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Land der Sehnsucht (German Edition)

Land der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Land der Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamera Alexander
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verschwinden.
    Er erblickte ein Gebäude, dessen vordere Fenster mit Stahlgittern gesichert waren. Es war das größte Gebäude in der Straße und er vermutete, dass es Scoggins gehören könnte. Er lenkte den Wagen in Richtung dieses Hauses, aber seine Aufmerksamkeit richtete sich auf ein größeres Zelt, das auf der rechten Seite stand. Frauen standen davor, alle nur spärlich bekleidet und darum bemüht, mögliche Kunden anzulocken und mit in das Zelt zu nehmen. Es sah ganz danach aus, als wären sie damit erfolgreich.
    Vor ihnen versammelten sich Gruppen von Bergarbeitern auf der Straße. Sie drehten sich alle gleichzeitig um und entdeckten den Wagen. Jubelrufe ertönten und Freudenschüsse aus ihren Pistolen hallten von den Bergen wider. Jack hätte gern gedacht, dass sie sich über seine Lieferung freuten und dass ihre Begeisterung nichts mit der Frau, die neben ihm saß, zu tun hatte – aber das war wohl kaum der Fall.
    „Sie bleiben im Wagen, Mademoiselle Girard. Und sprechen Sie mit keinem der Männer, egal, was sie zu Ihnen sagen. Ich übernehme das Reden, wie wir vereinbart haben. Und ich erkundige mich auch nach Ihrem Vater. Verstanden?“ Als sie nicht antwortete, sah er sie an, um sich zu vergewissern, dass sie ihm zugehört hatte. Er wusste aus eigener Erfahrung, wie naiv sie sein konnte. Und wie dickköpfig. Sein Bauchgefühl sagte ihm, dass jetzt das Erstere der Fall war, aber er war noch nicht ganz sicher, ob er Letzteres ganz ausschließen konnte.
    Ihre braunen Augen waren groß und aufmerksam. „Ich halte mich an das, was wir vereinbart haben.“ Sie drehte sich zu ihm um und blickte ihn erst an. „Haben Sie Ihre Waffe bereit, Monsieur?“
    Er konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Ja, Madam.“ Er wies auf das Gewehr, das geladen an seinem Bein lehnte. „Und ich habe eine Schofield in meinem Gürtel stecken.“
    „Wenn eine Schofield eine Waffe ist, ist das gut.“
    „Ich rechne nicht damit, dass ich eine Waffe brauche, Madam. Aber man kann nicht …“
    „… vorsichtig genug sein. Oui, das sehe ich auch so. Diese Formulierung habe ich gelernt. Sie bedeutet, dass es besser ist, im Vorfeld vorsichtig zu sein, als später etwas zu bereuen.“
    Sie ließ seine Hand los, warf die Schultern zurück und hob das Kinn. Plötzlich sah sie eher wie eine Königin bei einem Nachmittagsausflug aus als wie eine Tochter auf der Suche nach ihrem Vater, den sie nie wirklich gekannt hatte.
    Jack blieb vor einem Gebäude stehen und legte die Bremse ein.
    Zwei Dutzend Männer bildeten schnell einen Kreis um den Wagen. Einige starrten Mademoiselle Girard einfach nur an, während andere versuchten, ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, indem sie sie direkt ansprachen. Jack verstand, was die meisten Bergarbeiter sagten, aber es waren auch ein paar Sprachen darunter, die er nicht kannte. Mademoiselle Girards Sprache war eine davon.
    Sie richtete ihren Blick weiter geradeaus und hielt die Schultern steif.
    „Meine Herren.“ Jack stand mit dem Gewehr in der Hand auf. „Würden Sie mir bitte sagen, wo ich Wiley Scoggins finde?“
    „Sie finden ihn hier.“
    Jack hatte sich vorher kein Bild von Wiley Scoggins gemacht, aber er hätte diesen Namen bestimmt nie mit dem Mann in Verbindung gebracht, der den Türrahmen des Gebäudes vor ihm ausfüllte. Scoggins war ungefähr genauso groß wie er, aber wenn es zu einer Auseinandersetzung käme, würde dieser Mann ihn mit Leichtigkeit ausschalten. „Ich bin Jack Brennan. Aus Willow Springs. Ich bringe Ihre Warenlieferung.“
    „Ist alles, was wir sehen, zu kaufen?“
    Der Mann, der das rief, befand sich hinter ihm. Jack konnte also nicht erkennen, wer das gesagt hatte. Ein anzügliches Lachen machte die Runde.
    „Gibt es eine Kostprobe von der Ware?“
    „Wir haben drüben in Lollys Zelt noch Platz.“
    Es folgte mehr Gelächter, dann ertönten wieder Schüsse.
    Jack ließ seinen Blick über die Gesichter wandern. Die Männer reichten von Jugendlichen, die noch keine zwanzig Jahre alt waren, bis hin zu alten Greisen. Aber unabhängig von ihrem Alter waren ihre Gesichter vor Aufregung gerötet, und die einzige Ursache dafür war, dass sie eine schöne Frau sahen. Das gleiche Gefühl hatte sich das erste Mal in ihm geregt, als er sie an jenem Morgen vor dem Hotelbadezimmer gesehen hatte. Aber zu wissen, dass diese Männer ähnlich reagierten wie er, weckte Gefühle in ihm, die weit über einen normalen Beschützerinstinkt hinausgingen.
    Sein Griff um sein

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