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Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Titel: Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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fraß und dafür sorgte, dass er seine Beine kaum noch spürte… Trotz alledem hatte Leffel seinen Entschluss, sich Yvolar anzuschließen und ihm nach Glondwarac zu folgen, niemals wirklich bereut.
    Gewiss, er hatte Entbehrungen hinnehmen müssen, und vielleicht würde er die vertrauten Häuser seines Dorfes niemals Wiedersehen. Aber in den vergangenen Wochen hatte er sich in mancher Hinsicht lebendiger gefühlt als in all der Zeit davor. Nicht nur, dass er nicht mehr allein war und Freunde gefunden hatte, die ihm vertrauten und für ihn einstanden – er war auch nicht mehr der, als der er das Unterland verlassen hatte. Yvolar hatte ihm beigebracht, dass jeder Mensch von unschätzbarem Wert war, weil jeder auf seine Weise etwas zur Welt beitragen konnte.
    Die Zeit, die er in Gesellschaft des Druiden und seiner Gefährten verbracht hatte, hatte den Gilg gelehrt, dass auch er etwas wert war und zu etwas nütze – und mit jedem Schritt, den er durch den hüfthohen Schnee stakste, mit jeder Handbreit, die er dem Gipfel näher kam, wuchs dieses Gefühl des Selbstvertrauens und der inneren Zuversicht. Hätte es nicht eigentlich andersherum sein müssen? Hätten die Kälte und der Sturm und der ewige Nebel ihn nicht verzweifelt stimmen, ihm nicht auch noch den letzten Funken Hoffnung rauben müssen?
    Nein.
    Leffel konnte es sich nicht erklären, aber ihm war, als ob eine Flamme in seinem Innersten brannte, die immer noch heller loderte, je unbarmherziger ihnen der Wind entgegenblies – was allerdings nicht bedeutete, dass seine Körperkräfte ebenso stark waren.
    Am Fuß eines steilen Hanges, der sich in kühnen Verwerfungen dem Gipfel entgegenwand, kam der Marsch der drei ungleichen Gefährten zu einem jähen Halt. Mit derart fürchterlichem Zorn blies der grimme Wind herab, dass der Schnee eine Wand aufzutürmen schien, gegen die es kein Weiterkommen gab.
    Die Luft war von Eissplittern durchsetzt. Winzigen Pfeilen gleich hagelten sie den Wanderern entgegen, sodass diese ihre Augen mit den Händen bedecken mussten. An eine Fortsetzung des Aufstiegs war nicht mehr zu denken – die Gefährten hatten genug damit zu tun, sich an Ort und Stelle zu behaupten, und hätte Leffel nicht blitzschnell reagiert und den verzweifelt schreienden Mux am Kragen seines Umhangs gepackt, hätte eine Bö den Kobling einfach davongeweht.
    »Das ist Muortis!«, brüllte Leffel gegen das Brausen des Windes. »Er versucht, uns am Erreichen des Gipfels zu hindern!«
    »Was Mux betrifft, so klappt es schon«, jammerte der Kobling, der in Leffels festem Griff wie ein Fähnchen im Wind flatterte. »Lässt du mich los, flieg ich davon.«
    »Du vielleicht«, knurrte Walkar trotzig, »aber um einen Bärengänger den Berg hinabzuwehen, braucht’s schon etwas mehr als ein bisschen Wind und faulen Zauber. Los, macht mich wütend.«
    »W-wir sollen dich wütend machen?«, fragte Leffel verwirrt. »Wieso?«
    »Ganz einfach: Weil ich es sage!«, erwiderte der Bärengänger und schien bereits ein wenig aufgebracht. »Los doch, macht mich wütend! Je wütender, desto besser!«
    »Aber…«
    »Mach endlich!«, scholl es barsch zurück – und Leffel hörte in Walkars Stimme bereits ein wenig von dem Tier mitschwingen, das tief in seinem Inneren schlummerte, und er verstand. Von Beginn an hatte er sich gefragt, was es war, das den Bärengänger in sein tierisches Selbst verwandelte. Gewiss lag es an der verwunschenen Bärenhaut, die der Hüne trug, aber weshalb konnte Walkar mitunter tagelang in menschlicher Gestalt verweilen, um sich dann im Handumdrehen in eine zähnestarrende Bestie zu verwandeln?
    Die Antwort lag auf der Hand.
    Es war Zorn, nichts anderes als blanke, ungezügelte Wut, die dazu führte, dass aus dem raubeinigen, im Grunde aber gutmütigen Waldmenschen ein gefürchtetes Raubtier wurde!
    »Wütend willst du werden?«, schrie der Gilg postwendend gegen den Wind. »Dann denk an die Erle, die zu Tausenden durch die Wälder marschieren. Wie sie die Tiere aus ihren Verstecken treiben und sie aus purem Vergnügen töten! Wie sie junge, gesunde Bäume fällen, um Holz für ihre Freudenfeuer zu haben, und wie sie Insekten und Kleingetier unter ihren großen Füßen zerstampfen! Wie sie…«
    »Genug!«
    Der Ausruf des Bärengängers war kaum noch zu verstehen, denn seine Kehle war schon zu sehr die eines Tieres geworden, als dass sie noch zu deutlicher Aussprache fähig gewesen wäre. Walkars nächster Schrei war bereits nur noch ein heiseres

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