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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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rauszufliegen. Er kannte nur die Armee, und die war ihm genommen worden.
    Ihre Tante Murid hatte sich einst durchs Broken hinaus und von dort zurück ins Weird geschlichen. Dort trat sie in die Armee von Louisiana ein und diente zwölf Jahre lang, ehe jemand dahinterkam, dass sie mit einem Verbannten verwandt war. Dann musste sie sich nach Hause absetzen. Dabei war sie beinahe umgekommen, und Ende März, am Jahrestag ihrer Flucht, musste die Familie den Wein in Sicherheit bringen, weil sie sich sonst um den Verstand soff.
    William trank nicht. Er jagte stattdessen Spider. Vermutlich hatte er irgendwas mit seinem Körper angestellt, damit er mit der Hand mithalten konnte. In dem einzigen Beruf, den er jemals ausübte, hatte er versagt, also sorgte er dafür, dass er in seinem neuen Beruf nicht auch noch versagte.
    »Ich kann mir kein Urteil erlauben«, sagte Cerise. »Ich kenne ja die Lebensumstände Ihrer Mutter nicht. Aber ganz egal, wie arm oder knapp bei Kasse ich gewesen wäre, meinen Sohn hätte man mir aus den toten, kalten Fingern reißen müssen. Wie bald hat sie …?«
    »Am Tag nach meiner Geburt.«
    »Also hat sie’s nicht mal probiert.«
    »Nein.«
    Manchmal war es das Beste für ein Kind, nicht bei den eigenen Eltern aufzuwachsen, aber Williams Mutter hatte den Jungen nicht gerade zu einer liebevollen Familie gegeben, sondern ihn in einer Art Höllenpfuhl abgeliefert. »Das tut mir leid.« Cerise schüttelte den Kopf. »Wissen Sie was? Scheiß auf sie! Sie können eine eigene Familie gründen.«
    William warf ihr einen düsteren Blick zu. »Familien sind nichts für Leute wie mich.«
    »Wovon reden Sie? William, Sie sind nett und stark und sehen gut aus. Es gibt bestimmt Heerscharen von Frauen, die über Stacheldraht klettern würden, um Sie glücklich machen zu dürfen. Die wären doch verrückt, wenn sie’s nicht tun würden.«
    Und damit hatte sie so gut wie zugegeben, dass sie eine von diesen Frauen war. Cerise seufzte. Sie war einfach zu müde, um noch klar denken zu können.
    William zuckte die Achseln. »Klar gibt es Frauen, die für einen regelmäßigen Gehaltsscheck alles tun würden oder um ihr Scheißleben hinter sich zu lassen oder um ihren Eltern eins auszuwischen. Wenn eine bloß verzweifelt genug ist, hält sie es womöglich sogar für eine gute Idee, mit einem wie mir ins Bett zu gehen. Aber solche Frauen sind nicht auf Familie aus. Da ist es einfacher, die Frau für ihren Zeitaufwand zu bezahlen. Auf die Art kann man tun, was man nicht lassen kann, und anschließend seiner Wege ziehen. Mir ist es jedenfalls lieber so.«
    Augenblick mal, Freundchen . Also, wie er das sah, wollte sie entweder ihr Scheißleben hinter sich lassen oder war total durch den Wind, und es wäre für alle Beteiligten viel einfacher, wenn er sie für ihre Zeit bezahlen würde.
    Vielleicht hatte er nichts kapiert. Oder er versuchte ihr klarzumachen, dass sie zwar für einen Fick, aber für sonst gar nichts taugte. Dämlich, Cerise. Einfach nur dämlich .
    Sie sollte vielleicht lieber aufhören, mit einem Blaublütigen zu schäkern, den sie erst vor einer Woche im verdammten Sumpf getroffen hatte.
    »Tja, wenn Sie hoffen, sich mit mir im Heu wälzen zu können, haben Sie Pech gehabt, William«, sagte sie betont unbekümmert. »Ich bin nicht käuflich.«
    Bevor er antworten konnte, gab sie ihrem Pferd die Sporen.
    William unterdrückte ein Knurren. Er konnte ihr nicht erklären, was die Hawk’s war, wollte es nicht mal versuchen. In ihren Augen war er ein Blaublütiger. Und in diesem Glauben wollte er sie lassen, jedenfalls vorläufig. Sie würde noch früh genug dahinterkommen, dass er ein Gestaltwandler war, arm, aber glücklich, ein Niemand zu sein. Er wusste genau, wie das laufen würde: Im Weird kamen manchmal Frauen auf ihn zu, lächelnd und verlockend, aber sobald er ihnen verriet, was er war, verschwand das Lächeln aus ihren Gesichtern. Manche ließen ihn ohne ein weiteres Wort stehen. Einige von den Netteren suchten nach Entschuldigungen, um seine Gefühle nicht zu verletzen, was er noch mehr hasste, und ließen ihn dann stehen. Ein paar reagierten so empört, als hätte er sie hereingelegt, als müsse jeder Gestaltwandler ein Kennzeichen tragen, das jedem sogleich verriet, was er war. Oder in Ketten gelegt werden. Was ihnen bestimmt noch besser gepasst hätte.
    Er wollte sich nicht vorstellen, wie es sein würde, wenn Cerise es herausfand. Das würde noch früh genug geschehen. Fürs Erste musste er ein

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