Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen
unterkriegen.«
»Du wirst nicht böse, wenn ich dichte? Ich dachte, du magst keine reimenden Wichte?«
»Ich fange allmählich an, mich an deinesgleichen zu gewöhnen«, knurrte der Wildfänger. »Außerdem…«
»Ja?«, fragte Leffel.
Alphart biss sich auf die Lippen. Noch immer war er kein Mann großer Worte, aber was er gesehen und erlebt hatte, hatte ihn verändert. Trotz allem, was geschehen war, war er noch immer am Leben, und er dankte dem Schöpfer dafür. Und er erinnerte sich an das, was Bannhart zu ihm gesagt hatte…
War es wirklich sein Bruder gewesen, der zu ihm gesprochen hatte, als er im Fiebertraum an der Grenze zwischen Tod und Leben gewandelt war? Alphart wusste es nicht und würde es vermutlich auch nie erfahren. Aber eines war ihm klar geworden…
»Ich bin ein verdammter Narr gewesen«, gestand er den Gefährten, die sich rings um sein Lager versammelt hatten.
»Ach ja?«, fragte Urys spitz, dessen Wunden so gut verheilt waren, dass sie kaum noch zu sehen waren. »Erzähl uns etwas, das wir noch nicht wissen.«
»Ich bin Wildfänger von Beruf«, erklärte Alphart zu seiner Verteidigung, »frei geboren und niemandem Rechenschaft schuldig. Als mein Bruder starb, glaubte ich deshalb, ganz auf mich gestellt zu sein und allein die Verantwortung zu tragen für… für das, was geschehen war.«
»Und jetzt?«, fragte Erwyn.
»Habe ich erkannt, dass es nicht so ist«, erwiderte der Jäger, und es war ihm anzusehen, wie schwer es ihm fiel, die richtigen Worte zu finden. »Meinen Bruder mag ich verloren haben, aber ich habe neue treue Gefährten gewonnen, die ihr Leben wagten, um das meine zu retten – und ich habe es ihnen schlecht gedankt. Dafür bitte ich euch… ich meine…«
»Was?«, verlangte Walkar zu wissen.
»Ich bitte euch um Verzeihung«, flüsterte der Wildfänger die Worte, die ihm so widerwillig über die Lippen wollten – um dabei aber festzustellen, dass es gar nicht so schwer war, sie auszusprechen.
»Bist auch wirklich du gesundet«, erkundigte sich Mux zweifelnd, »oder liegst du noch verwundet?«
»Keine Sorge, es geht mir gut«, versicherte Alphart, »und ich weiß auch, was ich sage – auch wenn mir dieser verdammte Blutknecht ein paar ordentliche Dinger verpasst hat.«
»Mir auch«, sagte Urys. »Wären Salmuz und sein Stamm nicht gewesen…«
»Wer?«, wollte Alphart wissen.
»Salmuz«, wiederholte Erwyn. »Er ist der Anführer des Stammes, dessen Krieger uns aus der Höhle des Blutberchts befreit haben.«
»Was sind das für Leute?«
»Wir wissen es nicht«, antwortete Leffel, »aber sie sind anders als wir. Sie sehen anders aus und sprechen anders. Nur Salmuz und Urchar, sein Schamane, beherrschen unsere Sprache, aber leider nur ein paar Brocken davon.«
»Wo sind wir hier?«, fragte Alphart.
»In ihrem Dorf in den Bergen«, erklärte Urys. »Es gibt in Glondwarac Aufzeichnungen über einen frühen Stamm der Menschen, der im Schatten des Nebelbergs die Zeiten überdauert haben soll, aber ich hätte nicht gedacht, dass es ihn tatsächlich gibt.«
»Und sie sind uns freundlich gesinnt?«
»Das will ich meinen – schließlich haben sie uns nicht nur gerettet, sondern uns auch gesund gepflegt.« Der Zwerg grinste. »Ich für meinen Teil jedenfalls habe mich lange nicht mehr so gut gefühlt.«
»Ich auch nicht«, versicherte Erwyn. »Was für ein Glück, dass wir ihnen begegnet sind. Salmuz sagt auch, sie hätten Fortbewegungsmittel, die uns höher an den Gipfel heranbringen können.«
»Ihr… ihr habt ihm von unserer Mission erzählt?«, fragte Alphart fassungslos.
»Nicht direkt«, sagte der Junge ausweichend. »Jemand anderes hat das an unserer Stelle getan. Jemand, der kurz nach uns hier eingetroffen ist.«
»Wer?«, wollte Alphart wissen, dessen Züge verkanteten. War ihnen schon wieder ein neuer Feind auf den Fersen? Einer, der so verschlagen war, dass seine Gefährten ihn nicht durchschauten?
»Er wartet draußen vor der Höhle«, antwortete Urys grinsend. »Sollen wir ihn hereinbitten?«
»Von mir aus«, brummte Alphart.
Das Eingangsfell wurde erneut beiseitegeschlagen, und grelles Licht flutete in die Kammer, das noch ein wenig heller schien als der Tag, der draußen angebrochen war. Und aus dem blendenden Schein trat kein anderer als Yvolar der Druide.
»Du?«, stieß der Jäger überrascht hervor.
»Wie du siehst«, erwiderte Yvolar lächelnd.
»Aber ich dachte, du wolltest nach Norden…«
»Dort war ich auch«, sagte der Druide
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