Landleben
Sinne
nicht mitnehmen konnte. MIT hatte ihm das Universum
vorgeführt – nicht nur leer gefegt von himmlischem Mobi-
liar, sondern auch von endloser Energie, von Endlosigkeit
in irgendeiner messbaren Form. Jede Form der Ordnung,
selbst das Proton, endete: Er zog es vor, im praktischen Le-
ben diese fatale thermodynamische Misere zu vergessen.
Doch Phyllis’ Worte waren die Saat, die in Middle Falls,
während er und Ed sich abmühten, sich mit einer Firma
für Datenverarbeitung selbständig zu machen, schließlich Früchte trug in Gestalt von DigitEyes, ein Durchbruch für
einen kurzen Augenblick.
«Wärst du denn bereit», fragte er sie, wahrend der Ver-
kehr von Manhattan unter ihnen in der 63rd Street blökte
und röhrte, «die Stadt zu verlassen und zu erlauben, dass
ich und Ed das versuchen? Wenn es schiefgeht, tragen wir
die Verluste und suchen uns wieder Stellen mit festen Ge-
hältern.»
«Warum sollte es schief gehen?», fragte Phyllis in einer
jener beiläufigen verbalen Gesten, die in seinem Leben die
Vektoren richteten. «Ich finde, es klingt so, als könnte es
Spaß machen. Ed ist ein Schlamper», fügte sie hinzu, «aber
er ist solide. Und er weiß, wie die Welt funktioniert.»
Hieß das, dass er, Owen, das nicht wusste? «Du bist
phantastisch», sagte er zu seiner Frau. «Wie denkst du über
Connecticut? Ed kennt da eine kleine Stadt am Ende der
Welt, eine Stunde von Hartford, wo es billigen Fabrikraum
und gute staatliche Schulen gibt. Eine Tante von ihm kam
von dort, sie hatte in der Glühbirnen-Fabrik gearbeitet, als
dort noch Glühbirnen hergestellt wurden. Das unschuldige
Leben in der Kleinstadt, Schatz. Eine Kirche mit weißem
Turm. Kanonenkugeln und ein Standbild auf der Dorfwie-
se. Spielkameraden für Gregory und Iris.»
«Aber – wie viel Fabrikraum braucht ihr denn?»
«Das wissen wir noch nicht, aber wir brauchen eine
Adresse, die wir auf den Briefkopf setzen können. Ed hat
schon einen Namen für uns, aus unseren Initialen gebildet.
E-O Data Management.»
«Klingt beeindruckend», sagte Phyllis, und sie tat oder
war aufrichtig begeistert.
DigitEyes, das sollte noch erklärt werden, war eine
Methode, nach der man mit einem Leuchtstift auf einem Computerbildschirm schreiben konnte. Owen war be-
eindruckt davon gewesen, wie bei Whirlwind die Katho-
denstrahlröhren ein T für Target, das Ziel, und ein F für
Fighter, den Jäger, darstellen und verfolgen konnten. Das
Verfahren war erweitert worden und konnte Radar-Sich-
tungen in das SAGE-Projekt einschließen, an dem er in
seiner Militärzeit gearbeitet hatte. Sein Instinkt sagte ihm,
dass die Kathodenstrahlröhren die gepünktelte Basis des
Fernsehens, die natürliche Echtzeit-Schnittstelle für den
Computer-Operator war, wodurch Schalter, Lochstrei-
fen und Befehlszeilen in Codesprache umgangen werden
konnten. In den frühen sechziger Jahren reichte die Kom-
plexität transistorenbestüekter Schaltkreise schon aus für
die Computerspiele, die von Studenten erfunden wurden,
und für die Vektorgrafiken, die dargestellt, vergrößert, be-
arbeitet und gespeichert werden konnten. Die Bilder, die
alle aus geraden Linien bestanden, ließen sich zoomen,
konnten im Detail bearbeitet und dann, wunderbar verfei-
nert, wieder auf Standardgröße gebracht werden. Sie ließen
sich noch nicht in virtuelle Dreidimensionalität überset-
zen, aber Owen konnte sich das für die Zukunft vorstellen,
sobald sich die Computerleistung verdoppelte und wieder
verdoppelte. Ingenieurfirmen und Architekturbüros waren
die ersten Kunden für das Programm, doch Großrechner
waren für die meisten Firmen noch unerschwinglich, und
die riesige Zukunft, die Owen für graphische Interaktion
für den Computer voraussah, wartete noch auf leistungsfä-
higere Chips. Als er Phyllis die erste rohe, mit Leuchtstift
erstellte Grafik zeigte, sagte sie auf den ersten Blick: «Ei-
nes Tages könnte jeder Pixel eine Adresse haben und als
Kommunikationspunkt dienen.» Selbst für Owen war ein
solcher Abgrund der Kalkulation, der elektronischen Infor-mation schwer vorstellbar – als wäre jedes Atom im Uni-
versum ein Individuum mit seiner eigenen persönlichen
Geschichte.
VIII Kleinstadt-Sex 4
Middle Falls lag gleich weit von Hartford und Norwich
entfernt, aber nicht wirklich in der Nähe von irgendet-
was, und die Grenze zu Rhode Island war
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