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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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ausgesprochen hatte, aber es konnte nicht schaden, sich vorher davon zu überzeugen, nicht belauscht zu werden.
    Declan war also ein Schurke. Andererseits hatte er Jack das Leben gerettet. Und er wirkte nicht gemein. Es gab verschiedene Sorten gemein: gemein wie Kenny Jo, der ständig wegen irgendetwas stocksauer war. Vor allem, weil sein Dad ihn im Stich gelassen hatte. Georgie konnte verstehen, dass einen so etwas sauer machte, andererseits war sein Dad auch weg und er legte sich deshalb noch lange nicht mit anderen Kindern an.
    Und manche waren gemein wie Ollie, der so dämlich war, dass er gar nicht mitbekam, wenn er sich gemein verhielt. Einmal hatte Ollie ein Hündchen getötet. Bloß weil es ihn gebissen hatte, zermatschte er seinen Kopf mit einem Stein. Das Hündchen hatte es nicht besser gewusst, hatte nur spielen wollen. Danach heulte Ollie, weil es ihm leidtat. Georgie seufzte abermals schwer. Er hatte zwei Tage gebraucht, bis er den Kopf des Hündchens mit seiner Magie wieder zusammengesetzt hatte, und als er es schließlich wieder zum Leben erweckte, sah es immer noch nicht richtig aus. Er hatte sich so sehr darauf konzentriert, das Hündchen wieder hinzukriegen, dass er darüber krank wurde, und da hatte dann Rose geheult.
    Wieder andere waren gemein wie Brad Dillon. Ein eiskalter und bösartiger Typ, nicht ganz richtig im Kopf.
    Declan war überhaupt nicht gemein. Jack fand seine Schwerter stark. Georgie teilte diese Meinung, aber er hatte zugesehen, wie Declan die Bestie, die auf Jack losgegangen war, in einen Geist verwandelte, und das war seiner Meinung nach noch stärker. Georgie streckte die Hand aus, schloss die Augen und tat so, als würde er die Bestie herzitieren. Wenn er so etwas könnte, würde er es noch viel cooler anstellen. Vielleicht würde er sich in eine dunkle, kreisende Rauchsäule hüllen. Seine Augen würden dabei leuchten. Und vielleicht würde er irgendeine geheimnisvolle Beschwörungsformel aufsagen. Vielleicht aber auch nicht. Womöglich wäre es cooler, gar nichts zu sagen. Und wenn er ein Schwert hätte, wäre es genauso lang und schmal wie Großvaters Klingen.
    Ein Tropfen kalter, glitschiger Magie berührte ihn im Nacken und glitt seinen Rücken hinunter, als hätte etwas Fauliges ihn mit ekligen Säften bespritzt. Georgie würgte und schlug die Augen auf.
    Vor dem Haus stand eine Bestie von der Farbe eines alten blauen Flecks auf dem Fußweg und glotzte ihn aus vier grauen Schlitzaugen an.
    Georgie erstarrte. Jack hatte ihm beigebracht, vor Tieren, die ihn einholen konnten, niemals davonzulaufen. Wenn er floh, würde die Bestie ihn jagen. Er wusste nicht, ob sie die Wehre überwinden und ihn erwischen konnte, aber darauf wollte er es lieber nicht ankommen lassen.
    Die Bestie setzte eine Tatze vor – eine lange, hässliche Tatze. Die meisten Tiere besaßen Zehen, dieses Biest jedoch besaß Finger, die in fiesen, roten Krallen endeten. Die Tatze berührte prüfend die Wehrsteine. Ein Strom widerlicher Magie kroch auf Georgie zu. Er spürte ihren Hunger: klebrig, kalt, ausgezehrt, wollte sie ihn einhüllen und ihm seine Zauberkräfte rauben. Er schluckte. Sein Herz raste, als wolle es ihm aus der Brust springen. Nicht weglaufen. Bloß nicht weglaufen .
    Hinter der Bestie, dort, wo der Fußweg eine Kurve machte, trat nun Declan aus dem Gebüsch. Georgie sah ihn an, und Declan nickte wortlos und schlich sich auf leisen Sohlen von hinten an die Bestie heran, stumm wie ein Fuchs vor dem Hühnerstall. Georgie starrte wieder die Bestie an. Du darfst Declan nicht ansehen. Sonst verrätst du ihn.
    Die Bestie öffnete ihr Maul und ließ Georgie ihre Zähne sehen: lang, spitz und blutrot. Ihre Magie lauerte, hungrig, bereit, sich auf ihn zu stürzen und ihn bei der geringsten Bewegung zu verschlingen.
    Declan zog das riesige Schwert aus der Scheide auf seinem Rücken.
    Georgie blickte der Bestie direkt in die Augen. Kalter Schweiß trat ihm auf die Stirn.
    Dann schlug Declan zu. Sein Schwert fuhr in einem metallisch glänzenden Bogen durch die Luft und hieb die Bestie mitten entzwei.
    Wow .
    »Alles klar?« Ein weißer Blitz fuhr von seiner Hand in die tote Bestie.
    Georgie dachte wieder daran zu atmen und schluckte. Übelkeit drohte ihm den Magen umzudrehen. Er mühte sich verzweifelt, nicht zu kotzen, rappelte sich auf, hob einen Wehrstein auf und ließ Declan ein. Kaum hatte der Blaublütige die Linie überschritten, setzte er den Stein an seinen Platz zurück und ließ sich

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