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Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Titel: Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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hatten…
    »Fellhörner«, stellte Urys mit einem Tonfall fest, als wären die riesigen Kreaturen das Selbstverständlichste der Welt.
    Alphart hingegen starrte fassungslos auf die Tiere, deren Schulterhöhe an die anderthalb Mannslängen betragen mochte und deren zottiges graubraunes Fell fast bis zum Boden hing. Die Beine waren dick wie Pfeiler, die klobigen Schädel mit winzig kleinen Äuglein versehen und mit einem großen gebogenen Horn vorn auf der Schnauze, dem die Tiere ihren Namen verdankten. Noch nie hatte der Wildfänger mehr rohe, geballte Kraft auf vier Beinen gesehen. Daran änderte auch das Zaumzeug nichts, das man den Fellhörnern angelegt hatte. Und unwillkürlich fragte er sich, wie viele Rationen Fleisch ein ausgewachsenes Exemplar wohl ergeben würde.
    Die Vergessenen, wie Yvolar die Wilden Männer nannte, standen in enger Beziehung zu den Tieren; sie aßen ihr Fleisch und machten aus ihren Fellen und Knochen Kleidung und Werkzeuge. Alphart konnte sich vorstellen, wie gefährlich es war, so ein Fellhorn zu jagen, wenn die einzige Bewaffnung aus primitiven Speeren bestand, und er kam nicht umhin, Salmuz und seine Leute für ihren Wagemut zu bewundern.
    Schon am Morgen des nächsten Tages setzten die Gefährten ihre Reise zum Gipfel fort. Sie beluden die Schlitten mit wärmenden Fellen und Proviant aus den Vorratskammern der Höhlenmenschen. Ihre Waffen, die die Vergessenen aus dem Versteck des Blutbercht mitgenommen hatten, hatten sie zurückbekommen, zudem gab ihnen Salmuz oval geformte, gewölbte und mit Fellhorn-Haut bespannte Schilde mit, die sich zum Tragen auf Rucksack oder Rücken schnallen ließen und die trotz ihres geringen Gewichts angeblich kein Erlpfeil zu durchdringen vermochte.
    Urchar der Schamane murmelte zum Abschied eine unverständliche Beschwörungsformel.
    »Was sagt er?«, erkundigte sich Leffel flüsternd bei Yvolar.
    »Es ist schwer zu deuten«, erwiderte der Druide. »Ihre Sprache ist ebenso vergessen wie sie selbst. Selbst ich vermag nicht alle ihre Geheimnisse zu ergründen. Aber ich denke, dass es sich um eine Art Segen oder ein Gebet handelt.«
    »Zu wem beten die Vergessenen? Zum Schöpfergeist?«
    »Das wohl kaum«, bezweifelte Yvolar. »Ihre Sicht der Welt ist noch zu eingeschränkt, und ihr Verstehen reicht nicht aus, um das wahre Wesen der Welt zu erkennen. Aber gleich, zu welchen Göttern sie beten – sie glauben daran, dass es etwas Höheres gibt als sie selbst und dass sie nicht der Maßstab aller Dinge sind. Das macht sie uns ähnlich und zu Feinden von Muortis.«
    »Warum sind sie dann noch unbehelligt geblieben?«, fragte Alphart. »Obwohl es in den Tälern inzwischen vor Erlen wimmelt, scheinen die Wilden Männer nichts von dem mitbekommen zu haben, was in Allagáin vor sich geht.«
    »Hättest du davon erfahren, wenn die Erle nicht deinen Bruder getötet hätten?«, fragte Yvolar dagegen. »Die Einsamkeit der Berge pflegt dem Weltgeschehen zu entrücken. Davon abgesehen, dürfte Muortis die Vergessenen kaum als Bedrohung betrachten. Sein Blick ist nach Norden gerichtet, auf Allagáin und die Menschen – und diese Tatsache birgt zugleich Gefahr und Hoffnung.«
    Urchar hatte sein Gebet, oder was immer es gewesen war, beendet. Indem er jedem der Gefährten eine Adlerfeder schenkte – Alphart befestigte seine an der Kapuze seines Mantels –, verabschiedete er sich von ihnen. Dann bestiegen sie die Schlitten, die von je einem Fellhorn gezogen wurden. Zwei Höhlenmenschen führten die Tiere am Zügel. Einer dieser Führer war Salmuz selbst, der darauf bestand, die Besucher persönlich zu begleiten.
    Eine große Verabschiedung wie in Seestadt oder in Glondwarac gab es nicht; nur wenige Vergessene hatten sich eingefunden, um dem Aufbruch der Gefährten beizuwohnen, und das auch nur aus reiner Neugier. Beim Blick in die stillen, fremdartigen Gesichter fragte sich Alphart, ob sie überhaupt begriffen, was vor sich ging. Andererseits hatten sie ihn und seine Freunde aus den Klauen des Blutbercht befreit und die Jahrtausende überdauert – und das wiederum musste bedeuten, dass sie mehr vom Überleben verstanden, als man ihnen zutrauen mochte.
    Die Fellhörner marschierten los. Mit aller Kraft stemmten sich die mächtigen fellbewachsenen Tiere in das Geschirr, und die Schlitten setzten sich in Bewegung. Mit leisem Rauschen glitten die Kufen durch den Schnee, und schon kurz darauf hatten die Gefährten das Tal der Höhlenbewohner verlassen.
    Alphart, der

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