Dann aber kam ihr eine andere Frage in den

Weitere Kostenlose Bücher