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Landgericht

Landgericht

Titel: Landgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkoetter
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genäht.« Mit einer mütterlichen Geste strich sie Fabio die Haare aus der Stirn. »Du solltest unbedingt Anzeige erstatten.«
    »Ich bin Polizist«, sagte Hambrock. »Glauben Sie mir, ich werde mich darum kümmern.«
    Nachdem die Ärztin gegangen war, setzte er sich an Fabios Bettkante.
    »Wieso haben die dich angegriffen? Was ist denn passiert? Wo war das? Am Bahnhof?«
    »Nein, das war … ich …«
    Plötzlich begriff Hambrock. Fabio hatte am Vorabend seltsame Andeutungen gemacht, ein paar Rechte könnten Marius getötet haben. Jetzt verstand er: Dieser Verdacht kam nicht von ungefähr. Ebenso die Tatsache, dass der Junge in den letzten Tagen abgetaucht war und keiner wusste, wo er sich aufgehalten hatte.
    »Fabio, was hast du getan? Warst du bei Lennards Freunden? Hast du versucht, auf eigene Faust etwas herauszufinden?«
    Der schuldbewusste Blick war Antwort genug.
    »Fabio! Bist du noch zu retten? Was hast du dir dabei gedacht? Bist du von allen guten Geistern verlassen?«
    »Es tut mir leid. Die haben gemerkt, was ich vorhatte, deshalb bin ich hier.«
    »Die haben …?« Hambrock glaubte, sich verhört zu haben. »Mein Gott, Junge! Wolltest du James Bond spielen oder was? Du kannst dich doch nicht in solche Gefahr begeben. Das hätte weitaus böser ausgehen können.«
    »Ich wollte Ihnen nur einen Gefallen tun. Weil Sie doch… Ich dachte, ich kann Ihnen damit helfen.«
    Hambrocks Ärger war mit einem Mal verpufft. Er betrachtete das lädierte Gesicht des Jungen.
    »Was machst du nur für einen Unsinn. Du hättest dabei draufgehen können. Wenn du doch nur mit mir darüber geredet hättest.«
    Fabio sah ihn mit unschuldigen Augen an. »Aber ich habe etwas herausgefunden. Keine Ahnung, ob einer von denen am Bahnhof in Gertenbeck war. Aber die Freundin von dem Toten, die war offenbar schwarz. Das wusste Lennard von Marius’ Bruder. Die beiden haben miteinander gechattet und sich wohl furchtbar aufgeregt. Das hat sich dann irgendwie verselbstständigt. Und dann haben ein paar Freunde von Lennard gedacht, sie könnten da mal ein Beispiel setzen. Die wollten sich die Frau vornehmen, aber das hat wohl nicht funktioniert. Dann haben sie sich stattdessen ihren Mitbewohner geschnappt. Eine linke Zecke, wie es hieß. Die haben den auf dem Stadtfest zusammengeschlagen. Als Warnung für die Freundin.«
    Hambrock brauchte nur wenige Sekunden, um die Information zu verarbeiten. Er packte Fabio am Arm.
    »Mach so etwas nie wieder«, sagte er eindringlich. »Das ist es nicht wert. Du musst bei mir nichts wiedergutmachen. Das war Wahnsinn, was du da getan hast. Hörst du?«
    Sein Handy machte sich bemerkbar. Er ließ Fabio los und zog es hervor. Auf dem Display sah er, dass Guido Gratczek am anderen Ende war.
    »Ich komme gleich wieder«, sagte er zu Fabio. »Wir sind hier noch nicht fertig.«
    Dann stand er auf, ging in den Flur und nahm das Gespräch entgegen.
    »Hambrock, bist du noch im Krankenhaus?«
    »Ja, aber nicht mehr lange. Ich komme gleich ins Präsidium.«
    »Das ist gut. Es gibt nämlich Neuigkeiten. Ich habe mit einer Nachbarin von Nathalie Brüggenthies gesprochen. Einer älteren Dame, die im Erdgeschoss wohnt. Sie sagt, es hat einen Streit gegeben bei Nathalie. Zwei Tage vor Marius’ Tod. Dabei ist es wohl ziemlich laut zugegangen. Sie hat beobachtet, wie Marius daraufhin aus dem Haus gestürmt ist.«
    »Dann hatte Klaus Baar vielleicht doch recht«, meinte er, »und Marius wollte tatsächlich zu ihm zurückkehren. Gut möglich, dass er Nathalie da seinen Entschluss mitgeteilt hat.«
    »Kann schon sein. Aber das Beste hast du noch gar nicht gehört. Als Marius aus dem Haus gestürzt ist, hat der Mitbewohner von Nathalie noch mal die Tür aufgerissen. Du weißt schon, dieser Mikey. Er hat laut geschrien: Ich bring dich um, Marius! Die Nachbarin schwört, dass er genau das gebrüllt hat. Was sagst du jetzt?«

26
    Marius schleppte sich die letzten Stufen zu Nathalies Wohnung hinauf. Alles in ihm fühlte sich taub an. Das Einzige, was ihn noch aufrecht hielt, war die Aussicht, mit Nathalie über seinen Vater zu reden. Sie würde Verständnis haben. Und sie würde wissen, was zu tun war.
    Er schloss die Wohnungstür auf und trat in den engen Flur. Da waren Stimmen im Badezimmer. Marius wollte auf sich aufmerksam machen, doch dann stockte er. Etwas stimmte nicht.
    Er hörte Nathalies sorgenvolle Stimme. »Das sieht nicht gut aus. Du musst die Wunde nähen lassen.«
    »Ach, Unsinn.« Das war Mikey. »Ist doch

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