Land meiner Träume collin1
Frau. Sie hat mich ein widerliches Flittchen genannt.« Auch er wurde wütend, denn Janes Schmerz rührte ihn. »Wer war die Frau? Man sollte sie zwingen, sich bei dir zu entschuldigen.« »Glaubst du wirklich, irgendjemand könnte Mrs. Harrison zwingen, sich zu entschuldigen? Ich war so wütend, ich fürchte, ich habe ihr ins Gesicht gesagt, was ich von ihren Manieren halte.« Zu ihrer Überraschung lachte er. »Tatsächlich? Sie braucht bestimmt Wochen, um sich von dem Schock zu erholen. Nach allem, was ich von dieser Frau gesehen und über sie gehört habe, hat sie jedes Wort verdient, das du gesagt hast.« Sie erinnerte sich an die schockierte Empörung im Gesicht der Frau und fing an zu lachen. Dann vermengten sich der Schmerz der Beleidigung, das Gefühl, fehl am Platze zu sein, und die Angst um ihre Zukunft, und sie schluchzte in seinen Armen. »Ich kann da nicht mehr reingehen«, sagte sie schließlich. »Das musst du auch nicht. Ich bringe dich ins Hotel zurück. Warte hier auf mich, bis ich deiner Familie Bescheid gesagt habe.« Nach kurzer Zeit war er wieder da. »Ich habe ihnen gesagt, dass du dich nicht gut fühlst, Jane. Du musst entscheiden, wie viel du ihnen erzählen willst.« »Danke, James.« Sie wusste nicht, ob sie es ertragen würde, ihren Schmerz den Menschen zu offenbaren, die sie liebten wie eine Tochter. James mietete eine Kutsche, um sie zurück ins Hotel zu fahren. Sie sprachen erst wieder, als er sie in ihr Zimmer gebracht hatte. »Kommst du jetzt zurecht, Jane? Soll ich schauen, ob ich dir eine Tasse Tee oder heiße Milch besorgen kann?« »Ich brauche nichts zu trinken.« »Dann lasse ich dich jetzt allein.« »Bitte, bleib hier.« Sie sah seine Überraschung, die Frage in seinen Augen. »Ich will nicht allein sein.« »Was willst du?« »Ich will, dass du …« Doch wie konnte sie ihn bitten, sie zu lieben, wo er doch ihre Schwester heiraten sollte? Wie konnte sie ihn bitten, sie noch einmal zu umarmen? Es war jedoch nicht nötig, dass sie es aussprach. Er nahm sie in die Arme und wiegte mit einer Hand ihren Kopf an seiner Schulter. »Willst du wirklich, dass ich bleibe?« Sie hob das Gesicht. Einen langen Augenblick sahen sie einander an. Dann senkte er ganz langsam den Kopf, bis seine Lippen sich über ihrem Mund schlossen.
Danach lag sie in seinen Armen. »Wirst du Anne immer noch heiraten?« Er erstarrte, was ihr verriet, dass er keinen Gedanken an Anne verschwendet hatte, als sie zusammen zum Bett getaumelt waren. Genauso wenig wie sie. Doch jetzt, übersättigt von den Freuden der Liebe, musste sie wissen, ob das, was sie gerade getan hatten, ihm genauso viel bedeutete wie ihr. Er rollte sich auf die Seite und streichelte ihr Gesicht. »Darauf kann ich dir jetzt keine Antwort geben, Jane. Ich brauche Zeit zum Nachdenken.« Jane rutschte von ihm weg. Mit den Füßen auf dem Boden langte sie nach ihrem Unterkleid und zog es sich über den Kopf. Obwohl sie wusste, dass er sie beobachtete, sagte sie nichts, bis sie zur Tür gegangen war und ihn anschaute. »Wenn du Zeit zum Nachdenken brauchst, dann liebst du mich nicht so, wie ich dich liebe, obwohl du mich bereitwillig genommen hast. Hast du mich zum Flittchen gemacht, James?« »Jane, nicht!« Er war aus dem Bett gestiegen und zog sich jetzt seine Kleider an. »Ich habe dich nicht benutzt. Ich habe Gefühle für dich. Aber ich weiß nicht, ob das, was ich für dich empfinde, Liebe ist.« »Weil ich schwarz bin.« »Nein. Die Farbe deiner Haut hat mir noch nie Sorgen bereitet. Jane, ich habe heute Abend Neuigkeiten von meiner Familie gehört. Morgen früh erfahre ich mehr. Was ich gehört habe, hat mich zutiefst erschüttert. Ich kann nichts entscheiden, bis ich mehr weiß.« Obwohl sie nicht reagierte, nahm er sie in die Arme, um sie noch einmal zu küssen. »Ich habe dich nicht leichtfertig genommen, Jane. Du bedeutest mir mehr als das. Ich bitte dich nur, Anne nichts davon zu sagen.« Nein, sie würde es Anne nicht sagen. Was wäre damit gewonnen, ihrer Schwester wehzutun? Selbst wenn James sie liebte, würde er sie nicht heiraten. Anne würde seine Frau werden.
Um exakt elf Uhr am nächsten Vormittag klopfte Rodney James Tremayne an der Haustür des Hauses in der North Street. Nur eingefleischte Etikette hatte ihn in seiner Ungeduld daran gehindert, vor der verabredeten Zeit dort zu erscheinen. Er war seit acht Uhr auf den Beinen in der Hoffnung, beim Gehen w?rde sich das Durcheinander der Gef?hle, das ihn nicht hatte
Weitere Kostenlose Bücher