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Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Titel: Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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er fand keinen. Sein Gegner wartete darauf, dass er ihn attackierte, und die Meute ringsum dürstete nach Blut.
    »Schwierigkeiten?«, fragte eine eisig kalte, tonlose Stimme, und erstmals war Klaigon erleichtert darüber, sie zu vernehmen.
    Überraschend war Kaelor aufgetaucht, Klaigons dunkler Verbündeter. Respektvoll wichen die Unholde zurück, um der einschüchternden Gestalt ihres Anführers Platz zu machen. Die Furcht in ihren Schweinsgesichtern war unübersehbar.
    Schwerfällig baute sich der Eisriese, unter dessen bleicher, von blauen Adern durchzogener Haut sich stählerne Muskeln abzeichneten, neben Klaigon auf. Dann ließ er den Blick seines einen Auges drohend über die versammelte Horde schweifen, ehe er ihn auf Klaigon richtete. »Was ist geschehen?«, fragte er, auf den Unhold mit der Axt deutend. »Hat es dieser da gewagt, dich zu beleidigen?«
    »Nun, ich… ich weiß nicht…«
    »Ja oder nein?«, verlangte Kaelor zu wissen.
    Klaigon zögerte noch einen Moment, ehe ihm klar wurde, dass sich das Blatt zu seinen Gunsten gewendet hatte. »Allerdings«, bestätigte er, heftig nickend.
    »Warum ist er dann noch am Leben?«
    Die Frage war so einfach wie direkt, mit Blick auf die Axt, die der Unhold in den Klauen hielt, allerdings auch ziemlich einfach zu beantworten.
    »Nun, ich…« Ein wenig verlegen blickte Klaigon auf den Dolch in seiner Hand und kam sich vor wie eine Mücke, die einen Keiler erlegen wollte.
    »Du musst dir Respekt verschaffen«, beschied ihm Kaelor schnaubend. Und noch ehe Klaigon recht begriff, was geschah, hatte die Pranke des Eisriesen den Erl schon erfasst und ihm die Axt entwunden. Die Fratze des Unholds nahm einen entsetzten Ausdruck an, und er begann zu winseln wie eine Ratte kurz vor dem Ertrinken. Kaelor packte ihn im Genick und zwang ihn unbarmherzig auf die Knie.
    »U-und jetzt?«, fragte Klaigon.
    »Leben oder Tod«, sagte der Eisriese nur. »Es ist deine Entscheidung.«
    »Meine Entscheidung«, echote der Fürstregent, und plötzlich kam ihm der Dolch in seiner Hand nicht mehr wie der Stachel einer Mücke vor, sondern wie eine wirkliche Waffe. Er sah die Furcht in den gelben Augen des Erls, und das alte Gefühl der Überlegenheit, das er in den letzten Stunden so schmerzlich vermisst hatte, kehrte schlagartig zurück.
    Sollte er dem Unhold das Leben schenken? Sich als großmütig erweisen und sich damit seiner Dankbarkeit versichern?
    Nein.
    Wenn Klaigon eines gelernt hatte, dann dass Furcht ein ungleich nützlicherer Verbündeter war, wenn man der Masse zu gebieten gedachte. Außerdem ging er kein Risiko ein. Der Dolch lag in seiner Hand, sein Gegner war wehrlos. Er brauchte es also nur zu tun.
    »Den Tod«, stieß der Fürstregent zwischen seinen wulstigen Lippen hervor – und rammte dem Unhold die Klinge bis ans Heft in die Brust.
    Ein Schwall von schwarzem Blut schoss hervor, als er den Dolch wieder herauszog, zur sichtlichen Freude der übrigen Erle. Sie warteten, bis ihr Artgenosse verendet und der letzte Funke Leben aus ihm gewichen war, dann wandten sie sich ab.
    »Nun?«, erkundigte sich Kaelor, den Kadaver keines Blickes würdigend. »Wie fühlst du dich?«
    »Gut«, versicherte Klaigon, der auf die blutige Klinge starrte.
    »Hast du nun begriffen, was Macht bedeutet und wozu sie dienen kann?«
    Klaigon schaute auf – und konnte sich plötzlich nicht mehr erklären, woher die Zweifel gekommen waren, die ihn eben noch geplagt hatten. »Ja«, versicherte er mit einer Stimme, die vor leisem Wahnsinn bebte, »das habe ich…«

 
    18
     
     
     
    Die Fortbewegungsmittel, von denen Yvolar gesprochen hatte, stellten sich als Schlitten heraus – große, grob zusammengezimmerte Gefährte, deren Kufen aus halbierten, von der Rinde befreiten Fichtenstämmen geformt waren. Tiersehnen hielten die Schlitten zusammen, von denen jeder groß genug war, um vier oder fünf Passagiere zu befördern. Gezogen wurden sie nicht etwa von Ochsen oder Pferden wie die Schlitten der Bergbauern, sondern von jenen riesigen fellbesetzten Tieren, auf die Alphart schon einmal einen kurzen Blick erheischt hatte. Da ihn damals noch das Wundfieber plagte, hatte er angenommen, sich die unförmigen Viecher nur eingebildet zu haben – ein Irrtum, wie er inzwischen hatte feststellen müssen. Außerdem erinnerte sich der Wildfänger, zumindest eines der Tiere bereits in Glondwarac gesehen zu haben, in einer der Höhlen, die sie auf ihrer Fahrt durch das Zwergenreich passiert

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