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Land der wilden Sehnsucht

Land der wilden Sehnsucht

Titel: Land der wilden Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Way
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ihr lag, beugte den Kopf weit zurück und schloss für einen Moment die Augen.
    Bitte, lieber Gott, bewahre uns vor Schaden. Sei Marks Seele gnädig, und hab Erbarmen mit uns allen. Hilf Mandy, diesen traurigen Tag heil zu überstehen …
    Blaine war ebenfalls auf die Galerie getreten und sah wie gebannt auf die Gestalt, die einige Meter entfernt von ihm stand. Die Luft um ihn her schien zu knistern. Er musste sich in Acht nehmen, wenn er bei dieser Frau nicht die Kontrolle verlieren wollte.
    Er hatte nicht erwartet, dass einer seiner Gäste schon munter sein würde. Er war selbst früh aufgewacht, hatte Jeans und Buschhemd angezogen, um nach draußen zu gehen. Früher hatte er im westlichen Seitenflügel die Nächte verbracht, in dem auch jetzt noch seine Zimmer lagen, aber auf Hilarys Wunsch hin hatte er zusätzlich das elterliche Schlafzimmer bezogen, das sie seit Desmonds Tod nicht mehr benutzte. Für sie war es immer noch mit Blaines Mutter, der ersten Mrs Kilcullen, verbunden, die früher auf Katajangga geherrscht hatte.
    Auch Blaine dachte wieder lebhafter an seine Mutter, seit er im Haupthaus nächtigte. Es war hart, die Mutter so früh zu verlieren, und blieb selten ohne nachhaltige Folgen. Er war Hilary nicht etwa feindlich gesinnt. Ihre nachgiebige, versöhnliche Art gab dazu keinerlei Anlass, trotzdem hatte er lange gebraucht, um Sympathie für sie zu entwickeln. Inzwischen waren sie zum Glück gute Freunde.
    Blaine konnte aus der Entfernung erkennen, dass Sienna die Lippen bewegte. Sie betet, dachte er. Sie erfleht bestimmt Gottes Segen für diesen besonderen Tag.
    Sollte er sich bemerkbar machen? Das konnte ein Fehler sein, denn sie trug noch Nachthemd und Morgenmantel und rechnete bestimmt nicht damit, beobachtet zu werden. Die Morgensonne schien voll auf ihr nach oben gewandtes Gesicht und ihr herrliches Haar.
    „Sienna?“
    Er sprach den Namen nur halblaut aus, denn er wollte auf keinen Fall Amanda aufwecken, die von ihren eigenen Dämonen verfolgt wurde. Sie blieb tagsüber meist in ihrem Zimmer, kam selten zu den Mahlzeiten herunter und zeigte nicht die geringste Sympathie für ihre trauernde Schwiegermutter. Dass sie Marcia mied, war eher verständlich. Marks Schwester hatte sie zwar höflich begrüßt – darauf hatte Blaine bestanden –, doch wenig später hatte sie ihren Gefühlen so heftig Luft gemacht, wie er es nur von Mark kannte.
    „Ich mag sie nicht, Blaine. Sie tut, als könnte sie kein Wässerchen trüben. Bestimmt hast du auch bemerkt, wie feindselig sie Sienna behandelt. Ich wette, das geht schon jahrelang so. Mark hat uns hintergangen … Amanda ebenso. Du kannst Gift darauf nehmen, dass sie nur wegen der Erbschaft gekommen ist. Sienna finde ich dagegen ausgesprochen nett. Sie ist ganz anders. Amanda traue ich nicht über den Weg.“
    Um Marcia zu schonen, hatte Hilary ihr Marks Brief nicht gezeigt. Sich bei der Hochzeit, vielleicht schon vorher, in eine andere Frau zu verlieben musste Unheil bringen. Mark hatte nicht von seiner jungen Ehefrau, sondern von ihrer Brautjungfer geschwärmt. Sprach das nicht für eine besondere Beziehung zwischen den beiden? Mark schien leidenschaftlich in Sienna verliebt gewesen zu sein, und Blaine fragte sich, ob und wann sie das bemerkt hatte. Schon vor der Hochzeit – oder erst danach? Hatte sein Halbbruder Amanda geheiratet, obwohl sie ihn gar nicht oder nicht mehr interessierte?
    Auf diese Fragen würde er wohl nie eine Antwort bekommen.
    Sienna sah Blaine mit leichtem Unbehagen näher kommen. Gleichzeitig wuchs ihre Erregung, denn er war nur halb angezogen. Das Buschhemd, das er flüchtig in die Hose gestopft hatte, stand bis zur Taille offen. Es ist völlig gleich, was dieser Mann anhat, dachte sie wieder, die Frauen werden ihm immer nachsehen.
    Er hatte einen perfekten athletischen Körper. Seine Muskeln spielten unter der gebräunten Haut wie die einer Raubkatze unter dem gefleckten Fell. Das erhöhte seine sexuelle Ausstrahlung, die unwiderstehlich war. Etwas Ähnliches hatte Sienna bisher nicht erlebt. Sie wurde davon überwältigt, was sie zutiefst beunruhigte.
    „Konnten Sie nicht mehr schlafen?“
    Blaine hatte Sienna erreicht und widerstand der Versuchung, sie in die Arme zu nehmen. Jeder physische Kontakt mit ihr war ausgeschlossen. Hatte er sich wirklich eingebildet, alles im Griff zu haben? Zum Teufel, er hatte alles im Griff, bis auf das Verhältnis zu dieser Frau. Der Zauber, der sie umgab, glich einem fein gesponnenen Netz,

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