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Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Titel: Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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mich nicht dazu bringen, meine Meinung zu ändern, selbst wenn du mich hier unten langsam verrotten lässt.«
    »Das könnte das Schicksal sein, das dir blüht«, orakelte Klaigon düster, und ohne die Reaktion seiner Gefangenen abzuwarten, machte er auf dem Absatz kehrt und trat von der Zellentür zurück. Der Fürstregent verspürte das dringende Bedürfnis nach frischer Luft und hatte nur den einen Wunsch: den Kerker möglichst rasch zu verlassen.
    Mit hektischen Schritten eilte er durch den Stollen, vorbei an den Zellen, in denen politische Gegner schmorten, und den Folterkammern, wo Kaelors Schergen ihrer Lieblingsbeschäftigung nachgingen. Es waren nicht viele Ratsmitglieder gewesen, die sich Klaigons Entschluss, mit Muortis zu paktieren, offen widersetzt hatten, aber jeder Einzelne von ihnen hatte es inzwischen schon tausendmal bereut…
    Im Laufschritt stürmte er die in den Fels gehauenen Stufen hinauf, die sich zurück zur Oberfläche wanden. Wenn Klaigon jedoch gehofft hatte, einen frischen Atemzug kühler Nachtluft schöpfen zu können, der ihn beruhigen und seinen inneren Aufruhr dämpfen würde, so wurde er bitter enttäuscht. Die Luft über der Stadt war von fauligem Geruch und dem Gestank von Exkrementen durchsetzt, und der weite Platz vor dem Túrin Mar war kaum mehr wiederzuerkennen.
    Erle hatten dort ihr Kriegslager aufgeschlagen; mehrere Feuer flackerten, deren Brennholz aus Stühlen und Tischen bestand, die die Unholde aus den umliegenden Häusern zusammengetragen und in Trümmer geschlagen hatten. Sie selbst hockten um diese Feuer auf dem Boden, um sich zu besaufen, oder tanzten in wilden Verrenkungen um die Flammen, die riesige bizarre Schatten auf die Fassaden der umliegenden Häuser warfen.
    Menschen waren weit und breit nicht mehr zu sehen.
    Die meisten Einwohner Iónadors hatten die Stadt verlassen, andere sich in ihren Häusern verbarrikadiert. Und wieder andere, so vermutete Klaigon, waren in den Mägen der grausigen Besatzer geendet…
    Der Gedanke erschütterte selbst den skrupellosen Fürstregenten und baldigen König von Allagáin, und auf einmal fragte er sich, ob seine Nichte nicht vielleicht recht hatte mit ihren Einwänden. Hatte er, um seine Macht zu behaupten, tatsächlich alles verraten, was er eigentlich hätte erhalten sollen? Hatte der dunkle Herrscher ihn getäuscht? War in Wahrheit er der Betrogene?
    »Nein!«
    Anstatt es nur zu denken, sprach Klaigon das Wort aus – so laut, dass einige der Erle die hässlichen Schädel wandten und zu ihm herüberblickten. Da die meisten von ihnen die Sprache der Menschen jedoch nicht verstanden, lachten sie nur grunzend.
    Blanker Zorn schoss in Klaigons Adern.
    In einem jähen Wutausbruch trat er auf den erstbesten Unhold zu, der es wagte, ihm, seinem zukünftigen Gebieter, frech ins Gesicht zu grinsen, und stellte ihn zur Rede.
    »Du!«, fuhr er ihn an. »Hör auf damit, oder ich schwöre, bei Dóloans Hammer, dass ich dir das Grinsen aus deinem hässlichen Gesicht schneiden werde. Hast du verstanden?«
    Der Erl, der nicht wusste, was die Worte zu bedeuten hatten, bleckte die gelben Zähne, was Klaigon nur noch mehr in Rage brachte. Wer war er, dass er sich diese Frechheit gefallen lassen musste? Dass er tatenlos zuschauen sollte, wie die Erle seine Stadt in einen – wie hatte Rionna es gleich ausgedrückt? – Schweinestall verwandelten? Seine Hand glitt zum Gürtel und zum mit Edelsteinen verzierten Griff des Dolchs, den er dort trug, und in der Absicht, den Erlen und allen Zweiflern ein für alle Mal klarzumachen, wer in Iónador das Sagen hatte, zückte er die Klinge.
    Das Grinsen verschwand augenblicklich aus den Zügen des Erls. Endlich schien die tumbe Kreatur zu begreifen.
    Als die anderen Unholde sahen, dass sich ein Kampf anbahnte, strömten sie neugierig herbei, und im Nu sahen Klaigon und sein Gegner sich von einem Kordon geifernder Mäuler und vor Blutdurst flackernder Augen umringt. Der Erl griff ebenfalls nach seiner Waffe – einer Axt, die so schwer und riesig war, dass Klaigon sie vermutlich nicht einmal hätte heben können. Den kurzen Dolch in der Hand, begriff der Fürstregent, wie lächerlich sein Gebaren wirken musste und wie es um seine Macht tatsächlich bestellt war.
    Der Unhold ließ seinerseits einige Worte vernehmen, die nicht eben freundlich klangen. Klaigon wusste nicht, was er erwidern sollte. Verzweifelt suchte der Herrscher von Allagáin nach einem Weg, sich aus dieser misslichen Lage zu winden, aber

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