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Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Titel: Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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stießen entsetzliche Schreie aus, die jedoch in dem infernalischen Rauschen untergingen, das plötzlich über ihnen lag. Ein Rauschen, das dem Druiden nur zu bekannt vorkam, obwohl er es seit Ewigkeiten nicht mehr vernommen hatte.
    Der Flügelschlag eines Drachen…
    In diesem Moment wischte etwas nur wenige Handbreit über den Köpfen der Erle hinweg – etwas, das riesig groß war, einen langen Schweif hatte und sich so schnell bewegte, dass das Auge ihm kaum folgen konnte.
    Yvolar warf sich herum und wandte den Blick nach oben. So schnell, wie sie von dort herabgestoßen war, war die fliegende Kreatur wieder hinauf in den Himmel gejagt. Nun schwebte sie dort oben, den Naturgesetzen trotzend, und breitete die weiten Schwingen aus.
    »Fyrhack!«
    Seit Generationen hatte sich ein Anblick wie dieser nicht mehr über Allagáin geboten. Majestätisch und riesig verharrte der Drache unter den grauen Wolken. Dann stieß er ein wütendes Fauchen aus und legte die Flügel wieder an, um wie ein Raubvogel hinabzustoßen und einen weiteren Angriff auf die Erle zu führen.
    Nicht wenige der Unholde hatten sich bereits abgewandt und suchten ihr Heil in der Flucht. Vergeblich versuchten die Hauptleute, sie daran zu hindern – doch die entfesselte Panik ihrer Untergebenen ließ sich nicht mehr bändigen. Entsetzte Schreie ausstoßend, liefen die Erle zum nahen Wald, wo sie dem Zorn des Drachen zu entgehen hofften.
    Eine Hoffnung, die trügerisch war.
    Denn der Lindwurm, der beinahe senkrecht aus dem Himmel herabstieß, hatte die Fliehenden längst ausgemacht, und er schien nicht vorzuhaben, auch nur einen von ihnen entkommen zu lassen. Erneut schoss ein Feuerstrahl aus seinem Rachen zur Erde und setzte den Waldrand in Brand. Von einem Augenblick zum anderen schnitt eine lodernde Feuerwand den Erlen den Weg ab. Entsetzt versuchten die Vorderen, in ihrem Lauf innezuhalten, doch ihre nachdrängenden Kumpane waren blind vor Panik und stießen sie in die Flammen.
    Fauchend zog der Drache über sie hinweg, um noch einmal hoch in die Lüfte aufzusteigen. Diesmal beschrieb er eine enge Kurve und kehrte schon nach Augenblicken wieder zurück. Die vier Gliedmaßen mit den mörderischen Krallen ausgebreitet, landete er inmitten der verwirrten Unholde. Nur wenige von ihnen brachten den Mut und die Geistesgegenwart auf, ihre Waffen gegen ihn zu richten, und es bekam ihnen schlecht. Manch einer wurde geröstet, andere von Drachenklauen zerfetzt, wieder andere vom Schweif erschlagen, der wie eine Keule niederging und gegen dessen Stacheln aus Horn kein Helm und keine Panzerung Schutz bot.
    Mit Urgewalt wütete die Kreatur aus einer anderen Zeit unter den Erlen und spie Flammen – bis sich ringsum kaum noch etwas regte. Wer es von Muortis’ Dienern nicht geschafft hatte, beizeiten zu fliehen, der lag tot oder schwer verwundet am Boden. Schnaubend stand der Drache inmitten des Felds aus schwarzer Erde und verkohlten Kadavern, das er selbst bestellt hatte, und als sich der Rauch legte, wurde seine eindrucksvolle Gestalt vollends sichtbar: ein mächtiger, mit grünen und braunen Hornplatten besetzter Körper, der auf säulendicken Beinen ruhte und in einen langen Schwanz auslief; riesige Flügel, die mit ledriger Haut bespannt waren, durch die geheimnisvoll das blasse Sonnenlicht schimmerte; ein Zackenkamm, der über den breiten Rücken und den langen Hals bis hinauf zum riesigen Haupt verlief. Das Maul des Drachen war weit aufgerissen, sodass die mörderischen Zähne zu sehen waren; Dampf wölkte aus seinen Nüstern, und seine orangefarbenen Augen leuchteten in düsterer Glut, während er sich wachsam umblickte.
    Erst als er sicher war, dass sich kein Feind mehr regte, wandte er sich ab und verließ den Todesacker, gesellte sich zu dem Druiden, der am Waldrand kauerte, der endgültigen Erschöpfung nahe und aus seiner Schulterwunde blutend.
    »Du bist verwundet.«
    Trotz der Schmerzen, die ihn quälten, und des Erlgifts, das durch seine Adern strömte, musste Yvolar grinsen. Drachen waren noch nie bekannt dafür gewesen, große Redner zu sein…
    »In der Tat«, sagte er. »Und wärst du nicht gekommen, so säße mein Haupt längst nicht mehr auf meinen Schultern. Ich danke dir, alter Freund.«
    Die Erwiderung des Drachen bestand lediglich aus einem lauten Schnauben.
    »Du bist genau zur rechten Zeit gekommen, weder einen Herzschlag zu früh noch zu spät«, stellte Yvolar fest. »Du hast dich nicht verändert, Fyrhack.«
    »Ebenso wenig wie

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