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Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Titel: Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Aber er versteht.«
    Karmash knurrte vor sich hin.
    »Soll ich die Wächter ausschalten?«, fragte Coutier.
    »Nein.« Karmash machte sich auf den Weg zum Camp.
    Der Chor betrat die Bühne mit verzückten Gesichtern und strahlend vor innerer Freude. Ihre Stimmen verschmolzen: »Halleluja. Halleluja. Halleluja …«
    Die Seitentür ging auf, und Yonker betrat den Mittelgang. Er trug einen schwarzen Geschäftsanzug. Um die Schulter schlotterte ein purpurroter Superman-Umhang, gehalten von einer goldenen Kette. Audreys Blick fixierte die Kette. Die Augen von Karuman. Sie hatten den Emitter noch nicht, aber sie waren nah dran, sehr nah.
    Die Gemeinde schnappte nach Luft.
    Yonker hob die Arme.
    Niemand lachte. Niemand provozierte ihn oder machte sich über sein Outfit lustig. Eine ältere Frau in der letzten Reihe begann zu weinen. Der Mann vor ihnen schaukelte vor und zurück und murmelte immer wieder: »Danke, mein Herr Jesus. Danke, mein Herr Jesus.«
    Großer Gott, in was für ein Irrenhaus sind wir denn hier geraten?
    Yonker begann seine Prozession durch den Mittelgang. Menschen griffen nach ihm, drängelten aneinander vorbei, um seine Hände zu berühren. Noch gut vierzig Meter.
    Wie genau wollte Kaldar das vor aller Augen abziehen? Audrey musste sie irgendwie vom Rest der Gemeinde abschirmen.
    Dreißig Meter.
    Fünfzehn.
    Audrey sprang schwungvoll von ihrem Platz auf. Ihre Brüste hüpften in den Seidenkörbchen ihres BH s, und sofort glotzte Yonker in ihren Ausschnitt. Sie streckte ihm die Hände entgegen, setzte ihr schönstes Lächeln auf, in ihren Augen glänzten Tränen. Yonker breitete die Arme aus, sie ließ sich hineinsinken, schob eine Hand unter seinen Umhang und fasste ihm an den Hintern. Ed riss die Augen auf und zog sie an sich.
    »Verzeihung.« Kaldar stand auf. Seine Arme bedeckten ihre, und er löste sie behutsam von Yonkers Brust. »Meine Frau lässt sich zu sehr hinreißen.«
    »Gut so.« Yonker machte eine gönnerhafte Geste und ging zum Podium. Seine Kette blieb unberührt.
    Die Umarmung hatte kaum fünf Sekunden gedauert. Nicht annähernd lange genug, um die Kette auszutauschen. Diese Erkenntnis lag ihr schwer wie ein Stein in der Magengrube. Sie waren gescheitert.
    Karmash schritt auf das Haus zu. Das Stimmengewirr ließ auf Menschen schließen. Die drei Agenten folgten ihm.
    »Wo gehen Sie hin?«, brummte Coutier einen Schritt hinter ihm.
    »Unsere Schwerter brauchen Frischfleisch.«
    »Dort sind nur ein Mann aus dem Edge und eine Frau.«
    Karmash ging der ständige Widerspruch allmählich auf die Nerven. »Ihr habt noch nicht gegen die Mars gekämpft. Ich schon. Wir werden einen Wall aus Leichen zwischen uns anhäufen müssen. Glaubt mir.«
    Düster erhob sich vor ihnen das Portal. Er stieß es auf und betrat den Raum. Acht Männer starrten ihn an. An den Wänden bemerkte er Gewehre. Wie er vermutet hatte, handelte es sich um die restlichen Wachen des Priesters.
    Karmash griff in seine Tasche und ließ eine Handvoll Goldmünzen auf den Tisch fallen. Ein kleines Lösegeld. Im Zimmer erhob sich ein leises Geräusch, als sechs Männer gleichzeitig die Luft anhielten.
    »Ich bin hinter einem Mann her«, sagte Karmash. »Er ist in eurer Kirche und will euren Priester umbringen. Ich brauche diesen Mann lebend. Wenn ihr mir helft, ihn festzunehmen, gehört dieses Gold euch.«
    Audrey sank auf ihren Platz zurück und beugte sich zu Kaldar hinüber. »Wie war noch mal unser Plan C?«
    Kaldar nahm sie in den Arm, zog sie besitzergreifend an sich und spielte mit ihren Haaren. »Wir brauchen keinen Plan C. Ich hab’s.«
    »Was?«
    Er ließ sie einen kurzen Blick in die Innentasche seines Jacketts erhaschen, sie konnte darin den Umriss der Kette erkennen. »Wie … Wann?«
    »Geschäftsgeheimnis, Liebes.« Er lächelte sie an.
    Verflucht noch mal, ist der Kerl geschickt. Sie beugte sich zu ihm und küsste seinen Mundwinkel.
    »Vorsicht«, murmelte er.
    Ed Yonker stieg auf die Kanzel und streckte die Arme aus. »Brüder und Schwestern!«
    Die Gemeinde starrte ihn verzückt an.
    »Hört auf meine Worte.«
    Die Menge glotzte. Manche räusperten sich.
    »Heute bringe ich euch das gesegnete Licht!«
    Die Menge ließ ihn nicht aus den Augen. Yonker zog die Stirn kraus. Audrey erschauerte vor Schreck. Anscheinend war sonst zu diesem Zeitpunkt des Gottesdienstes etwas passiert, was diesmal offenbar ausblieb. George beugte sich zu Kaldar und flüsterte ihm eindringlich ins Ohr. Dann näherte sich Kaldar ihr.

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