Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen
Freunde. Wir haben unsere Entscheidung getroffen und kämpfen für das Licht, und nur darauf kommt es an. Das solltet ihr nie vergessen.«
»I-ist gut, Meister Yvolar«, entgegnete Leffel eingeschüchtert, und auch die übrigen Gefährten nickten.
Zwar wusste keiner von ihnen so recht, was die Worte des Druiden bedeuten sollten, aber zum einen waren sie zu erschöpft und angespannt, um näher darüber nachzudenken, zum anderen kannten sie Yvolar gut genug, um zu wissen, dass er ihre Fragen zumeist nur mit immer neuen Rätseln beantwortete.
Also sagten sie nichts und packten ihre Sachen, und indem Alphart und Walkar die Führung übernahmen, folgten sie den Spuren der Trolle, die über verschneite Hänge nach Osten führten.
24
Folgten sie dem rechten Weg?
Hatten sie die richtige Entscheidung getroffen?
War es weise, in einen Krieg zu ziehen, der mit ihrer aller Vernichtung enden konnte?
Solche Fragen beschäftigten Barand und Galfyn, die beide den Falken im Namen führten; reichte diese Gemeinsamkeit aus, um füreinander in den Tod zu gehen? Hatte dabei tatsächlich die Vorsehung ihre Hand im Spiel gehabt, oder war alles nichts als purer Zufall? Waren sie dabei, ihr Leben und das ihrer Leute sinnlos zu opfern?
Zu Beginn des langen Marsches hatten die beiden Heerführer solche Zweifel nur in den Gesichtern ihrer Untergebenen gesehen; mittlerweile jedoch waren sie selbst davon befallen, und es war unmöglich zu sagen, ob die Kälte oder der bevorstehende Kampf daran schuld waren oder vielleicht auch etwas, das sich nicht in Worte fassen ließ und das dennoch spürbar war. Ein Gefühl von Bedrohung, eine Ahnung von Untergang…
Mit mächtigem Flügelschlag kreiste Fyrhack der Drache über dem vereinten Menschenheer, und seinem scharfen Auge entging nicht, dass sich das Marschtempo beständig verlangsamte. Die sonst so geordneten Reihen der Soldaten Iónadors gerieten durcheinander, die Horden des Waldvolks zerstreuten sich mehr und mehr. Die Streitmacht der Menschen war in Auflösung begriffen, das war dem Drachen klar. Wenn nichts geschah, so würde Muortis den Krieg gewonnen haben, ohne dass auch nur ein Stein gegen Iónadors Mauern geschleudert worden war.
Indem er noch einmal steil aufstieg und dann die Flügel eng anlegte, stieß der Drache fast senkrecht hinab. In rasendem Sturzflug hielt er auf die Spitze des Heeres zu, wo Barand und Galfyn ritten. Auch Letzterer hatte, entgegen seiner Gewohnheit, ein Pferd bestiegen, aber er saß nicht aufrecht im Sattel, sondern zusammengesunken und müde. Die Entschlossenheit, mit der er aufgebrochen war, schien verschwunden.
»Heda!«, rief der Drache herab, während er die Schwingen ausbreitete und seinen Sturz abfing. »Was ist mit euch? Glaubt ihr, die Erle warten?«
»Wir haben Zweifel«, entgegnete Galfyn ohne Ausflüchte.
»Zweifel? Woran?«
»An unserer Taktik«, antwortete Barand. »Wieso sollen wir dem Feind entgegenziehen, anstatt darauf zu warten, dass er…«
»Dass er eure Burgen angreift? Eure Felder verwüstet? Eure Kinder frisst und aus eurem Land einen Saustall macht?«, dröhnte der Drache unbarmherzig. »Es ist Muortis’ Geist, der aus euch spricht. Gleichgültigkeit und Trägheit sorgen dafür, dass das Böse leichtes Spiel hat. So ist es immer gewesen.«
»Aber weshalb…?«
»Fragt nicht«, blaffte der Drache, und dunkler Rauch quoll dabei aus seinen Nüstern. »Kämpft um euer Leben, solange ihr es noch habt. Oder glaubt ihr, die Schergen des Bösen werden ansonsten auch nur einen von euch am Leben lassen?«
»Möglicherweise können wir verhandeln«, wandte Barand ein.
»Verhandeln? Mit den Erlen?« Fyrhack lachte auf, was wie Donnergrollen klang. »Kann man einen Felsen überreden, beiseite zu treten? Oder das Eis, dass es schmilzt? Ihr seid Narren, wenn ihr das denkt – und seid es nicht wert, dass ich euch auch nur einen Augenblick länger begleite. Kehrt heim zu euren Frauen und flennt euch an ihrer Schulter aus, klagt über das Schlechte in der Welt, bis es kommt, um euch zu holen.« Unwillig schüttelte der Drache das eindrucksvolle Haupt. »Wie schwach die Sterblichen doch sind. Niemals, niemals hätte ich meine Höhle verlassen dürfen. Sie sind es nicht wert, kein Einziger von…«
»Hohe Herren!«, erklang plötzlich der Ruf eines Reiters, der auf einem schnaubenden Pferd heransprengte. Es war ein Bote der Vorhut, den Meinrad offenbar zurückgeschickt hatte. Sichtlich aufgebracht zügelte er sein Pferd
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