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Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Titel: Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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ist geflohen. Geblieben sind nur die Alten und Schwachen, und die sind ein gefundenes Fressen für die Erle – und das meine ich im wörtlichen Sinn. Rohe Barbarei hat in Iónador Einzug gehalten, wie man sie sich grässlicher kaum vorstellen kann.«
    »Und was«, erkundigte sich der Jäger leise, »ist mit ihr?«
    »Von Prinzessin Rionna habe ich keine Nachricht. Wir wissen nicht, ob sie noch unter den Lebenden weilt oder…«
    »Ich hätte ihr folgen sollen, als ich die Gelegenheit dazu hatte. Ich hätte sie retten können.«
    »Du hattest einen Auftrag auszuführen, der wichtiger war als alles andere«, brachte der Druide in Erinnerung, »dringlicher als das Schicksal eines einzelnen Mannes oder einer einzelnen Frau.«
    »Ich weiß.« Alphart nickte. »Dennoch…«
    »Du liebst sie, nicht wahr?«
    Der Wildfänger blickte auf. Seinesgleichen pflegte nicht über derlei Dinge nachzudenken, geschweige denn, sich mit jemandem offen darüber zu unterhalten.
    »Es war offensichtlich, vom ersten Moment an«, erklärte Yvolar ungerührt.
    »Machst du Witze, alter Mann?« Alphart lachte freudlos auf. »Wir haben uns die ganze Zeit über nur in den Haaren gelegen.«
    »Menschen pflegen oftmals das eine zu empfinden und etwas völlig anderes zu tun. Bisweilen kann derlei Verhalten auch ein Zeichen von Zuneigung sein.«
    »Nicht in diesem Fall.«
    »Wenn du meinst.« Erneut zeigte der Druide dieses wissende Lächeln, das stets dafür sorgte, dass sich Alphart bis ins Mark durchschaut vorkam.
    Um rasch das Thema zu wechseln, wandte er sich ab und schaute zu den Dorfbewohnern, die sich um eines der Feuer versammelt hatten und schmale Fleischstreifen darüber brieten. Ähnlich wie Urchar der Schamane hatten auch sie gedrungene, behaarte Körper und seltsam geformte Gesichter. Männer und Frauen waren kaum voneinander zu unterscheiden, und die Kinder, die ausgelassen durch das Lager tollten, erinnerten den Jäger in mancher Hinsicht mehr an junge Tiere denn an kleine Menschen.
    »Wer sind sie?«, wollte er von Yvolar wissen. »Sind sie wirklich die ›Wilden Männer‹?«
    »Damit würdest du den Frauen unter ihnen wohl unrecht tun«, sagte der Druide grinsend. »Aber du hast recht, mein Freund, wenngleich der Name irreführend ist. In der alten Sprache wurden sie diochuin genannt, was ›Die Vergessenen‹ bedeutet, und genau das sind sie auch: ein Volk, das von der Natur und der Zeit vergessen wurde. Unten in den Tälern mag das Leben sich weiterentwickelt haben, hier jedoch, in der Abgeschiedenheit dieser einsamen Bergschlucht, ist es stehen geblieben. Die Vergessenen sind Relikte aus einer Zeit, die längst vergangen ist. Es ist ihnen verwehrt geblieben, Menschen wie wir zu werden, aber sie sind auch längst keine Tiere mehr. Der Wille und die Fähigkeit zum Guten unterscheiden sie von ihnen – ebenso wie von Muortis’ finsteren Kreaturen.«
    Eine der Gestalten am Lagerfeuer erhob sich, schaute zu ihnen herüber und winkte. Yvolar erwiderte den Gruß, und der Mann erhob sich und kam zu ihnen. Seine Erscheinung unterschied sich in nichts von der der übrigen Höhlenmenschen, vielleicht mit der Ausnahme, dass seine Kleidung – eine knielange Tunika aus geflecktem Fell und ein weiter Umhang – ein wenig gepflegter wirkte als die der anderen. Sein ergrautes Haar reichte ihm bis zu den Schultern, um seinen Hals hing ein ledernes Band, an dem allerlei Kleinodien befestigt waren, denen offenbar kultische Bedeutung zukam.
    »Dies«, stellte Yvolar den Vergessenen vor, »ist Salmuz, der Anführer des Stamms.«
    Alphart begrüßte den Mann, von dem er schon gehört, den er jedoch noch nie zu Gesicht bekommen hatte; er verbeugte sich, um sich für die Pflege und die gute Behandlung zu bedanken, die man ihm hatte angedeihen lassen.
    »Du wieder gesund?«, erkundigte sich Salmuz, wobei sich seine Augen unter den vorspringenden Stirnknochen weiteten. Von seinen Gefährten wusste Alphart, dass das Oberhaupt der Wilden Männer die Menschensprache leidlich beherrschte, daher war er nicht überrascht, von ihm angesprochen zu werden.
    »In der Tat«, erwiderte er, »und das verdanke ich euch. Wärt ihr nicht gewesen…«
    »Blutriese alter Feind von Volk. Oft überfallen, viele tapfere Jäger töten. Volk lange Versteck gesucht. Jetzt tot«, fügte der Häuptling hinzu, worauf sich ein breites Grinsen von einem Ohr zum anderen zog. »Volk nicht mehr angreifen. Nie mehr.«
    »Das ist gut«, meinte Alphart und verbeugte sich abermals,

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