Landleben
intensivsten bei sich selbst ist, wenn er sich in die
kodierte Konversation mit der kühl brennenden Fläche
eines CRT-Bildschirms vertieft, sind die ineinander ver-
schränkten Familienclans von Haskells Crossing Paradig-
men für Gemeinschaft, ein Gewebe, fester noch als Stahl.
Die Frauen stammen großenteils aus angelsächsischen Fa-
milien – blond, mit dem starken Kinn des Kriegers –, und
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die Männer sind von so kräftigem Knochenbau, dass sie in
ihren maßgeschneiderten Geschäftsanzügen ein bisschen
unbeholfen wirken. Dennoch, hier und da hat das Gewe-
be Bräute asiatischer oder lateinamerikanischer Herkunft
eingefangen und Bräutigame von dunklerer Rasse rekru-
tiert – den jüdischen Rechtsanwalt, den italo-amerikani-
schen Effektenmakler –, um im Gen-Pool für Frische zu
sorgen.
Nach der Kirche, als Julia auf der Grundlage langjähri-
ger Erfahrung dem Pfarrer weitschweifig einen Ratschlag
erteilt, sieht Owen sich plötzlich am Rande des Clans der
Wainthrops stehen, und zwar besonders nahe der jungen
Mutter mit dem schlafenden Kleinkind, das jetzt schwäch-
lich und mäkelig wach ist und von der Mutter auf der ru-
ckenden Hüfte gewiegt wird. Die Frau ist stattlicher, als es
den Anschein hatte, als sie auf der gedrängt vollen Kirchen-
bank saß. Sie hat das glänzende lange, frei fallende Haar
der Blumenkinder der sechziger Jahre und nordische Ge-
sichtszüge, ein bisschen größer als lebensgroß. Ihre Füße
sind lang und kräftig und stecken in Schuhen mit hohen
Absätzen, die von mehrfach um die Fußgelenke gewunde-
nen weißen Riemchen gehalten werden; ihr blondes Haar
hebt die ungezupften dunklen Augenbrauen hervor und
die schmollenden breiten Lippen, die mit leuchtendem
Korallenrot angemalt sind. Sie hat eine Jahreszeit über-
sprungen und (weil der Sonntag, der sich jetzt bewölkt und
kühler wird, sonnig begann) ein Minikleid mit breiten ho-
rizontalen Streifen in den Farben des halben Regenbogens
angezogen, das überall eng anliegt, so als könnte ihr Körper
ihre Kleidung jeden Moment sprengen. Während Owen
sie verstohlen beobachtet, kommen andere Wainthrops
zu ihr herüber, um das neue Baby zu bewundern und die
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geschickten kleinen Luftküsse der Reichen zu geben und
zu empfangen. Owen muss weggucken, sein Blick könnte
leicht indiskret werden; hier ist jene rohe große Schönheit,
strahlend wie die Weite einer nackten Mutter in den Au-
gen ihres sprachlosen Sohnes, die sein männliches Herz,
alt wie es inzwischen ist, zu andächtiger Verehrung aufruft:
sich vor ihren Knien hinzuwerfen in reiner heidnischer An-
betung – auf diesem ganz speziell christlichen Boden von
Haskells Crossing.
Wer will die Nächste sein?, hatte Phyllis gefragt, damals, auf
der Sonnenveranda der Slades, und es dauerte geraume
Weile, bis Owen das hätte beantworten können. Er war im-
mer öfter unterwegs, denn die Firma, E–O Data, musste sich
anstrengen, um ihren Platz in einer Branche zu behaupten,
die sich immer mehr zur Westküste hin verlagerte. Schon
1968 war er zu einer Computer-Konferenz in San Francisco
gefahren, um zu sehen, wie ein ehemaliger Radar-Tech-
niker, der Douglas Engelbart hieß, seine Erfindung vor-
stellte, einen mit der Hand zu haltenden «X-Y-Positions-
anzeiger für ein Monitorsystem», der schon bald «Maus»
genannt wurde. In einem neunzigminütigen Vortrag zeigte
Engelbart über einen fünfundzwanzig Meilen entfernt ste-
henden Computer, wie Befehle ohne Textbefehl an einen
Bildschirm ausgegeben werden konnten, der in Fenster
unterteilt war. Owen erkannte, dass dies die Hardware der
Zukunft war; wieder bei E-O, experimentierte er damit,
das X-Y-Prinzip mit dem Lichtstift zu verknüpfen, der im-
mer noch das Werkzeug für CAD, computergestütztes De-
sign, war. Doch ohne eine pixelspezifische Festlegung, die
abhängig war von ausreichender Kapazität des Computers,
um die CRT-Linienanalyse zu speichern und aufzulösen,
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war er auch bei seinem zweiten Neuentwurf von DigitEyes
(DigitEyes 2.2) noch auf den Lichtstift angewiesen, der
direkt auf den Bildschirm gehalten wurde, um eine X-Y-
Adresse zu vermitteln. Die Vergrößerung oder Drehung
eines skizzierten Vektorbilds erforderte immer noch eine
Reihe numerischer Linienbefehle. Die Geschwindigkeit
und Genauigkeit der Grafiken waren phantastisch, und
sowohl Vergrößerungen wie auch Verkleinerungen auf 10
hoch 3 waren möglich, doch die
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