Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten
Angst?«
Derselbe köstliche Schrecken, den sie empfand, wann immer sie daran dachte, Declan anzufassen, verhinderte jetzt, dass sie sich von der Stelle rührte. »Absolut nicht«, log sie.
»Dann küssen Sie mich.«
Das war ihre Chance. Jetzt konnte sie ihn ohne Schuldgefühle küssen, ohne sich damit zu irgendetwas zu bekennen. So eine Gelegenheit würde sie niemals wieder bekommen. Und wenn sie hundert Jahre alt wurde und ihr ganzes Leben im Edge verbrachte, konnte sie am Ende wenigstens sagen, dass sie in ihrer wilden Jugend einen verrückten Blaublütigen aus dem Weird geküsst hatte. Sie hatte doch Mumm, oder? Und war das nicht das, was Frauen mit Mumm taten?
Rose überwand den Abstand zwischen ihnen und stützte sich zwischen seinen Händen und seinen Flanken beidhändig auf die Tischplatte. Nun hätte er leicht die Arme ausstrecken und sie festhalten können. Sie hätte daher besonders auf der Hut sein sollen, aber das war sie nicht. Als würde sie über eine von Declans Klingen laufen – ein falscher Schritt, und sie würde sich tödlich verletzen. Und das gefiel ihr.
Es ist nur ein Kuss. Hör auf, deshalb so einen Aufstand zu machen .
Sie beugte sich zu Declan vor. Ihre Lippen waren nur noch Millimeter voneinander entfernt.
Declans Augen leuchteten intensiv grün. Wie ein Grashalm, durch den die Sonne schien.
»Ich küsse Sie nur, weil Sie meinem Bruder das Leben gerettet haben«, murmelte sie. »Aus keinem anderen Grund.«
»Ist angekommen«, sagte er.
Sie beugte sich noch ein Stückchen vor. Ihre Lippen berührten sich fast schon.
»Das ist einfach nicht richtig«, hauchte sie. Ihr Körper vibrierte erwartungsvoll.
Er neigte seinen Kopf in ihre Richtung und sagte mit tiefer Stimme: »Es ist nur ein Kuss. Es ist ja nicht so, als würde ich Sie um irgendetwas … Unanständiges bitten.«
Dabei sah er haargenau so aus, als würde er liebend gerne etwas Unanständiges tun. Sie leckte sich die Lippen und küsste ihn.
Er öffnete den Mund und ließ sie ein. Ihre Zunge fand seine, sie strich sanft darüber und bemerkte, dass Declan sich zurückhielt und sich aufs Äußerste beherrschte. Plötzlich wollte sie ihn um den Verstand bringen, aus keinem anderen Grund, als ihm zu beweisen, dass sie dazu fähig war. Sie nahm sich seinen Mund vor, ihre Zunge fuhr rein und raus, mit leichten, flüchtigen Berührungen, liebkosend, ohne ihn von sich kosten zu lassen. Declan knurrte tief in der Kehle, ein absolut tierhafter Laut, bei dem sie sich fest an ihn drücken wollte.
Sie spürte es genau, als seine Geduld schließlich einknickte.
Er schlang die Arme um sie und zog sie an sich. Er erwiderte ihren Kuss, schob ihr die Zunge in den Mund und nahm sie auf. Sie verdrehte den Kopf. Er schmeckte wie eine Droge. Hitze stieg ihr in die Brust und breitete sich weiter aus. Ihr Körper sehnte sich nach Berührung.
Noch eine Sekunde, dann würde sie sich für ihn die Kleider vom Leib reißen.
Rose zog sich zurück. Seine Arme hielten sie weiter, doch sie wich weiter zurück, da ließ er sie los. »War das anständig genug, Lord Camarine?«
Er sah sie an, als wollte er auf sie losgehen. »Ziemlich.«
»Ich wollte, dass Sie sich an den Kuss erinnern«, erklärte sie. »Schließlich war das Ihre Belohnung.«
Sie glühte. Die Luft ringsum war mit einem Mal zähflüssig wie Klebstoff, doch sie musste sie schlucken, um ihre Lungen damit zu füllen.
Declan hatte so seine Probleme mit dem plötzlichen Abstand zwischen ihnen: Seine Hose vermochte die Schwellung darin nicht zu verbergen.
»Ich geh lieber mal frische Luft schnappen«, sagte sie und wandte sich ab.
»Warte.« Sie spürte ihn hinter sich aufragen. Dann beugte er sich über sie, schob ihr Haar zur Seite und küsste zärtlich ihren Nacken.
Schauer liefen ihr über den Rücken.
Er legte einen Arm um ihre Schulter, unmittelbar über ihren Brüsten, und zog sie an sich. »Rose«, flüsterte er in ihr Ohr, vermutlich war ihm sehr bewusst, welche Wirkung dieses kleine Wort aus seinem Mund auf sie hatte. Die andere Hand umfing ihre Taille und hielt sie fest. »Bleib.«
Wieder küsste er ihren Nacken, und sie musste ihren ganzen Willen aufbieten, damit sie sich nicht wie ein liebesbedürftiges Kätzchen an ihm scheuerte. Jetzt reiß dich aber mal zusammen! Krieg jetzt bloß keine weichen Knie vor ihm – darauf wartet er doch bloß .
»Netter Kuss«, hörte sie sich sagen. »Aber nein, danke.«
Sie löste seine Hände von ihrem Körper. »Sie haben immer
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