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Landgericht

Landgericht

Titel: Landgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkoetter
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Polizisten, die sich angemeldet haben«, stellte er gelangweilt fest. »Gut, dass Sie pünktlich sind. Mein Vater wartet schon auf Sie.«
    Er fixierte Hambrock. »Sie waren doch gestern im Jugendzentrum«, sagte er. »Ich hab Sie da gesehen.«
    »Die Leiterin ist eine Freundin von mir«, sagte Hambrock. »Bist du heute gar nicht in der Schule?«
    »Nein, wozu auch. Ist eh langweilig. Ich hab meinen Eltern gesagt, die erste Stunde fällt aus. Dann muss ich nicht so früh aufstehen.«
    Hambrock runzelte die Stirn. Ein seltsames Geständnis. Er glaubte kaum, dass der Junge es wagte, seinem Vater gegenüber solche Äußerungen zu machen.
    »Was sagen deine Eltern denn zu so etwas?«, fragte er.
    »Die interessiert das eh nicht. Die erste Stunde fällt nie aus, das müssten die eigentlich wissen. Aber denen ist völlig egal, was ich mache. Wen stört’s also?«
    Hambrock und Keller wechselten einen Blick.
    »Kommen Sie rein«, sagte Nils. »Mein Vater ist im Esszimmer. Gehen Sie einfach durch.«
    Dann schlurfte er davon, ohne sich weiter um den Besuch zu kümmern. Die beiden Kommissare traten ein und schlossen die Tür. Hambrock erinnerte sich an das, was Mechtild Bruns gesagt hatte: Nils wirke auf sie bedürftig und bekomme zu Hause offenbar wenig Nestwärme. Er überlegte, ob er das Ehepaar Baar damit konfrontieren sollte, dass Nils die Schule schwänzte. Doch dann verwarf er den Gedanken wieder.
    Die Hausherrin tauchte in der Vorhalle auf. Sie bemerkte die Kommissare, die in ihr Haus gekommen waren und alleine in der Halle herumstanden. Verwundert blieb sie stehen.
    »Hat Nils Sie etwa einfach stehen lassen?«, fragte sie. Ihr Gesicht verdüsterte sich. »Der Junge weiß wirklich nicht, was sich gehört. Ich muss mich vielmals entschuldigen.«
    Dann führte sie die beiden ins Esszimmer, wo Klaus Baar mit der Zeitung am Tisch saß und Kaffee trank. Als er sie eintreten sah, legte er die Zeitung beiseite, erhob sich und gab ihnen die Hand.
    »Setzen Sie sich, meine Herren. Darf ich Ihnen eine Tasse Kaffee anbieten?«
    Sie lehnten dankend ab und nahmen Platz. Brigitte Baar entschuldigte sich mit einem gezwungenen Lächeln. Sie müsse kurz nach Nils sehen, meinte sie. An ihrem Gesichtsausdruck war zu erkennen, dass dem Jungen eine ordentliche Standpauke blühte.
    »Ich möchte mich für die Unannehmlichkeiten entschuldigen«, begann Hambrock. »Sicher hätten Sie sich gewünscht, mit der Sache abschließen zu können.«
    »Ich weiß nicht, was Sie hier wollen. Dieser Junge lügt«, stellte Klaus Baar fest. »Dieser kleine Rotzbengel kommt einen Tag vor der Urteilsverkündung mit seiner Phantasiegeschichte um die Ecke. Das ist doch nicht zu glauben. Ich bezahle meinen Anwälten ein Vermögen, nur damit so ein minderbemittelter Versager daherkommt und die ganze Anklage zusammenstürzen lässt. Unglaublich.«
    »Ich kann Ihre Wut verstehen, Herr Baar. Dennoch müssen wir diesen Hinweisen nachgehen.«
    »Ach, Unfug. Dieser Bengel bräuchte eine ordentliche Tracht Prügel, wenn Sie mich fragen. Jetzt sitzt er zu Hause in seinem albernen Aufzug, zündet sich ein Räucherstäbchen an und genießt es, einmal im Leben beachtet zu werden. Und die ganze Exekutive tanzt um ihn herum und macht den Diener und kostet dabei den Steuerzahler ein Vermögen. Anstatt dass man den Jungen einfach in eine Besserungsanstalt steckt und ihm die Flausen aus dem Kopf prügelt.«
    »Leider ist es nicht unser Job, so etwas zu bewerten«, sagte Hambrock. »Wir sind nur angehalten, den Wahrheitsgehalt der Zeugenaussage zu prüfen.«
    »Sie können nichts dafür, natürlich«, sagte er missmutig. »Das war wohl eher diese Richterin mit ihrem gottverfluchten SPD-Parteibuch, die sich von dem Lümmel hat beeindrucken lassen.«
    »Sie scheinen sich ja ziemlich sicher zu sein, dass dieser Zeuge ein Lügner ist, Herr Baar. Woher nehmen Sie diese Überzeugung?«
    »Es waren diese drei Jugendlichen. Ich kenne deren Familien. Die haben ihre Blagen verhätschelt und verzogen, immer mit dem goldenen Löffel gefüttert, und jetzt, wo sie ins wirkliche Leben sollen und merken, dass ihnen da nicht überall der Hintern nachgetragen wird, da kommt der Hass auf die Welt auf. Wenn sie nicht mehr wie Prinzen behandelt werden, antworten sie eben mit Gewalt. Dann schlagen sie einfach drauflos und kennen kein Erbarmen. Und irgend so eine dahergelaufene Richterin faselt dann was von guter sozialer Einbindung und positiven Resozialisierungsaussichten, und das Einzige, was diese

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