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Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Titel: Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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beflügeln, sodass der von der Kälte und dem langen Marsch geschwächte Jäger Mühe hatte, mit ihm mitzuhalten. Endlich – Alphart mochte es kaum glauben – erreichten sie den Grund des Schachts. Die Stufen endeten in einer Höhle, deren wahre Ausmaße sie im spärlichen Licht des Druidenstabs nur erahnen konnten; alles, was sie sahen, waren gefrorene Wände und die Enden riesiger Eiszapfen, die drohenden Zähnen gleich von einer in der Dunkelheit unsichtbaren Decke hingen.
    »Potztausend!«, murmelte Alphart.
    Yvolar schwieg.
    Sich wachsam umblickend und halb darauf wartend, dass sich zottige Eistrolle unter wüstem Gebrüll auf sie stürzten, durchquerten sie die Höhle. Das Rauschen war immer stärker geworden, und Alphart war inzwischen sicher, dass es von einem reißenden Fluss oder einem Katarakt stammte. Aber wie war das möglich, so tief unter der Erde?
    Wie sich herausstellte, lag der Jäger richtig – mit beiden Vermutungen. Die Höhle vergrößerte sich, sodass weder von den vereisten Wänden noch den mörderischen Zähnen mehr etwas zu sehen war; dafür standen Alphart und Yvolar einen Augenblick später vor einem Fluss, der tosend durch die Dunkelheit schoss.
    Aus ungeahnter Höhe stürzte ein Wasserfall herab in das Bett, dass er im Lauf von Zeitaltern gegraben hatte; woher das Wasser kam, war in der unergründlichen Schwärze nicht zu erkennen, aber schäumende Gischt und weißer Nebel markierten die Stelle, wo es zum reißenden Fluss wurde, der an den Wanderern vorbeiströmte und sich wiederum in abgrundtiefer Finsternis verlor. Das Ufer, an dem Alphart und Yvolar standen, bestand aus Eis, das unter ihren Füßen bebte, was darauf schließen ließ, dass es von Wildwasser unterspült war. Offenbar würde sich das beständig erweiternde Eis irgendwann auch über dem Fluss schließen.
    Ohnehin grenzte es an ein Wunder, dass er noch nicht erstarrt war. Naturgesetze konnten es unmöglich sein, denen dies zu verdanken war, schon vielmehr ein Zauber, den sich Alphart aber nicht erklären konnte. Doch die Kraft dieses Zaubers schien nachzulassen und das Eis den Fluss mehr und mehr zu bedrängen, sodass es nur eine Frage der Zeit war, bis das frostige Schicksal, das der oberen Welt drohte, auch ihn ereilen würde…
    »Dieses Wasser entspringt dem Grundmeer«, sprach Yvolar aus, was der Jäger bereits vermutet hatte. »In schmalen Rinnen steigt es empor und nährt die Bergquellen und Wildbäche. Nur der Geist der Saligen hält es noch im Fluss, aber angesichts des Bösen droht auch ihre Kraft zu versiegen.«
    Alphart nickte. Er erinnerte sich genau an das, was die Wildfrau gesagt hatte – dass auch ihre Welt sterben würde, wenn Muortis triumphierte.
    »Aber noch ist es nicht so weit«, sagte Yvolar in einem Anflug von Trotz, und noch ehe Alphart etwas dagegen unternehmen konnte, rammte der Druide seinen leuchtenden Stab in das Eis.
    »Was, bei allen Gipfeln…?«
    Ein Lichtblitz ging von dem alten Holz aus, eine energetische Entladung, die durch das Eis zuckte. Einen Augenblick lang blieb alles ruhig. Dann – plötzlich – erklang ein lautes Knacken, das selbst das Rauschen des Wasserfalls übertönte, und im Ufereis bildeten sich Risse. Instinktiv wollte Alphart davoneilen und sich in Sicherheit bringen, aber die Hand des Druiden schnellte vor und hielt ihn fest.
    »Was soll…?«, konnte Alphart gerade noch fragen, dann schnitt ihm ein lautes, berstendes Geräusch das Wort ab – und das Eis brach.
    Auf einer Breite von einem Klafter und einer Länge von vielleicht zehn sackte das Ufer plötzlich ab und fiel lotrecht in die Tiefe, um schon einen Herzschlag später im reißenden Wasser des Flusses aufzuschlagen…
    … und es schwamm!
    Die Scholle, auf der Alphart und der Druide standen, mochte an die zehn Ellen Durchmesser haben. Sie schwankte heftig in der schäumenden Flut, aber sie trug die Last, und plötzlich begriff der Wildfänger, was Yvolar soeben getan hatte.
    Er hatte ihnen ein Fortbewegungsmittel besorgt…
    Inmitten von gut einem Dutzend abgebrochener Eisschollen trieb ihr behelfsmäßiges Floß den Fluss hinab. Von der Strömung erfasst, nahm es Fahrt auf, und mit atemberaubender Geschwindigkeit ging es hinein in das ungewisse Dunkel.
    Was genau sie umgab und durch welche unterirdischen Reiche sie sich fortbewegten, vermochte Alphart nicht zu sagen. Breitbeinig, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, standen Yvolar und er auf der schwankenden Scholle, während das schwache Licht des

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