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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Blaublütiger bleiben. Schließlich hatte er einen Job zu erledigen.
    Sie ritten auf eine Hügelkuppe. Auf einer Lichtung stand ein riesiges Haus, zwei Stockwerke hoch und groß genug, um ein ganzes Bataillon darin unterzubringen. Das untere Stockwerk bestand aus roten Backsteinen und war von stämmigen Pfeilern eingefasst, die den umlaufenden Balkon des oberen Stocks trugen. Die Pfeiler stießen durch den Boden des Balkons und verwandelten sich in mit Schnitzwerk verzierte, weiß gestrichene luftige Rundbögen aus Holz. Eine breite Treppe führte zum Balkon und zum einzigen Eingang hinauf, den er von unten erkennen konnte.
    Das Haus war wie eine Festung gebaut. Womöglich wollten die Mars hier einer Belagerung standhalten.
    Neben und hinter dem Haus standen Nachbargebäude, wie Gänse, die sich um den Leitvogel drängten. Linker Hand ragte ein kleiner Wasserturm gen Himmel. Wozu brauchte es mitten im Sumpf einen Wasserturm? Wenn man hier zwanzig Zentimeter tief buddelte, füllte sich das Loch binnen Sekunden mit Wasser.
    »Das Rattennest, Lord Bill«, sagte Cerise. Ihre Stimme klang vergnügt, aber ihre Augen hatten sich verengt. Er erkannte Zorn in den angespannten Mundwinkeln. Während seiner Erzählung hatte sich das Mitgefühl in ihrem Blick angefühlt wie die Salbe, die sie auf seine Wunden geschmiert hatte – lindernd und warm. Sie hatte sein unbestechliches Gedächtnis betäubt, und dafür war er ihr dankbar. Allerdings war sie jetzt stinksauer auf ihn.
    »Was habe ich gesagt?«
    Sie wölbte die Augenbrauen. »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    »Tun Sie das nicht. Was habe ich gesagt, dass Sie so sauer sind?« Er musste das klarstellen. Diese Sache nagte an ihm und würde ihn nicht loslassen.
    Cerise schüttelte den Kopf. »Ich will jetzt nicht darüber reden.«
    Er biss die Zähne zusammen, um sie nicht vom Pferd zu zerren und so lange zu schütteln, bis es aus ihr heraussprudelte. »Sagen Sie mir, was ich getan habe.«
    Sie drehte sich im Sattel um und blickte ihn mit wogenden Haaren und flammenden Augen über die Schulter an.
    »Was?«, knurrte er.
    »Überlegen Sie mal. Dann kommen Sie schon drauf.«
    William ging ihr Gespräch im Kopf noch mal durch und rief sich ihre Reaktionen ins Gedächtnis. Er konnte bei seiner Seele nichts Beleidigendes darin finden. Militär, Waisenhaus … Was er ihr über sein Leben erzählt hatte, schien sie wütend zu machen, aber das ging doch nicht gegen ihn, sondern gegen die Leute, die ihm das Leben zur Hölle gemacht hatten, blabla … » Da ist es einfacher, die Frau für ihren Zeitaufwand zu bezahlen. Auf die Art kann man tun, was man nicht lassen kann, und anschließend seiner Wege ziehen. Mir ist es jedenfalls lieber so. « – » Tja, wenn Sie hoffen, sich mit mir im Heu wälzen zu können, haben Sie Pech gehabt, William. Ich bin nicht käuflich .«
    Sie war sauer, weil sie dachte, er hätte sie mit Huren über einen Kamm geschoren. Warum zum Teufel dachte sie so was? Er hatte sie niemals eine Hure genannt …
    » William, Sie sind nett und stark, und Sie sehen gut aus. Es gibt bestimmt Heerscharen von Frauen, die über Stacheldraht klettern würden, um Sie glücklich machen zu dürfen. Die wären doch verrückt, wenn sie’s nicht tun würden .«
    Langsam dämmerte es ihm. Sie mochte ihn.
    Sie mochte ihn. Sie zählte sich selbst zu diesen Frauen und war sauer, weil er ihr erklärt hatte, dass er es vorzog, für Sex zu bezahlen und sich anschließend davonzumachen. Sie wollte nicht, dass er sich davonmachte. Wollte, dass er blieb. Bei ihr.
    William suchte in seinem Gedächtnis nach Hinweisen auf Flirtversuche. Er hatte zahllose Frauen, von zufälligen Begegnungen auf dem Marktplatz bis zu blaublütigen Damen auf formellen Bällen, mit Declan flirten sehen.
    » Ich wette, die Frauen aus dem Weird sagen Ihnen immer, was Sie für tolle Haare haben, Lord Bill .«
    » Ich bin gesprungen, um Sie zu retten, Blödmann .«
    » Sie haben die Typen geschrottet .«
    » Was würde passieren, wenn Sie mich kriegen ?«
    Sie mochte ihn. Dieses wunderschöne Mädchen mit Augen wie schwarzes Feuer wollte ihn. William hätte fast laut gelacht, wenn sie ihn dann nicht auf der Stelle umgebracht hätte. Reingefallen, Königin der Landstraße . Das hätte sie ihn niemals wissen lassen dürfen, aber jetzt wusste er Bescheid, und es war zu spät. Er würde ihr nachstellen müssen, beschloss er. Behutsam und geduldig. Er würde ihr Blumen und Schwerter schenken und alles, was ihr sonst

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