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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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gesplittertes Holz, das unmittelbar hinter der Grenze auf dem See dümpelte. Sie blinzelte. Ja, kein Zweifel. Cerise fluchte.
    Er drehte sich um. »Was?«
    »Sehen Sie die schlammigen, geborstenen Planken im See?«
    Sein Blick folgte ihrem Finger. »Ja.«
    »Ich schätze, das ist unser Boot.«
    Cerise stand an der Grenze, schaute ins Broken und lauschte auf die unausgesetzt aus Williams Mund strömenden Flüche. Einige der Ausdrücke, die er verwendete, hatte sie noch nie gehört, sich aber für den späteren Gebrauch eingeprägt. Allerdings würde sie erst mal Kaldar fragen müssen, was sie bedeuteten.
    Das Boot gab’s nicht mehr. Und der lange, von Kratzspuren flankierte Streifen ließ keinen Zweifel, wer für das Zerstörungswerk verantwortlich war.
    »… ich mache den vermaledeiten Fisch mit bloßen Händen kalt!« Anscheinend waren ihm die Flüche ausgegangen.
    Cerise seufzte. Ein Stück ihres Stechkahns lag sechzig Meter weit links, das nächste hing in einem Strauch, das dritte schwamm im See … »Junge, Junge, der muss ganz schön um sich geschlagen haben, um die Stücke so weit zu zerstreuen.«
    William nahm das zum Anlass, eine neue Serie von Verwünschungen vom Stapel zu lassen.
    »Das Haus steht am See«, sagte sie. »Da findet sich sicher irgendein Boot.«
    Zwanzig Minuten später stiegen sie in ein schmales Kanu, das sie in der Garage gefunden hatten, und paddelten über die Grenze. Die Überfahrt raubte ihr den Atem. Winzige, schmerzhafte Nadeln durchbohrten ihr Inneres. Cerise sackte zusammen. Alles hatte seinen Preis. Und das war der, den sie für ihre Magie entrichten musste. Sie hatte noch Glück. Die meisten in ihrer Familie konnten überhaupt nicht ins Broken.
    »Geht es Ihnen gut?«, erkundigte sich William.
    »Ja.« Sie schluckte die Schmerzen hinunter. Lord Bill schien keine Probleme zu haben. »Wir müssen da lang.« Sie zeigte auf das andere Ende des Sees, wo ein schmaler Fluss einmündete.
    Sie begannen zu paddeln und das Kanu glitt leicht und geschmeidig dahin.
    Vor ihr paddelte William, seine harten Rückenmuskeln arbeiteten. Warum musste sie ihm ausgerechnet jetzt begegnen? Warum war sie ihm nicht vor einem Monat über den Weg gelaufen? Damals hätte sie mit ihm flirten können und wäre in der luxuriösen Lage gewesen, etwas daraus zu machen. Jetzt war sie dabei, alles gründlich zu vermasseln. Zuerst hatte sie ihn praktisch dazu aufgefordert, sich mit ihr im See zu vergnügen; als Nächstes hatte sie zugelassen, dass er sie anglotzte, dann …
    Die Wasseroberfläche kräuselte sich. In einem umgekehrten Hagelschauer schossen winzige silbrige Streifen aus den Wellen. Kleine Fische in Todesangst. Cerise griff nach ihrem Schwert.
    »Da kommt was!«
    William warf das Paddel ins Boot und zog sein Messer.
    Ein langer, schlangenförmiger Schatten glitt durchs Wasser. Cerise erkannte dicke Stummelpfoten. Nicht schon wieder. Herrgott noch mal …
    Der Aal schoss unters Boot. Cerise warf sich nach vorne, stieß ihre Klinge ins Wasser und spürte, wie die Schwertspitze von dem gepanzerten Schädel abrutschte. Das Geschöpf tauchte, verschwand in den trostlosen Tiefen, und sie zog sich zurück.
    Der See lag friedlich.
    Dann erhob sich eine sanfte Welle und lief rasch auf das Boot zu. In einem vergeblichen Fluchtversuch sprangen die Fische abermals hoch in die Luft. Cerise hielt sich am Kanu fest.
    »Das Biest rammt uns! Runter!«
    Das stumpfe Haupt krachte gegen das Boot. Das kleine Gefährt neigte sich, lief auf den Schädel des Aals auf. Ein rundes Fischauge starrte sie an.
    Mit seinem Messer hackte William nach dem Kopf. Der Aal stieg in die Höhe und schnappte nach Williams Beinen. Das Boot kippte, und er fiel ins Wasser.
    Oh, nein . Der Aal würde den Blaublütigen fressen.
    Cerise holte tief Luft und sprang hinterher.
    Kaltes Wasser brannte auf ihrer Haut. Cerise trieb in der undurchdringlichen graugrünen Tiefe, sah nichts und hörte nichts.
    Links von ihr flackerte eisig ein Funken Gospo-Adir-Magie auf. Sie schwamm wie ein Rolpie, trat mit beiden Beinen gleichzeitig Wasser.
    Vor ihr tauchten die Umrisse eines schuppigen Körpers auf.
    Sie stieß ihre Klinge hinein, spaltete das Rückgrat, ehe ihr auffiel, dass der Aal sich nicht rührte. Helles Blut strömte aus und verteilte sich in trüben Wolken im Wasser. Cerise schmeckte Kupfer auf der Zunge.
    Sie tauchte auf und entdeckte William, der sie mit einer Hand am Boot ansah. Mit zwei Schwimmzügen war er bei ihr.
    »Sie sind nicht

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