Land der Sehnsucht (German Edition)
dass er sie für viel jünger hielt als ihre einunddreißig Jahre. Aber da es nicht schicklich war, über das Alter einer Frau zu sprechen, und da es auch nicht wichtig war, ihn in dieser Hinsicht eines Besseren zu belehren, ließ sie es dabei bewenden. „Ich wünsche Ihnen alles Gute bei Ihren Aufgaben in Denver, Monsieur Colby, und ich hoffe, unsere Wege werden sich wieder kreuzen.“
„Ich komme in ungefähr zwei Monaten wieder in die Stadt, Madam. Falls Sie dann noch hier sind, werde ich Sie bestimmt besuchen. Um zu sehen, wie es Ihnen geht und was Sie so treiben.“
„Ich freue mich auf ein Wiedersehen.“ Sie machte einen Knicks. „Und ich freue mich auch darauf, zu sehen, wie es Ihnen geht und was Sie … so treiben.“ Sie versuchte, es so auszusprechen wie er, scheiterte aber kläglich. Ihr Versuch brachte ihr jedoch ein herzliches Lächeln ein.
Als sie Monsieur Colby nachschaute, seufzte Véronique schwer und versuchte, ihre Gedanken darauf zu konzentrieren, was sie als Nächstes tun musste. Sie musste heute Vormittag die Bank aufsuchen, um sich über ihre finanzielle Situation Klarheit zu verschaffen, die allein davon abhängig war, ob Monsieur Marchand tatsächlich Geld für sie überwiesen hatte. Dann würde sie dem Mietstall der Stadt einen Besuch abstatten, um sich nach einem Fahrer und einer Kutsche zu erkundigen.
Aber sie fürchtete, dass sie keinen Reisebegleiter finden würde, der so fähig und höflich war wie Bertram Colby.
* * *
„Es ist wirklich sehr freundlich von Ihnen, uns Annabelles Brief persönlich zu bringen, Mr Brennan.“ Hannah Carlson hob den Deckel von ihrem Topf auf der Ofenplatte und rührte den Inhalt kräftig um. „Das freut uns wirklich sehr.“
„Es war mir ein Vergnügen, Madam.“ Jack atmete den Duft ein, während er zuschaute, wie Mrs Carlson eine Pfanne Maisbrot in den Ofen schob. Selbst gekochte Mahlzeiten waren für ihn ein seltener Genuss.
Bis jetzt erwies sich alles, was Annabelle ihm über Patrick und Hannah Carlson erzählt hatte, als wahr. Er hatte sich auf der Stelle wie zu Hause gefühlt und verstand gut, warum Annabelle mit einer solchen Zuneigung von ihnen gesprochen hatte. Als die Carlsons ihn eingeladen hatten, zum Essen zu bleiben, hatte er die Einladung gern angenommen. Dadurch käme er zwar erst später in den Mietstall der Stadt, wo er mit einem gewissen Jake Sampson wegen des Wagens, den er in Auftrag gegeben hatte, sprechen würde, aber der Tag war noch jung.
„Mrs McCutchens und ihr …“ Jack brach ab. „Entschuldigung, ich sollte jetzt Mrs Taylor sagen. Sie und ihr Mann schicken Ihnen ihre herzlichsten Grüße. Und, Herr Pfarrer – er schaute Patrick Carlson über den Tisch hinweg an –, Matthew hat mir für Sie eine Nachricht aufgetragen. Er sagte, ich solle Ihnen ausrichten, dass er sich wünschen würde, Sie und er hätten wieder einmal Gelegenheit für ein ‚Verhör auf der Veranda‘, falls Sie mit diesen Worten irgendetwas anfangen können.“
Patrick nickte und ein tiefgründiges Lächeln zog über seine Lippen. „Das kann ich allerdings. Matthew Taylor ist ein guter Mann.“
„Ich hatte immer ein bestimmtes Gefühl in Bezug auf Annabelle und Matthew“, sagte Hannah und wischte sich die Hände an ihrer Schürze ab. „Besonders, nachdem wir diesen einen Brief bekamen. Weißt du noch, Patrick? Annabelle schrieb ihn, während sie unterwegs waren, um im letzten Sommer Ihren Treck einzuholen, Mr Brennan. Sie schrieb, um uns zu beruhigen, dass sie und Matthew ‚sich noch nicht gegenseitig umgebracht hatten‘.“ Sie lachte leise. „Da wussten wir es.“
Pfarrer Carlson schüttelte den Kopf. „Da wusstest du es, Hannah. Ich habe ihm immer noch nicht ganz getraut.“
Der Tonfall des Pfarrers war scherzhaft, aber Jack spürte, dass ein Körnchen Wahrheit in seinen Worten lag, und das konnte er gut verstehen. Er selbst hatte auch Vorbehalte gegenüber Matthew Taylor gehabt, als sie sich das erste Mal in der Prärie im Norden getroffen und Annabelle sich seinem Treck in Richtung Westen angeschlossen hatten. Aber Matthew konnte Jacks Zweifel schnell zerstreuen, und dafür war er sehr dankbar. Nach allem, was Mrs Taylor durchgemacht hatte, als sie so kurz nach ihrer Heirat ihren ersten Mann Jonathan so schnell und so unerwartet verloren hatte, verdiente sie ein neues Glück.
Und dass sie dieses Glück ausgerechnet mit Jonathans jüngerem Bruder gefunden hatte, erschien ihm irgendwie richtig.
Mrs Carlson kehrte mit einer
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