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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Kopf gehen lassen, und lud seine Söhne zum Yule-Fest auf dem Herzöglichen Landgut ein. An dem Festmahl nahmen die meisten Edelleute und ihre Familien teil. Ich war erst acht, aber ich weiß noch genau, wie bizarr Casshorn sich aufführte, er schien nicht mal zu wissen, wo er sich befand. Während des Abendessens stand er plötzlich auf. Er schimpfte wie ein Rohrspatz und griff Ortes’ Frau an, nannte sie eine Hure und bezichtigte sie einer Reihe sonderbarer und unsinniger Vergehen. Anscheinend hatte Casshorn sich ihr Jahre vorher, als Ortes und Jane bereits verlobt waren, zu nähern versucht und sie hatte ihn zurückgewiesen. Doch so, wie er es erzählte, sollte sich der Vorfall erst an diesem Abend zugetragen haben und nicht schon zehn Jahre zuvor. Die Verzichtserklärung wurde danach selbstverständlich nicht unterzeichnet, und Ortes wurde bald nach dem Rücktritt seines Vaters zum neuen Herzog. Casshorn behauptete später, jemand hätte ihm ein Betäubungsmittel ins Getränk geträufelt, aber da war es bereits zu spät, womit er sich auch abzufinden schien. Offenbar ist er unterdessen auf eine andere Möglichkeit gestoßen, sich die Macht zu verschaffen, die er sich immer gewünscht hatte.«
    Jeremiah zog die Stirn kraus. »Aber weshalb das Edge? Weshalb unser kleines Waldstück?«
    Declan legte die Arme auf den Tisch und beugte sich vor. »Weil es im Edge keine starke Polizei- oder Militärmacht gibt. Hier muss er nur mit vereinzeltem Widerstand rechnen, denn außer den Edge-Bewohnern schert sich niemand darum, was zwischen den Welten geschieht. Was genau er im Schilde führt, weiß ich nicht, aber ich nehme an, dass er anfangs daran gedacht hat, das Edge zu erobern, eine Armee aus Bluthunden aus dem Boden zu stampfen und sich an allen Menschen in Adrianglia, die ihm Unrecht getan haben, zu rächen. Aber was auch immer er angestellt hat, damit ihm die Bluthunde nichts tun, hat ihn verändert, und ich bin mir nicht sicher, wie viel Menschliches jetzt noch in ihm steckt.«
    »Ich glaube, dass er seine Eroberungspläne aufgegeben hat«, sagte Rose. »Jetzt will er nur noch Magie absorbieren und uns auffressen. Sein Gesicht hatte er versteckt, aber seine Hände sahen aus wie Klauen. An der Stelle der Fingernägel sitzen lange Krallen. Falls er das Edge erobert, dann nur, um sich zu ernähren.«
    »Und reden kann man nicht mit ihm«, sagte Tom Buckwell.
    Lee lehnte sich zu ihm. »Woher weißt du das?«
    Toms buschiger Bart zuckte. Sein Gesicht wirkte missmutig. »Fred Simoen hat Brad Dillon mit Geschenken zu ihm geschickt.«
    »Er hat was?« Großmama fuhr entsetzt vom Tisch auf.
    »Ich habe ihm geraten, das lieber bleiben zu lassen«, grollte Tom. »Von Anfang an habe ich ihm gesagt, es sei eine Scheißidee, bei der nichts Gutes herauskäme, aber er wollte einfach nicht auf mich hören. Fred meint immer, mit Geld könnte er die ganze Welt in die Tasche stecken.«
    Rose stellte sich vor, wie Casshorn sich über den köstlichen Menschen hermachte, den man ihm als Geschenk geschickt hatte, und Übelkeit breitete sich in ihr aus. »Casshorn hat Brad gefressen, stimmt’s?«
    »Und ob«, antwortete Tom. »Zumindest hat Fred das gesagt, bevor er sich mit seinem Anhang aus dem Edge verzog, als hätte ihm jemand seinen Hintern in Brand gesteckt.«
    Rose rieb sich das Gesicht. Brad war Abschaum, aber auf diese Weise sterben zu müssen … Das verdiente keiner. Sie dachte daran, dass auch die Jungen gefressen werden könnten, und ballte unter dem Tisch die Hände zu Fäusten.
    Da legte ihr Declan seine große Hand auf die Faust und rieb sie mit trockenen, warmen Fingern. »Also wissen Sie, wo Casshorn jetzt ist?«
    Schweigen senkte sich auf den Tisch.
    »In der Moosklamm«, sagte Adele. »Vor sechs Tagen begann der Wald dort abzusterben.«
    Lee warf die Hände in die Luft. »Und warum muss er das jetzt wissen?«
    »Weil das sein Schlamassel ist«, knirschte Emily. »Soll er doch für Ordnung sorgen.«
    »Da hast du vollkommen recht.« Lee fuhr zu Declan herum. »Warum sind eigentlich nicht mehr Typen wie Sie hier, die sich um dieses Problem kümmern? Wie kommt’s, dass Sie mutterseelenallein hier aufgekreuzt sind? Schließlich dreht es sich hier um Ihren Schlamassel.«
    »Genau genommen ist der Herzog im Edge juristisch nicht zuständig«, erklärte Declan. »Also dreht es sich momentan leider um Ihren Schlamassel.«
    »Aber die haben Sie geschickt«, sagte Jeremiah.
    »Oh, kommt schon.« Tom Buckwell schlug mit seinen

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