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Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Titel: Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Oberfläche abgeschnitten.
    Und nicht nur damit hatte der Druide recht gehabt: In dem breiten Stollen, der sich an das Tor anschloss, fanden die beiden Eindringlinge tatsächlich die sterblichen Überreste derer, die vergeblich versucht hatten, aus Muortis’ unterirdischer Festung zu entkommen. Was immer sie angelockt hatte, ob es die bloße Neugier gewesen war oder die Aussicht auf unermessliche Reichtümer – es war ihnen zum Verhängnis geworden.
    Aufgrund der Kälte, die in Urgulroth noch vernichtender schien, säumten keineswegs nur bleiche Gebeine den Wegesrand: Das Eis sorgte dafür, dass der Verfall nur langsam voranschritt, und so war noch in einigen der leblosen Mienen das Entsetzen zu erkennen, das diese Männer empfunden hatten, und die Reue über die eigene Waghalsigkeit. Während Alphart das Grausen schüttelte, ging Yvolar an den Toten vorbei, als bemerkte er sie gar nicht. Entweder, dachte der Jäger, waren sie ihm gleichgültig oder er war darauf konzentriert, seinen Geist gegen das Böse abzuschirmen, das an diesem Ort allgegenwärtig war.
    Auch Alphart konnte es fühlen.
    Kalt wie das Eis fuhr es in seine Eingeweide und rührte darin herum. Das Gefühl einer schlimmen Vorahnung, die Furcht vor dem, was im Halbdunkel lauern mochte…
    Der Druidenstab war erloschen. Die Wanderer brauchten sein Licht nicht mehr, um sich zurechtzufinden, denn in unregelmäßigen Abständen waren Fackeln an den Wänden angebracht – Fackeln freilich, die nicht in gelbem Feuer loderten, sondern in unirdischem grünlichem Schein, der weder Rauch noch Wärme verbreitete.
    Alpharts Nackenhaare sträubten sich angesichts solchen Zaubers…

 
    35
     
     
     
    Als Erwyn diesmal die Augen aufschlug, tat er es in der festen Überzeugung, nicht mehr am Leben zu sein. Seine Umgebung jedoch, die sich dunkel und verschwommen aus den Nebeln der Benommenheit schälte, belehrte ihn rasch eines Besseren.
    Wände aus Eis, von unheimlichem Glanz beleuchtet.
    Ein Stampfen und Heulen aus den Tiefen.
    Und die erbarmungslose Kälte.
    All dies ließ nur einen Schluss zu: Er hatte – aus welchem Grund auch immer – das Feuer des Eisdrachen überlebt und befand sich weiterhin in Muortis’ Reich. Wäre es anders gewesen, wäre er im Garten des Schöpfers erwacht, wo Urys bereits auf ihn wartete.
    Stöhnend versuchte er sich aufzurichten, und zu seiner Verblüffung gelang es ihm diesmal. Zwar schmerzte jeder einzelne Knochen in seinem Leib, und seine Haut war gerötet und wies hier und dort Frostbeulen auf. Aber er war am Leben. Das Pochen in seinem Schädel und das Rauschen seines Blutes machten es ihm unmissverständlich klar, und das war seltsam genug.
    Verwirrt schaute sich der Junge um. Er befand sich in einer Art Kerkerzelle; ringsum war er von eisverkrusteten Wänden umgeben, die weder Fenster noch eine Tür aufwiesen. Den einzigen Ausgang aus der Kammer, deren Grundfläche gerade so groß war, dass Erwyn ausgestreckt liegen konnte, bildete eine kreisrunde Öffnung in der gewölbten Decke – und die war vergittert.
    Als Erwyn hinaufblickte, sah er eine dunkle Gestalt, die oberhalb des Gitters stand und auf ihn herabstarrte. Es war der Herr des Nebels und des Eises, und diesmal sah Erwyn ganz deutlich ein glühendes Augenpaar im Dunkel der Kapuze…
    »Nun?«, erkundigte sich Muortis. »Wie fühlst du dich?«
    Erwyn wusste darauf nichts zu sagen. Was scherte es diese Kreatur, wie er sich fühlte? Hatte Muortis ihn nicht töten wollen? In seiner abgrundtiefen Stimme schwang nicht mehr jener beißende Spott mit; viel eher klang sie resignierend und ein wenig enttäuscht…
    Erwyn überlegte kurz, was dies bedeuten mochte – und triumphierte innerlich. Wenn es Muortis nicht gelungen war, ihn zu töten, dann doch nur deshalb, weil sich das Vermächtnis seiner Ahnen endlich bemerkbar gemacht, weil Danaóns Erbe bei ihm gewirkt und ihn vor dem kalten Feuer des Eisdrachen geschützt hatte!
    Instinktiv wollte der Junge nach seinem Umhang greifen, den einst der Sylfenkönig selbst getragen und den Alwys, der König der Zwerge, ihm überreicht hatte. Sein Griff ging jedoch ins Leere, denn die Unholde, die am Eingang von Urgulroth Wache hielten, hatten ihm den grünen Mantel mit den goldenen Runen abgenommen. Aber wenn es jemals eines Beweises dafür bedurft hatte, dass Erwyn der rechtmäßige Träger des Umhangs war, so war es der, dass er noch am Leben war.
    »Du lächelst«, stellte Muortis fest, und es war unmöglich festzustellen, ob

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