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Landleben

Landleben

Titel: Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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Knochen
    zart maskierte, errötete bei dem körperlichen Aufruhr der
    Schwangerschaft noch leichter als sonst. Obwohl diese
    chronisch auftretenden Wölbungen ihn an die Rolle des
    Versorgers fesselten, liebte er den Anblick ihres geweite-
    ten Körpers – den Bauch, den er mit Öl einrieb, um die
    Schwangerschaftsstreifen zu mildern, die Art, wie ihre ge-
    wohnte Geistesabwesenheit in hormonell bedingte Träu-
    mereien einging und wie sie immer breiter wurde, was ihr
    Gesicht, ihre Brüste und ihre Hinterbacken einschloss. Sie
    erlaubte ihm, sie in der Löffelstellung zu ficken, als das
    Gewicht seines Körpers auf ihr zu schwer wurde. Sie rück-
    ten näher aneinander – sie beide, in dieser unsichtbaren
    Gegenwart des Dritten –, und auch Gregory und Iris rück-
    ten näher zusammen und patschten vorsichtig mit ihren
    kleinen viereckigen Händen auf die spiegelglatte Wöl-
    bung des Bauches ihrer Mutter, den vorgestülpten Nabel
    und die braune Mittellinie. Dies war Wirklichkeit – Bio-
    logie am Wirken, ein pochender, gurgelnder Prozess, bei
    dem das Ohr lauschen konnte. Das unbekannte Tier da
    drinnen trat gegen Owens Handfläche – es waren nur ein
    paar dünne Schichten von Phyllis dazwischen. Wie schade,
    dachte Owen damals dunkel und später deutlicher, dass
    junge Paare, besorgt und mit sich selbst beschäftigt, sich
    von diesem von ihnen vollbrachten Wund
    er ablenken las-
    sen.
    Die Jahre, in denen sie sich fortpflanzten, lagen vor der
    Zeit der gemeinsam besuchten Geburtsvorbereitungskur-

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    se und des intensiven pränatalen Interesses an dem Fötus;
    Phyllis rauchte abends eine Zigarette, die eine Hand auf
    den vorspringenden Bauch gestützt, und balancierte ein
    Glas Wein auf derselben praktischen Ablage. Owen war
    stolz, dass seine Frau das Kinderkriegen so natürlich und
    mühelos bewerkstelligte; solange die Schwangerschaften
    andauerten, war die Vorstellung der Untreue ungeheuer-
    lich. Etwas Primitives in ihm verehrte sie in ihrer Frucht-
    barkeit, obwohl es sie beide zu Sklaven der nächsten Ge-
    neration machte. «Ed sagt», sagte sie zu ihm, «du hast
    eine große Visualisierungsgabe für räumliche Relationen.
    Du siehst die Programme wie Zeichnungen in deinem
    Kopf.
    »
    «Tut das nicht jeder?»
    Sie wurde nachdenklich, zog die Backen ein und kräu-
    selte die trockenen Lippen. «Ich glaube, für die meisten
    Menschen ist Mathematik etwas, das sie sich bildhaft nicht
    mehr vorstellen können. Du bist sehr an deine Sinne ge-
    koppelt, Owen.»
    Er hörte das mit Widerwillen, denn seit er Kinder hatte,
    waren in ihm seine kindlichen Vorahnungen vom Sterben
    wieder erwacht, und wenn ihm am Sterben etwas klar er-
    schien, dann, dass man höchstwahrscheinlich seine Sinne
    nicht mitnehmen konnte. MIT hatte ihm das Universum
    vorgeführt – nicht nur leer gefegt von himmlischem Mobi-
    liar, sondern auch von endloser Energie, von Endlosigkeit
    in irgendeiner messbaren Form. Jede Form der Ordnung,
    selbst das Proton, endete: Er zog es vor, im praktischen Le-
    ben diese fatale thermodynamische Misere zu vergessen.
    Doch Phyllis’ Worte waren die Saat, die in Middle Falls,
    während er und Ed sich abmühten, sich mit einer Firma
    für Datenverarbeitung selbständig zu machen, schließlich

    172
    Früchte

    trug in Gestalt von DigitEyes, ein Durchbruch für
    einen kurzen Augenblick.
    «Wärst du denn bereit», fragte er sie, wahrend der Ver-
    kehr von Manhattan unter ihnen in der 63rd Street blökte
    und röhrte, «die Stadt zu verlassen und zu erlauben, dass
    ich und Ed das versuchen? Wenn es schiefgeht, tragen wir
    die Verluste und s c
    u hen uns wieder Stellen mit festen Ge-
    hältern.»
    «Warum sollte es schief gehen?», fragte Phyllis in einer
    jener beiläufigen verbalen Gesten, die in seinem Leben die
    Vektoren richteten. «Ich finde, es klingt so, als könnte es
    Spaß machen. Ed ist ein Schlamper», fügte sie hinzu, «aber
    er ist solide. Und er weiß, wie die Welt funktioniert.»
    Hieß das, dass er, Owen, das nicht wusste? «Du bist
    phantastisch», sagte er zu seiner Frau. «Wie denkst du über
    Connecticut? Ed kennt da eine kleine Stadt am Ende der
    Welt, eine Stunde von Hartford, wo es billigen Fabrikraum
    und gute staatliche Schulen gibt. Eine Tante von ihm kam
    von dort, sie hatte in der Glühbirnen-Fabrik gearbeitet, als
    dort noch Glühbirnen hergestellt wurden. Das unschuldige
    Leben in der Kleinstadt, Schatz. Eine Kirche mit weißem
    Turm. Kanonenkugeln und ein Standbild

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