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Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Titel: Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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näherten sich dem Gebäude. »Hey, Gnom! Gnooom!« Audrey drehte sich zu den Jungs um. »Okay, Kinder, schlagt mal ordentlich Krach. Er ist manchmal ein bisschen schwerhörig. Gnooom!«
    »Hallo!«, schrie George. »Hi!«
    »Machen Sie auf!«, brüllte Jack.
    Kaldar schob zwei Finger in den Mund, und ein durchdringender Pfiff schallte durch den Wald. Jack steckte sich einen Finger ins Ohr und schüttelte sich ein wenig.
    Da flog im obersten Stockwerk ein schiefes Fenster auf, und im Dunkel dahinter bewegte sich jemand.
    »Hey, Gnom!« Audrey winkte.
    »Was wollt ihr?«, rief eine Männerstimme.
    »Ich muss Sie was fragen!«, antwortete Audrey.
    »Ich hab zu tun.«
    »Ich bezahle auch dafür.« Audrey wandte sich Kaldar zu. »Zeigen Sie ihm das Bier.«
    Er hob die Flasche.
    »Ist das Speedway Stout?«
    »Ja«, bestätigte Audrey.
    Der Schattenmann seufzte schwer. »Also gut, ich komme runter.«
    Eine Folge von Schlägen und Stößen hallte durchs Haus.
    Kaldar näherte sich Audrey. »Fällt der gerade die Treppe herunter?«
    Audrey verzog das Gesicht. »Nein, er hat nur … Sachen. Zeug. Jede Menge Zeug.«
    Kaldar sah vor seinem geistigen Auge einen verwachsenen Gnom, der sich zwischen Stapeln schmutziger Kochtöpfe die Treppenstufen herabmühte. Er hatte keinen Schimmer, warum ihm ausgerechnet Kochtöpfe einfielen. Hoffentlich mussten sie nicht im Haus herumklettern, um den Mann zu retten.
    Dann glitt ein Teil der Wand zur Seite, und ein Riese trat ins Sonnenlicht hinaus. Sein übergroßer Jeansoverall verhüllte kaum seine riesenhafte Gestalt. Die Ärmel des weißen T-Shirts spannten sich über dicken, austrainierten Muskeln. Seine rötlichen Locken waren heillos zerzaust, und sein Gesicht sah mit den tief liegenden Augen und dem kantigen Kinn so furchterregend aus, dass selbst tollwütige Wölfe das Weite gesucht hätten. Der Mann hätte ebenso gut sechzig wie achtzig sein können, das konnte man bei Menschen aus dem Edge nie so genau sagen. Manche wurden mehrere Hundert Jahre alt.
    Der Riese schlenderte zu Audrey und streckte seine schaufelgroße Hand aus. Das Bier. Klar. Kaldar drückte ihm die Flasche in die Hand. Der Riese entkorkte sie mit den Zähnen, drehte sie, spie den Korken aus und nahm einen großen Schluck.
    »Gut.« Der Gnom musterte Kaldar. »Audrey kenne ich. Sie kenne ich nicht.«
    Kaldar machte den Mund auf.
    »Er ist mein Verlobter«, verkündete Audrey.
    Was ?
    Der Gnom zwinkerte. »Verlobter?«
    »Ja«, nickte Audrey.
    »Und wann wird geheiratet?«, wollte Gnom wissen.
    Kaldar trat näher an Audrey heran und legte einen Arm um sie. Sie erstarrte nicht, lehnte sich sogar ein wenig gegen ihn. Wieder erhaschte er einen Hauch ihres Parfüms, grinste und zog sie fester an sich, während er seine Hand in ihre Gesäßtasche schob. Seine Finger ertasteten Metall, er packte den Gegenstand mit Zeige- und Mittelfinger und zog die Hand wieder aus der Tasche. »Erst mal gar nicht. Wir haben bisher in Sünde gelebt und jeden Augenblick genossen.«
    »Und wer sind die?« Gnom wies mit einem Kinnzucken auf die Jungen.
    »Meine Cousins«, antwortete Kaldar.
    Gnom dachte lange darüber nach, was er von den vieren halten sollte. »Schön, kommt rein.«
    Kaldar trat einen Schritt vor. Noch immer hielt er Audrey umschlungen. Doch Gnom hob eine Hand. »Der Gestaltwandler bleibt draußen. Ich habe da drin jede Menge Glas und will nicht, dass irgendwas kaputtgeht.«
    Jack war ein Kind, kein herrenloser Hund. Kaldar verkniff sich ein Knurren. »Gut.«
    Gnom drehte sich um und kehrte ins Haus zurück.
    Audrey stieß Kaldar den Ellbogen in die Flanke.
    »Aua.« Kaldar zuckte.
    »Behalten Sie Ihre Pfoten bei sich«, brummte sie und ging Gnom nach.
    »Es hat sich gelohnt«, rief er ihr nach.
    Darauf drehte sie sich um, blickte entrüstet, schlug die rechte Faust in ihre linke Hand und marschierte weiter.
    »Ich glaube nicht, dass sie dich leiden kann«, meinte Jack.
    Kaldar raufte sich die Haare. »Du musst noch viel über Frauen lernen, Jack. Der Gnom will nicht, dass du mit hineinkommst.«
    Jack rümpfte die Nase. »Schon gut. Er riecht sowieso nicht gut.«
    Ling wollte an ihnen vorbei hinter Audrey herflitzen. Doch Kaldar packte das Tier im Genick und hob es auf. Der Waschbär knurrte und fuhr mit den Krallen durch die Luft. »Halt sie fest.« Er hielt Ling George hin, der sofort vortrat und sie nahm. Kaldar zögerte. Er hatte gedacht, dass Jack Ling nehmen würde. Das kleine Biest würde George bestimmt blutig

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