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Landleben

Landleben

Titel: Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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sie hatten oft
    überspannte Namen, durchtrainierte Körper, kurze Rö-
    cke, langes Haar und eine freizügige Moral. Bis zum Ende
    des Vietnamkriegs und der Abdankung Nixons waren die
    siebziger Jahre eine Fortsetzung der sechziger, mit ihrem
    rebellischen Fieber, ausgelöst durch Wut auf die da oben.
    Doch das neue Jahrzehnt war angeschlagener und härter
    gesotten. Weibliche Körper wurden gestählt, als Sport und
    Diät eine Form feministischer Selbstbehauptung wurden.

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    Drogen und Promiskuität hatten für spirituelle Gesundheit
    gesorgt, jetzt war die körperliche Kondition an der Reihe.
    Als Owen in einem Hotelzimmer in San José auf dem
    zottigen Teppich kniete und Jacqueline die Strumpfhose
    herunterzog, konnte er nicht umhin, die flache Sehnen-
    struktur hinter ihrem Knie, die Wadenwölbung, die sich zu
    Oberschenkelbeuger und Schneidermuskel hin verjüngte,
    und den großen Gesäßmuskel, so fest unter seiner Berüh-
    rung, zu bewundern; er musste sich einen Moment Zeit
    nehmen, um den teuren Adduktor an der Innenseite ihres
    Oberschenkels zu küssen, und sie, die Strumpfhose halb
    ausgezogen, musste sich an seinem Haar festkrallcn, um
    Halt zu finden. Im Zustand völliger Entblößung war ihr
    kleiner Körper Ehrfurcht einflößend und weniger flexibel,
    als der Entwicklungsstand ihrer Muskeln erwarten ließ.
    Ihre Haut und ihr Haar hatten einen leicht säuerlichen
    Geruch nach einem Tag Jetlag und zwölf Stunden auf den
    Beinen, in denen sie das Loblied des DEC PDP-11 mit
    seiner Time-Sharing-Software und den Magnetbandein-
    heiten, die zusammen größer waren als sie selbst, trotz ih-
    res beeindruckend «großen» Haars, gesungen hatte. Als er
    erst einmal in ihr drin war, konnte er sich vor lauter Müdig-
    keit nicht zurückhalten, und sie ließ seine Entschuldigun-
    gen nicht gelten. Schlafmangel begleitete diese hastigen
    Eroberungen und hielt sich eine Woche lang als leichte Er-
    schöpfung, während das Gefühl der Eroberung über Nacht
    zu nichts verpuffte.
    Antoinette war eine beängstigend dünne Frau, eine auf
    Fehlerbeseitigung spezialisierte Debuggerin mit rauem
    Mundwerk, die er bei einer Computermesse in Saint Louis
    kennen lernte – endlose Flächen blassen Metalls und kon-
    vexer schwarz-grüner Bildschirme, nur einen Spaziergang

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    entfernt von dem großen Bogen, mit dessen Durchque-
    rung die Lewis-and-Clark-Expedition den Westen öffne-
    te. Die Messe fand in einem erst kürzlich errichteten rie-
    sigen Schuppen statt – das frühere Schwarzenghetto dort
    war abgerissen worden, die Bewohner waren nach East
    Saint Louis geflohen, und die Messeveranstalter schienen
    sich um Unklaren darüber zu sein, an wen sich der Gla-
    mour richtete: an die Großunternehmen oder an die pri-
    vaten Computerfreaks, die Geduld hatten und Hunderte
    von Stunden Zeit, die man brauchte, um einen Altair 8800
    zusammenzubauen. In jenem Morgengrauen, bevor Ap-
    ple das Tageslicht erblickte und der Hobby-Computer ein
    Konsumartikel wurde, kostete selbst ein Tandy TRS-80
    bei Radio Shack mehr als ein neuer Buick, und der billigste
    DEC, der PDP-8, war für «nur« achtzehntausend Dollar zu
    haben. Owen hielt an dem E-O-Stand Wache und bot ohne
    große Überzeugung ein Spiele-Programm an, auf dessen
    Entwicklung Ed bestanden hatte. Bei dem Versuch, sich
    an den Coup, der der Atari-Gruppe mit Pong gelungen
    war, anzuhängen, war er mit einem Designer-Team jünge-
    rer Angestellter an Owen vorbeigezogen. Doch Pong selbst
    war immer noch ein zweihundert Pfund schwerer Kasten,
    in den man in einer Einkaufspassage oder einer Imbissbu-
    de einen Quarter stecken konnte, wie bei einem Flipper-
    automaten, wenn man spielen wollte. Lediglich eines von
    einhunderttausend Privathäusern war mit einem Computer
    ausgestattet. Es war schwer vorstellbar, dass Videospiele,
    die Ton, Farbe und einen Joystick verlangten, die Zukunft
    eines Gerätes darstellten, das im großen Krieg entstanden
    war und gegenwärtig für die Armeen der Finanzwelt, der
    Industrie und der Wissenschaft Zahlen ausspuckte. Kon-
    zernleute in grauen und kalkbraunen Anzügen zirkulierten

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    zwischen den Ständen, wo Computerexperten mit Pferde-
    schwänzen in alten Jeans und Flanellhemden saßen. Eine
    Generation weiter, und die zweite Uniform würde die erste
    als Höhepunkt der Mode unter den Geldleuten verdrängt
    haben – Anwälte und Banker kämen dann salopp geklei-
    det, um ihre hochgeschätzten Kunden, die Superreichen
    der

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