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Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Titel: Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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abzeichnete, sahen sie auch schon die Zeugnisse der Barbarei, der Iónador anheim gefallen war. Der Grund der alten Zisterne, in die der Gang mündete und die schon seit langer Zeit nicht mehr benutzt wurde, war von blutigen Knochen übersät, an denen teils noch Fleischfetzen hingen.
    »Bei Fynrads Hain«, murmelte einer der Schlangenkrieger, die das Kommando begleiteten. »Was mag diesen Armen wohl widerfahren sein?«
    »Bete, Mensch«, knurrte der Drache, »dass du es niemals herausfinden wirst.«
    Spärliches Licht fiel in den Zisternenschacht, das geisterhafte Schatten auf das steinerne Rund der Wände warf. Noch grässlicher jedoch waren die Laute, die zu hören waren – ein Grunzen und Knurren, Grölen und Kreischen, wie alle Tiere des Waldes zusammen es nicht zustande brachten, begleitet von unruhigem Trommelschlag; und dazwischen waren immer wieder die gellenden Schreie entsetzter Menschen zu vernehmen, die den Männern das Blut in den Adern gefrieren ließen.
    Galfyn sah die wachsende Furcht in den Gesichtern seiner Krieger und wusste, dass er etwas dagegen unternehmen musste. »Wir ahnten, worauf wir uns einlassen, als wir diese Aufgabe übernahmen«, sagte er und gab sich Mühe, dabei möglichst entschlossen zu klingen. »Zeigen wir den Allagáinern, dass auf Fynrads Söhne Verlass ist. Und beweisen wir diesen elenden Kreaturen dort oben, dass wir uns nicht vor ihnen fürchten.« Damit zückte er seine Klinge, und die übrigen Krieger folgten seinem Beispiel – auch wenn einigen von ihnen noch immer anzusehen war, dass sie am liebsten umgekehrt wären.
    »Gut gesprochen«, stichelte Fyrhack mit kehligem Gelächter. »Fragt sich nur, ob du noch immer so hehre Worte sprechen wirst, wenn dich die Erle fressen.«
    »Lass das überflüssige Gerede, Drache!«, entgegnete Galfyn barsch. »Sorge lieber dafür, dass wir hier rauskommen!«
    »Bitte sehr – wenn es euch mit dem Sterben so sehr eilt…«
    Indem der Drache sein mächtiges Haupt neigte und es als Ramme benutzte, sprengte er das schwere Eisengitter, das den Ausgang des Stollens verschloss, sodass der Trupp in die Zisterne gelangen konnte. Irgendwann nach Fyrhacks Flucht war das Gitter angebracht worden – vielleicht sogar von Yvolar selbst. Für Menschen hätten die armdicken Streben ein schier unüberwindliches Hindernis dargestellt, die Urgewalt eines Drachen jedoch vermochten sie nicht aufzuhalten. Der Lärm, der von oben in die Zisterne drang, übertönte das Geräusch des herausbrechenden Gitters.
    »Der Weg ist frei«, erklärte Fyrhack überflüssigerweise und schlüpfte hinaus, dicht gefolgt von Galfyn und seinen Leuten, die nun keine Zeit mehr verloren. Wurfeisen, an denen Seile befestigt waren, wurden zu dem kreisrunden Ausschnitt dunklen Nachthimmels hinaufgeworfen, der hoch über ihnen zu sehen war. Die ersten Würfe gingen fehl, aber dann gelang es Galfyn, sein Eisen so zu schleudern, dass es sich am Brunnenrand festhakte.
    Der Häuptling ließ es sich nicht nehmen, als Erster hinaufzuklettern. Bis zur Decke der Zisterne mochten es an die vier Mannslängen sein, von dort etwa noch einmal so viel durch den Brunnenschacht. Mit Muskeln, die mächtig anschwollen, zog sich Galfyn am Seil empor.
    Er hatte sich einmal mehr das Gesicht und die nackten Arme bemalt – nicht sosehr, weil er die Erle damit zu erschrecken hoffte, sondern weil die dunkelblaue Farbe auch vor Entdeckung schützte. Er erreichte das obere Ende des Schachts, und seine Hände griffen den Brunnenrand. Vorsichtig zog sich Galfyn das letzte Stück empor, um einen vorsichtigen Blick zu wagen.
    Der Anblick war gespenstisch.
    Erle, wohin das Auge reichte.
    In wilder Raserei sprangen sie um lodernde Feuer, führten bizarre Tänze auf und kreischten und schrien dabei. Andere fraßen und soffen um die Wette oder balgten sich um die Beute, die sie gemacht hatten. Ringsum formten die vom Feuerschein beleuchteten Fassaden von Häusern einen weiten Hof, und dahinter war die Stadtmauer auszumachen.
    Galfyn nickte entschlossen.
    Dorthin musste er seine Leute führen, dann an der Mauer entlang zum großen Tor und…
    Er rief sich selbst zur Ruhe. Herras hatte ihn stets ermahnt, dass überstürztes Handeln leicht ins Verderben führen konnte, und er wollte dessen Ratschläge befolgen.
    Mit einem Handzeichen befahl er seinen Leuten nachzukommen. Als Nächstes kletterten die beiden Schlangenkrieger am Seil empor. Lautlos stiegen sie aus dem Brunnen und nahmen hinter einem Haufen Unrat

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