Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Land des Todes

Land des Todes

Titel: Land des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
Vom Netzwerk:
Sag ihr, dass sich an meiner Liebe nichts geändert hat.«
    Dann stockte ihm die Stimme, und er verstummte, was mirGelegenheit gab einzuwerfen, dass ich nichts dergleichen sagen würde.
    »Dann gib ihr zumindest diesen Brief.« Er drückte mir ein Schriftstück in die Hand, doch ungeachtet seines Nachdrucks weigerte ich mich, es entgegenzunehmen. Letztlich willigte ich ein, Lina von seiner Rückkehr in Kenntnis zu setzen. Ich stimmte Damek insofern zu, als dass sie es am besten von mir hören sollte, und ich war insgeheim froh darüber, dass er daran gedacht hatte, es zuerst mir zu erzählen, statt unangekündigt in die Manse zu platzen. Ich machte mir große Sorgen darüber, wie sich die Neuigkeiten auf ihre Gesundheit auswirken könnte, und ich gab ihm gegenüber zu bedenken, dass Lina in seiner Abwesenheit schwer krank gewesen war.
    »Sie werden feststellen, dass sie sich verändert hat«, sagte ich. »Als sie aus dem Palast zurückkam, war ich regelrecht entsetzt darüber. Sie ist zerbrechlich, und schon die geringste Kleinigkeit kann sie aus dem Gleichgewicht bringen. Ich bitte Sie inständig, behutsam vorzugehen, wenn Ihnen irgendetwas an ihr liegt.«
    »Wenn mir irgendetwas an ihr liegt? Wie kannst du so etwas sagen?« Doch angesichts meiner Beharrlichkeit versprach er schließlich, diskret zu sein und nichts zu tun, was Lina Kummer bereiten könnte. Damit musste ich mich zufriedengeben.
XXI
    Ich verbrachte die Nacht im Roten Haus, wo auch Damek untergebracht wurde.
    Die scheinbare Vertrautheit mit seinem Erzfeind schürte quälend meine Neugier, doch Damek war nicht in der Stimmung, sie zu befriedigen. Am Tor trennten sich unsere Wege. Er ging zur Vordertür, an die er mit seinem schwarzen Gehstock klopfte, ich begab mich durch den hinteren Garten zur Küche. Meine Mutter wartete schon ungeduldig auf mich und kam zur Tür gelaufen, als ich diese öffnete. Händeringend teilte sie mir die Neuigkeit mit, von der ich bereits wusste.
    Damek war, so erzählte sie mir, erst am Nachmittag eingetroffen, in einer reich verzierten, geschlossenen Kutsche, die von einem Paar herrlicher schwarzer Pferde gezogen wurde und die für allerlei Mutmaßungen sorgte, während sie durch das Dorf zum Roten Haus gerollt war. Als Damek hinter den Vorhängen hervorkam und an der Tür von Masko höchstpersönlich begrüßt wurde, der ihn eindeutig erwartet hatte, hätte das Erstaunen des Haushalts nicht größer sein können. Die Mägde waren hingerissen von Dameks Schönheit – denn er war zu einem blendend aussehenden Mann herangewachsen –, die Knechte von seinem offenkundigen Reichtum; und das hochmütige Gebaren seines Pferdemeisters stimmte alle am Tisch der Bediensteten nachdenklich.
    Die Geschichte seines Versuchs, Masko zu erstechen, war natürlich weithin bekannt, und so gab die plötzliche Freundschaft zwischen Masko und Damek ein weiteres Rätsel auf. Laut Dameks Pferdeknecht waren sich die beiden erst im vergangenen Monat in der Stadt begegnet, in einem der Spielhäuser, und dort hatten sie ihre Bekanntschaft offenbar neu geschmiedet. Es schien, als wäre Damek nach Elbasa eingeladen worden, um den Winter über zu bleiben, und als hätten die beiden ihre Differenzen gänzlich beigelegt. Ich lauschte dieser Geschichte ungläubig und konnte mir nicht vorstellen, dass Damek Masko irgendetwas verziehen hatte. Aber ich behielt meine Meinung für mich und erzählte auch niemandem von meiner vertraulichen Unterhaltung mit Damek.
    Niemand von uns fand je heraus, wo Damek gewesen oder wie er zu seinem Reichtum gekommen war. Er ließ nie auch nur eine Silbe darüber fallen. Fest stand nur, dass er fünfJahre lang verschwunden gewesen und danach als reicher Mann zurückgekehrt war. Zu den bevorzugten Gerüchten gehörte, dass er einen Pakt mit dem Teufel geschlossen habe und der Verkauf seiner Seele mit Blut im Buch der Hölle niedergeschrieben stehe; ein weiteres besagte, er sei Freibeuter in den im Westen tobenden Kriegen gewesen, von denen wir nur verspätet Kunde erhielten; wieder einem anderen zufolge hatte er eine Verbrecherbande in der Stadt gegründet; und noch ein anderes behauptete, er habe sein Vermögen durch Spielen gemacht und eine große Familie im Süden durch seine Verwegenheit und sein Geschick im Umgang mit den Karten in den Ruin getrieben.
    Ich persönlich setzte auf die Freibeutertheorie; seine dunkle Gesichtsfarbe zeugte davon, dass er viel Zeit im Freien verbracht hatte, außerdem ließ er gelegentlich eine

Weitere Kostenlose Bücher