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Landleben

Landleben

Titel: Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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Elektronikbranche, willkommen zu heißen.
    Owen entdeckte Antoinette an dem Stand von Cray
    Research, einer neuen Gesellschaft für Hochleistungs-
    computer mit Sitz in Chippewa Falls, Wisconsin. Sie hatte
    schwarzes Haar, das aussah, als wäre es mit einer Kinder-
    plastikschere eilig geschnitten worden, und verbreitete
    eine elektrische Aura des Grolls, die Gutes verhieß. Bei
    dem feuchtfröhlichen Empfang der neu ins Leben geru-
    fenen Association of Electronic Industries der Stadt mach-
    te er einen Annäherungsversuch. Sehr schnell, so schien
    es ihm, vertraute sie ihm in einer Tirade ihren Groll ge-
    gen einen Kollegen an, der in der Hierarchie etwas über
    ihr stand und ein «Arschloch» sei, dessen «Scheiß» sie
    sich nicht länger bieten lassen wolle. Ihre Wortwahl ließ
    den empfindlichen Owen zusammenzucken, ließ jedoch
    auf Intimitäten hoffen. Er mäßigte seinen Widerwillen
    und sagte sich, dass dies eine leidenschaftliche Frau war,
    die wie er in einer Kleinstadt mit Falls im Namen lebte,
    und dass sie im Herzen dieses großartigen, freien Landes
    einander in die Arme getrieben wurden. Nach dem Emp-
    fang fuhren sie mit dem Taxi zu einem viel gepriesenen
    Steak House. Sie erzählte ihre Geschichte weiter: «Dieser
    arrogante, von sich selbst überzogene Scheißer, Eric heißt
    er – und du kannst einfach darauf wetten, dass einer, der
    Eric heißt, von sich selbst überzeugt ist-, hat mir dauernd
    seinen Scheiß zugeschoben, auf so subtile Art, dass keiner

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    ihm einen Vorwurf daraus machen konnte, aber ich hab’s
    genau gemerkt, und er hat immer so höflichen Stuss gere-
    det wie ‹Ich überlass das dir›, oder ‹Sei doch bitte so lieb›,
    und bla-bla-bla, und am Ende musste ich buchstäblich die
    ganze Nacht den Maschinencode durchgehen und jede
    einzelne Zahl mit einem Master vergleichen, über zwanzig
    Seiten in Punktraster, und fast keine Tinte auf dem Band,
    ein Wunder, dass ich dabei nicht blind geworden bin. Und
    dann, am Morgen, weißt du, was der Mistkerl gemacht
    hat?»
    «Nein. Was denn?», sagte Owen, in der Hand sein zwei-
    tes Bier, von dem er hoffte, dass es die beiden starken
    Bourbons vom Empfang verdünnte, falls er später noch
    eine Leistung bringen musste. Er lernte, sich in diesen
    Dingen zu mäßigen, nach dem Prinzip der aufgeschobenen
    Befriedigung.
    «Er hat gesagt: ‹Danke, danke, Antoinette› – das war al-
    les, was dieses Miststück gesagt hat, und dann nimmt er
    den Ausdruck, den ich korrigiert hatte, Zahl für Zahl, und
    alle eventuellen Fehler eingeringelt, was meinen Augen
    den Rest gegeben hat, ich muss mir eine neue Brille ver-
    schreiben lassen, und ich wette, das war der Grund. Und
    dann hatte er den Nerv zu sagen: ‹Danke›, und: ‹Sehr lieb
    von dir›, nichts weiter, und legt den Ausdruck auf die ande-
    ren Sachen auf seinem Tisch, als war’s eine Winzigkeit, in
    fünf i
    M
    e
    nut n erledigt, obwohl der Scheißer genau wusste,
    dass ich die ganze Nacht daran gesessen hatte.»
    «Das ist ja wirklich gemein», sagte Owen. Sein Gehirn
    fühlte sich allmählich wie aufgedunsen an, was ihn der
    Sc
    e
    huldg fühle enthob und der Sorge, dass Phyllis ihn im
    Hotel anrief.
    «Und gleichzeitig zieht er andauernd diese Chauvi-Ma-
    29
    2
    sche ab, schwafelt daher, was für einen phantastischen IQ
    ich haben muss, weil ich so viel schneller als er Redundan-
    zen und unerwünschte Speicherinhalte entdecke, und dass
    ich eigentlich seinen Job haben müsste – kannst du dir das
    vorstellen, er hatte den Nerv zuzugeben, dass ich seinen
    Job haben müsste? –, wenn es so was wie gleiche Chancen
    für alle gäbe. Er ist einer von diesen Typen, die denken,
    wenn sie sich ordentlich feministisch geben, dann lässt du
    sie in dein Höschen. So ein A s
    r ch, also wirklich. So ein ein-
    gebildeter Schleimscheißer.»
    «Meine Frau hat viel auf dem Kasten», sagte Owen
    schüchtern. «Oder früher wenigstens.»
    Antoinette hörte ihm nicht zu. Sie redete immer weiter
    von Eric, dass er sich fürs Büro so wahnsinnig lässig und
    jungenhaft kleidete, aber alle halbe Stunde den Kamm
    aus der Tasche zog, er hatte welliges rötliches Haar, auf
    das er mächtig stolz war, und dass er diese breiten Gürtel
    trug, mît Cowboy-Schnallen, damit er zeigen konnte, was
    für einen flachen Bauch er hatte – er joggte fünf Meilen
    am Tag und trank nur Mineralwasser und Weißwein, um
    schlank zu bleiben, wie eine Frau. Sie vermutete, dass er
    in Wirklichkeit schwul sei.

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