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Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Titel: Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Gesetze der Alten, den Kodex der Druiden…«
    »Hochmütiger alter Narr! Selbst jetzt, da dein Ende naht, redest du noch von Kodex und Gesetzen? Hast du denn nichts gelernt?«
    Der Druide fühlte die Spitze der Dunkelklinge an seiner Kehle. Gegen die Waffen sterblicher Wesen mochte Yvolar das eine oder andere ausrichten können, doch die verfluchte Klinge des Nebelherrn war für ihn ebenso tödlich wie für jede andere Kreatur dieser Welt.
    Obwohl er fühlte, dass sein Ende nah war und obwohl ihn namenloser Schmerz peinigte, zwang sich der Druide zu innerer Ruhe. Seine Gedanken waren bei jenen, die ihm bereits zum Schöpfer vorausgegangen waren, aber auch bei seinen Schützlingen, die diesen weiten und beschwerlichen Weg mit ihm beschritten hatten.
    Alphart.
    Erwyn.
    Mux.
    Leffel…
    Er rief sich ihre Gesichter vor Augen, und als wären sie nicht nur Spiegelbilder seiner Erinnerung, sondern tatsächlich an diesem grausigen Ort, um ihm in diesen letzten, schweren Momenten beizustehen, verlor der Druide tatsächlich alle Furcht. Den Schmerz seiner Wunden fühlte er kaum noch, und er verspürte inneren Frieden, wie er ihn lange nicht mehr empfanden hatte – auch dann noch, als sich der Druck hinter Muortis’ Klinge verstärkte, um sich jeden Moment in seine Kehle zu graben.
    »Sieh es ein, alter Freund«, sagte der Nebelherr genüsslich, »dass ich der Mächtigere von uns beiden bin. Denn ich, der letzte der alten Druiden, werde die Welt beherrschen. Du jedoch wirst sterben…«

 
    65
     
     
     
    Die Lage hatte sich verkehrt.
    Noch im Morgengrauen waren es die Menschen gewesen, die sich Iónador in der Absicht genähert hatten, die weißen Mauern zu erstürmen und die Goldene Stadt zurückzuerobern – nun fanden sich Galfyn und sein vereintes Heer aus Menschen und Zwergen in der Rolle der Verteidiger.
    Von der Ringmauer aus blickte Galfyn nach Westen – und hatte alle Mühe, sich sein Entsetzen nicht anmerken zu lassen.
    Inzwischen näherten sich die Erle aus drei Himmelsrichtungen; hauptsächlich von Westen, wo sie den Großen Wall überschritten hatten und zu Zehntausenden nach Allagáin strömten, aber auch von Norden und Osten.
    Das gesamte Umland der Festung schien in Bewegung zu sein. Unheimlich hallte der Klang der Kriegstrommeln von den Berghängen wider; unter dem riesigen Felsschild, der sich über Iónador erstreckte, verdichteten sich die Schläge zu einem ohrenbetäubenden Dröhnen, das an den Nerven der Verteidiger zehrte.
    Dazu erhob sich dumpfer Gesang aus den Reihen der Chaoskämpfer, dessen Klang ausreichte, um manchen altgedienten Kämpen in Panik zu versetzen.
    »Bei Fynrads Flamme!«, entfuhr es Galfyn mit belegter Stimme. »Es sind viele, so schrecklich viele…«
    »Dennoch werden wir kämpfen«, verkündete Rionna, die neben ihm auf dem Wehrgang stand und es an Mut und Entschlossenheit leicht mit jedem Waldkrieger hätte aufnehmen können.
    »Seid Ihr sicher, dass Ihr das wirklich wollt?«, fragte Galfyn, ohne den Blick von den herannahenden Heeresmassen zu wenden.
    »Mehr als alles andere«, erwiderte sie gefasst.
    Um nicht zurückzustehen, wenn um die Stadt ihrer Ahnen gekämpft wurde, hatte sie sich ein wattiertes Unterkleid sowie einen Schuppenpanzer bringen lassen, der vergleichsweise leicht zu tragen war, aber dennoch einigen Schutz bot. Ein schimmernder Helm saß auf ihrem Kopf, der ihr bis in den Nacken reichte und dessen Visier sie nach unten klappen konnte. Als Waffe dienten ihr ein Kurzschwert sowie ein runder, leicht zu handhabender Schild mit vergoldetem Buckel.
    Galfyn nickte und schaute sich dann um. Furcht stand in den Gesichtern der Männer zu lesen, die sich mit der gewöhnlichen Unruhe vor einem Gefecht nicht vergleichen ließ. Denn während es sonst die Ungewissheit über das eigene Schicksal war, die den Kriegern zusetzte, ihnen gleichzeitig aber auch die Hoffnung ließ, den Kampf zu überleben, konnte am Ausgang dieser Schlacht kein Zweifel bestehen.
    Natürlich waren die Mauern Iónadors alt und trutzig, aber Galfyn und seine Leute hatten eben erst bewiesen, dass die Goldene Stadt nicht uneinnehmbar war. Die befand sich inzwischen zum Großteil unter Kontrolle, nur noch vereinzelt wurde gegen versprengte Haufen von Erlen gekämpft, die allerdings so eingeschüchtert und dezimiert waren, dass sie keine echte Bedrohung mehr darstellten. Galfyn hatte angeordnet, sie nicht weiter zu verfolgen – er brauchte jeden einzelnen Mann auf den Wehrgängen der Stadt.
    Die

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