Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Landgericht

Landgericht

Titel: Landgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkoetter
Vom Netzwerk:
wirst. Das dürfte dann wohl in Ordnung sein.«
    Mikeys Faust traf ihn im Magen. Der Schmerz kam wie aus dem Nichts. Im wurde schwarz vor Augen. Jetzt war seine Wut grenzenlos. Er holte aus, um Mikeys Gesicht einen weiteren Schlag zu versetzen.
    »Hört auf!«, schrie Nathalie.
    Sie stand hinter ihnen im Flur. Leichenblass. Ihre Hände zitterten.
    »Geh!«, sagte sie zu Marius.
    »Warte, Nathalie. Lass mich…«
    »Geh! Verschwinde! Sofort!«
    Mikey nahm das als Stichwort, um ihn endgültig ins Treppenhaus zu befördern. Marius stolperte über eine Stufe und klammerte sich am Geländer fest.
    »Wenn mein Vater…«
    »Lass dich hier nie wieder blicken!«, rief Mikey. »Das gilt auch für deinen Vater und deinen Bruder. Ich schwör dir, Marius, sonst bring ich dich um!«
    Als Nächstes knallte die Wohnungstür ins Schloss. Eine Nachbarin, die im Erdgeschoss wohnte, lugte neugierig herauf. Marius warf ihr einen bösen Blick zu, und sie verschwand eilig in ihrer Wohnung.
    Er war allein. Mit schweren Schritten verließ er das Haus. Draußen empfing ihn die laue Sommernacht. Trotz der Laternen war ein großartiger Sternenhimmel zu sehen.
    Er würde morgen mit Nathalie reden. Wenn sich die Gemüter etwas beruhigt hatten. Bestimmt ließe sich die ganze Sache noch irgendwie bereinigen. Morgen.
    Er sah auf die Uhr. Noch eine halbe Stunde, dann würde der letzte Nachtzug nach Gertenbeck fahren. Denn wo sollte er sonst hin? Die Schlacht war geschlagen. Für heute hatte er verloren.
    Er knöpfte seine Jacke zu und machte sich auf den Weg zum Bahnhof.

27
    Mikey hockte am Tisch des Vernehmungsraums und wippte nervös auf dem Stuhl herum. Er schob sich immer wieder die Hornbrille zurecht. Er hatte Angst, das war ihm deutlich anzumerken. Sicher nicht ohne Grund. Die Schlinge zog sich enger, alle Lügengeschichten wurden nach und nach aufgedeckt. Hambrock saß ihm ruhig gegenüber und betrachtete ihn schweigend, was Mikey nur noch nervöser machte. Er wartete darauf, dass Hambrock endlich loslegte.
    Die Schreibkraft, Frau Brösig, eine hochgewachsene burschikose Frau von knapp sechzig Jahren, betrachtete das Geschehen mit scheinbarer Gleichgültigkeit. Ihre Finger ruhten auf der Computertastatur, bereit, jeden Moment loszufliegen.
    »Jetzt sagen Sie schon, was Sie von mir wollen, Herr Hambrock. Was hat Nathalie gesagt? Sie haben doch mit ihr gesprochen. Was hat sie gesagt?«
    Nathalie war zuerst vernommen worden. Sie saß nun draußen und wartete. Hambrock unterdrückte ein Lächeln. Glaubte Mikey tatsächlich, darauf eine Antwort zu bekommen?
    »Was glauben Sie denn, was Ihre Mitbewohnerin gesagt hat?«, fragte er.
    »Die Wahrheit hoffentlich. Dass wir nichts mit der Sache zu tun haben. Wir haben Marius nicht getötet.«
    »Bei Nathalie vermute ich das sogar. Unwahrscheinlich, dass sie körperlich dazu in der Lage gewesen wäre. Aber sichergehen kann man da natürlich nicht.«
    Das leise Klackern der Computertasten begleitete das Gespräch. Frau Brösig blickte gleichmütig auf den Bildschirm. Mikey nahm keine Notiz von ihr.
    »Wir waren das nicht, das müssen Sie uns glauben.«
    »Nur mit der Ruhe. Sie wussten also, dass Roland Baar hinter der Sache mit dem Übergriff stand«, sagte Hambrock. »Ihm war es zu verdanken, dass diese Schläger Sie auf dem Stadtfest überfallen haben.«
    »Ja, das wusste ich. Und ich war stinksauer auf diese ganze Bagage. Die Baars und wie sie alle heißen. Diese reichen Schnösel, die zwar eine Menge Geld haben, aber nicht die Spur von Anstand. Trotzdem habe ich Marius nicht umgebracht.«
    »Ihre Nachbarin, die Frau …« Hambrock warf einen Blick auf seine Notizen. »Frau Kuhlkemper. Die will gehört haben, wie Sie Marius im Treppenhaus was nachgerufen haben.«
    Mikey schwieg und starrte den Tisch an.
    »Und zwar: Ich werde dich umbringen, Marius, das schwör ich dir. Entspricht das den Tatsachen?«
    »In etwa. Aber das habe ich doch nur so gesagt. Ich war stocksauer auf Marius. Wenn ich das wirklich ernst gemeint hätte, dann hätte ich ihn auf der Stelle erschlagen. Aber nicht zwei Tage später. Da hatte ich mich längst wieder abreagiert.«
    »So, so. Sie hätten ihn also auf der Stelle erschlagen.«
    »Nein, so habe ich das nicht gemeint. Ich bin kein Mörder. Ich war das nicht. Bitte.«
    »Wenn Sie das nicht waren, dann können Sie mir bestimmt sagen, was Sie zu der Tatzeit gemacht haben. Wo waren Sie an diesem Abend?«
    »Zu Hause. Mit Nathalie. Wir haben in der Küche gesessen, Wein getrunken,

Weitere Kostenlose Bücher