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Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Titel: Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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zum Wald zeigenden Fenster. Im nächsten Moment stand Kaldar dicht neben ihr. Sie ließen ihre Blicke über den Wald schweifen.
    Nichts. Keine Bewegung störte die Wildnis des Edge.
    Hinter ihnen lud Gnom klickend die Schrotflinte.
    Etwa sechs Meter über dem Boden löste sich zwischen den Zypressenzweigen ein grüner Schatten in Menschengestalt.
    Audrey hielt den Atem an.
    Der Schatten machte einen Satz. Flog neun Meter mit einem hinter ihm flatternden, zerfledderten Umhang und landete auf der Spitze einer Kiefer.
    Was zur Hölle war das ? »Warum springt da einer in einem Umhang herum?«, flüsterte Audrey.
    »Das ist kein Umhang«, meinte Kaldar neben ihr und knuffte sie sanft in die Seite. »Das sind seine Flügel. Die Hand ist hier. Wir müssen weg! Sofort!«
    Zwischen den Bäumen tauchte noch jemand auf. Er war unnatürlich groß und mit grünen und braunen Spiralen bemalt. Der Mann entdeckte einen Zedernstamm und kletterte an der Rinde hoch, als hätte er Saugnäpfe an den Händen.
    Gnom nahm eine Schachtel Munition vom Regal. »Lauft los. Es gibt eine Hintertür. Ich gehe nirgendwohin.«
    »Seien Sie kein Narr!«, blaffte Kaldar. »Sehen Sie den Kerl in der Zeder? Das ist ein Agent der Lesard -Klasse, und der da drüben ist ein Boddus . Die zwei lassen niemals locker, weil die Magie sie so verrückt gemacht hat, dass sie völlig unberechenbar sind. Das heißt, da draußen ist irgendwo ein Offizier, der die Fäden in der Hand hält. Also sind sie mit einer Kommandoeinheit aus zwölf Kämpfern, vielleicht mehr, gekommen. Bleiben Sie hier, sterben Sie.«
    »In mein Haus kommen die nicht.« Gnom biss die Zähne zusammen.
    Idiot .
    Audrey stellte sich ihm in den Weg. »Gnom! Kommen Sie mit uns! Setzen Sie Ihr Leben nicht für das ganze Zeug aufs Spiel.«
    Er bleckte die Zähne. »Das Zeug ist mein Leben! Und ihr zwei verschwindet verdammt noch mal aus meinem Haus!«
    Etwas schlug aufs Dach und kletterte, über die Schindeln schabend, rasch darüber hinweg. Großer Gott .
    »Verschwindet!«, knurrte Gnom. »Durch die Hintertür!«
    Kaldars Hand umklammerte Audreys Handgelenk. »Kommen Sie, Audrey!«
    Sie schüttelte ihn ab. »Wollen Sie wirklich hier sterben? Warum?«
    »Weil ich mir mein ganzes Leben für dieses Haus und alles darin den Arsch aufgerissen habe«, gab Gnom zurück. »Ich habe hier 50 Jahre lang Geschäfte gemacht und gehandelt. Ich kenne jedes Teil auf den Regalen hier, und die Hand wird nichts davon kriegen. Ich lasse keinen an meine Sachen ran. Euch nicht, und die auch nicht.«
    »Sie dämlicher alter Narr.«
    Mit einer wütenden Geste scheuchte Gnom sie davon.
    Kaldar packte Audreys Hand und zog sie hinter sich her durchs Haus.
    »Lassen Sie mich los!«
    »Er hat sich entschieden. Wenn Sie bleiben, gehen Sie mit ihm drauf.«
    »Ich sagte, Sie sollen mich loslassen. Sie wissen doch gar nicht, wo es langgeht.«
    Er ließ ihre Hand los. Sie rannte im Zickzack zwischen den Regalen hindurch, Kaldar immer einen Schritt hinter ihr. Sie passierten das Lesepult, auf dem noch das aufgeschlagene Buch mit Magdalene Moonflowers Porträt lag. Wenn sie hier lebend hinauskamen, war sie ihr nächstes Ziel, was die Hand nicht unbedingt wissen musste. Audrey stürzte sich auf das Buch, wobei sie fast mit Kaldar zusammenstieß.
    »Die Seite«, bellte er, als er gegen sie prallte.
    »Weiß ich!«
    Audrey packte das Buch und riss eine Handvoll Seiten heraus. Kaldar strich über den Falz, riss kleine Papierfetzen ab, bis keine Spur der Seiten mehr zu sehen war, und stieß das Lesepult um. Der Riesenwälzer fiel krachend zu Boden und klappte zu. Audrey stürmte durch ein Nebenzimmer ins Hintere des Hauses zu der kleinen Tür. Kaldar packte die Türklinke und zog.
    »Zu!«
    Kein Bolzenschloss. Bloß ein Schlüsselloch. »Lassen Sie mich mal.« Audrey drückte ihre Handfläche gegen die kleine Öffnung und ließ ihre Magie ins Schloss einsickern. Drei, zwei …
    Es klickte. Sie drückte die Klinke und lief ins Freie. Ling flitzte an ihr vorüber in den Wald. Kaldar schloss zu Audrey auf. »Weiter«, brummte der Agent. »Weiter.«
    Sie eilten in den Wald.
    »Wo geht’s zum Abhang?«, zischte er.
    Was? Hatte er den Verstand verloren? »Geradeaus.«
    »Gehen Sie vor.«
    Sie nahm die Beine in die Hand.
    Hinter ihnen hörten sie schwere metallische Schläge. Audrey blickte über ihre Schulter. Einer nach dem anderen schlugen die eisernen Fensterläden zu und verrammelten das Haus. Angst presste ihr den Brustkorb zusammen. Sie

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