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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Pevas Armbrust. Manche Frauen warteten auf einen Ritter in glänzender Rüstung. Ihr war offensichtlich bloß ein Ritter in schwarzen Jeans und Leder beschieden, der sie am liebsten gejagt und seine bösen Spiele mit ihr getrieben hätte.
    Als Teenager hatte sie sich immer vorgestellt, einem Wildfremden über den Weg zu laufen. Aus dem Weird oder dem Broken, aber nicht aus dem Moor. Ein mordsgefährlicher, knallharter Fremder, so knallhart, dass er keine Angst vor ihr hatte. Lustig und gut aussehend. Sie war dermaßen geübt darin, sich dieses Mysterium vorzustellen, dass sie sein Gesicht beinahe vor Augen sah.
    William würde ihn gnadenlos abhängen.
    Vielleicht konnte sie ihn sich deshalb nicht aus dem Kopf schlagen, überlegte Cerise. Wunschdenken. Unerfüllbare Hoffnungen.
    Die beiden Männer kamen heran und zügelten die Pferde.
    »Sehen Sie?« Kaldar verzog das Gesicht. »Sie ist noch heil.«
    William ignorierte ihn. »Sie sind alleine losgeritten. Lassen Sie das bloß nicht zur Gewohnheit werden.«
    Er sorgte sich um ihre Sicherheit. Lord Bill der Charmbolzen. Und brachte es so taktvoll zum Ausdruck. Na, er war eben doch der Inbegriff der Ritterlichkeit. »Sorgen Sie sich um Ihren Köder?«
    »Tot bringen Sie niemandem was.«
    Kaldar machte ein komisches Gesicht.
    »Was?«, wollte sie wissen.
    »Nichts. Ich denke, ich reite mal ein Stück vor.« Er ritt weiter.
    Cerise seufzte. »Sind Sie ihm auf die Nerven gegangen?«
    William zuckte die Schultern. »Er macht blöde Witze. Ich habe ihm gesagt, dass sie nicht lustig sind. Alleine loszureiten war fahrlässig. Wenn Sie weiter kleine Fehler machen, werden diese schnell zur Gewohnheit und Sie gehen dabei drauf.«
    Das hatte ihr gerade noch gefehlt. »Vielen Dank für die Belehrung, Lord Bill. Wie ich ohne Ihre Hilfe überleben und das reife Alter von vierundzwanzig Jahren erreichen konnte, wird mir ewig ein Rätsel bleiben.«
    »Gern geschehen.«
    Gibt es Geräusche, wenn Sarkasmus einen Blaublütigen trifft? Ich glaube nicht .
    »Sagen Sie mir nicht, was ich tun soll.« Sie trieb ihr Pferd an, und die Stute folgte Kaldar. William ritt neben ihr her und starrte sie unverwandt an. Cerise erwiderte den Blick.
    Das Problem mit Lord Bill bestand darin, dass er nicht nur heißer als ein Juli in der Hölle war, sondern sich seiner Brandgefährlichkeit überhaupt nicht bewusst war, was ihn noch viel anziehender machte. Nicht gut für sie, wenn sie ihn zu lange ansah. Er stellte eine Herausforderung dar; dabei musste sie sich wegen so vieler anderer Sachen den Kopf zerbrechen: ihre Eltern, die Fehde, der Rest der Familie …
    »Sind Sie sauer?«, wollte er wissen.
    »Ja.«
    »Auf mich?«
    »Nein.«
    Seine Kiefermuskulatur entspannte sich ein wenig. »Worauf dann?«
    Cerise sah zum Himmel und sammelte ihre Gedanken. »Ich habe begriffen, dass ich noch ein Kind bin.«
    William starrte geradewegs auf ihren Busen. »Nein.«
    Sie fühlte ein Lachen aufsteigen und konnte sich nicht zusammenreißen. »Hier oben, Lord Bill.« Sie deutete auf ihr Gesicht. »Es ist nicht sehr höflich, einer Frau auf die Brüste zu starren, es sei denn, sie ist nackt und liegt mit Ihnen im Bett. Dann können Sie überallhin gucken.«
    Williams Augen blitzten bernsteinfarben, verrieten intensive, ungefilterte Wolllust. Dann war der Moment vorbei.
    Oh, Lord Bill, du krummer Hund . Alles, was er dachte, stand ihm ins Gesicht geschrieben. Seine Frau würde nicht lange herumraten müssen. Wenn er traurig wäre, wüsste sie es sofort, und wenn er Sex wollte, würde sie auch das wissen. Und schließlich auch, wenn er hinter einer anderen Frau her war. Er konnte nicht lügen, selbst wenn er es gewollt hätte.
    »Warum glauben Sie, ein Kind zu sein?«, fragte er.
    »Weil ich mich nach meiner Mutter sehne«, erklärte Cerise. Sie war bestimmt verrückt, ihn so tief in ihr Innerstes blicken zu lassen, andererseits konnte sie ihrer Familie überhaupt nichts von alledem mitteilen. »Ich weiß erst jetzt, wie verwöhnt ich bin. Meine Eltern haben mich immer vor den wirklich wichtigen Entscheidungen bewahrt. Sie haben es mir leicht gemacht. Solange ich tat, was sie mir sagten, sogar dann, wenn ich das mal nicht getan habe, war alles in Ordnung, weil sie immer da waren, um alles wieder geradezubiegen oder mir wenigstens zu sagen, wie ich es selbst wieder hinbiege. Aber ich habe mich beklagt, weil ich dachte, ich hätte es schwer. Und jetzt sind sie weg. Jetzt muss ich alles alleine entscheiden und auch alles

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