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Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Titel: Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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befürchtet hatte, die Schlittenfahrt könnte ihm ähnlich auf die Verdauung schlagen wie die halsbrecherische Reise durch die Stollen Glondwaracs, konnte aufatmen. Der tiefe Schnee, in dem die Fellhörner bis über die Bäuche versanken, hinderte die Tiere daran, in Trab zu verfallen. So ging es langsam, aber stetig bergauf, und das Frühstück, das aus gekochten Kräutern und Wurzeln bestanden hatte, blieb, wo es war.
    Der Wildfänger war froh darüber, dass sie ortskundige Führer hatten. Noch vor ein paar Tagen hätte er wohl einiges dagegen gehabt, sein Schicksal und das seiner Gefährten in die Hände von Höhlenbewohnern zu legen, die auf den ersten Blick einen derart primitiven Eindruck machten. Aber Alphart hatte alle Bedenken ihnen gegenüber fallen gelassen, denn er musste an seinen Fiebertraum denken und an das, was Bannhart (oder wer immer es auch gewesen war) zu ihm gesagt hatte: dass der Schöpfergeist ihm neue Gefährten anstelle seines Bruders geschickt hatte und er lernen sollte, diesen Gefährten zu vertrauen.
    Von dem Schlitten aus, auf dem er zusammen mit Yvolar und dem jungen Erwyn hockte, blickte er zu Leffel, Mux, Walkar und Urys hinüber, die das zweite Gefährt besetzten. Hätte man ihm noch vor wenigen Monden gesagt, dass er einen Druiden, einen Zwerg und einen Kobling zu seinen Begleitern zählen würde, so hätte er nur darüber gelacht. Inzwischen nannte er sie nicht nur seine Begleiter, sondern seine Freunde, während er sich von Wesen, die die Zeit vergessen hatte, auf den Gipfel des Korin Nifol führen ließ.
    Im dichten Schneefall, der im Lauf des Vormittags erneut einsetzte und die Welt ringsum hinter einem milchig weißen Vorhang verschwinden ließ, war kaum zu erkennen, wohin die Reise ging. Nachdem die Fellhörner sie zunächst in nordöstliche Richtung gezogen hatten, änderten sie schon bald ihren Kurs, um dann in endlos scheinenden Serpentinen den Berg emporzustapfen, vorbei an vereisten Felsen und tief verschneiten Bäumen. Die schneidende Kälte machte den Gefährten zu schaffen, und der Wind, der ihnen entgegenblies, schien ihnen das Fleisch von den Gesichtern beißen zu wollen. Wie Nadelstiche prasselten die Schneeflocken auf die wenigen freien Hautstellen und nahmen ihnen die Sicht. Salmuz und sein Gefolgsmann jedoch führten die Fellhörner unbeirrt weiter durch den grimmen Winter, der hier oben bereits zur Gänze hereingebrochen war.
    Immer wieder musste Alphart an das denken, was er im Zauberspiegel des Zwergenkönigs gesehen hatte: an die grässliche Kreatur, die in den Tiefen der Berge ein verborgenes Dasein fristete und die Welt mit Kälte vergiftete. Fast glaubte der Wildfänger, den tödlichen Atem des Eisdrachen in seinem Nacken zu spüren, und er hatte das Gefühl, dass unsichtbare Augen aus dem sie umgebenden Schneevorhang starrten – ein Eindruck, der sich schon allzu bald bewahrheiten sollte.
    Je stärker der Schneefall wurde, der aus dem grauen Himmel stürzte, und je unwegsamer das Gelände, desto schwerer kamen selbst die Fellhörner voran. Nachdem sie die Schlitten einen halben Tag lang gezogen und damit mehr geleistet hatten, als jedes Pferd und jeder Ochse jemals gekonnt hätten, hielten die Tiere schließlich vor einer Schneewehe an, die sich mannshoch zwischen zwei Felsen türmte. Auf der anderen Seite des Hindernisses waren keine Bäume mehr zu sehen; nackter Fels und starres Eis zeichneten sich drohend im Nebel ab, der jenseits der Baumgrenze noch um vieles dichter und feindseliger zu sein schien.
    »Muortis’ Werk«, war Yvolar überzeugt. »Dies ist die Schwelle zum Nebelreich. Vor langen Jahren begann hier die entscheidende Schlacht zwischen den Mächten des Lichts und der Finsternis, und es gibt manche, die behaupten, dass die Schlachtrufe der Kämpfenden und die Schreie der Verwundeten noch immer nicht verklungen wären.«
    Eine Windbö heulte, und tatsächlich hatte Alphart den Eindruck, darin für einen kurzen Moment einen heiseren Schrei zu vernehmen. Wahrscheinlich war es nur eine Täuschung. Er sollte nicht jedes Wort glauben, das dem Druiden über die geschwätzigen Lippen kam.
    Salmuz kam herbei und gab gestenreich zu verstehen, dass die Reise mit den Fellhörnern zu Ende war. Weiter würden die Tiere auf keinen Fall gehen, und Alphart hatte das Gefühl, dass dies nicht nur an der hohen Schneewehe lag; sowohl der Häuptling der Vergessenen als auch die Tiere schienen plötzlich von einer unbestimmten Furcht erfüllt.
    Auch Alphart

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