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Landleben

Landleben

Titel: Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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eine endlose
Autofahrt entfernt, durch eine Folge von Main Streets, wo
Häuser, von denen sich die Schindeln lösten, und grelle
Zeilen von Kettenläden hinter dem Scheinwerferlicht zu-
rückblieben; das Auf und Ab des alten Highway folgte dem
hügligen Gelände ehemaligen Farmlands. Das halbe Jahr
über waren die Hügelkuppen blau, nackte Bäume standen
purpurn gegen den Schnee, und dann grün. Die Stadt war
nach der zweiten von drei tosenden Gefällestufen des stei-
nigen, schnell fließenden Flusses, des Chunkaunkabaug,
benannt, der hier im achtzehnten Jahrhundert Mühlsteine
gedreht hatte, die Weizen zu Mehl mahlten, und im neun-
zehnten Jahrhundert die Transmissionen einer Waffenfa-
brik, die dem aufstrebenden Westen und den Armeen der
Union Revolver und Gewehre lieferten; das verzweigte
Backsteingebäude wurde später eine Glühbirnenfabrik,
ging dann, als Eisenhower sein Amt an Kennedy weitergab,
an einen Schwärm kleinerer Unternehmen, die sich, hin-
ter Trennwänden aus gestrichenen Gipsplatten, Teile der
riesigen Fläche mieteten: die Fußböden zerschrammt, aus
splitternden Eichendielen, punktiert von Bohrlöchern und
dunkel geworden von den Gummisohlen der Arbeitsschu-
he längst begrabener Männer. Ed und Owen übernahmen zuerst einige wenige Zellen – und schließlich den ganzen
ersten Stock und am Ende die gesamte Anlage. Hartfords
Versicherungsgesellschaften gesellten sich den Fabrikun-
ternehmern und Einzelhändlern, den Banken und Invest-
mentfirmen zu, die auf sie zugeschnittene Computerpro-
gramme brauchten, und nach und nach gedieh E-O. Ed
und Owen gehörten nun zur Mittelschicht der Stadt.
    Die meisten der Leute, die die Mackenzies kennen lern-
ten, kamen irgendwo anders her. Einige waren aus New
York geflohen, halb gescheiterte Künstler, die ihre Wunden
leckten und zu Hause arbeiteten; einige pendelten nach
Hartford, wo sie in der regionalen Verwaltung oder in der
Versicherungs branche arbeiteten; einige wenige waren
Akademiker: Anwälte und Bauunternehmer und Kinder-
ärzte, die zufrieden waren mit den relativ schmalen beruf-
lichen Möglichkeiten im Austausch für die erfrischende
freiheitliche Atmosphäre, eine aus langer Vernachlässigung
erwachsene Freiheit der Stadt, die oft übergangen worden
und noch kaum verdorben war, eben weil sie kein beson-
derer Ort war und insofern außerordentlich amerikanisch.
Diese zugewanderten Bürger teilten die Auffassung, dass
ihre Stadt unbeschreiblich besonders und überlegen war,
etwas freizügig, aber stilvoll; im Vergleich dazu war Lower
Falls praktisch eine Geisterstadt – eine Tankstelle, ein Su-
permarkt, ein kleines Postamt, aus Backsteinen errichtet,
zwischen verstreuten heruntergekommenen Scheunen
und Schuppen und einigen Gemüseständen und rosten-
den mechanischen Überbleibseln aus einer einträglichen
ländlichen Vergangenheit – und Upper Falls eine trübseli-
ge Schlafstadt am äußersten Rand der Außenbezirke Hart-
fords, mit flachen Reihen von Ranchhäusern aus den fünf-
ziger Jahren, geschmacklosen Häusern für «Erstkäufer» entlang einer Betonstraße. In Middle Falls standen herr-
schaftliche Häuser im föderalistischen Stil, die auf einen
frischen Anstrich, sicherere Stromleitungen und eine neue
Heizung warteten, um eine dreieckige Dorfwiese, einst ein
gemeinschaftlicher Weidegrund und noch immer «Com-
mon» genannt. Weiter außerhalb konnte man bezaubernde
spartanische Farmhäuser aus dem späteren neunzehnten
Jahrhundert mit genügend Land für Pferde oder einen
Tennisplatz günstig, zu niedrigen fünfstelligen Beträgen
erwerben. Außerdem standen noch ein paar Häuser aus
der Zeit vor 1725, mit einem massiven Kamin in der Mit-
te, kleinen Fenstern und «Salzkisten»-Profil, einem nach
hinten tief heruntergezogenen Dach; sie waren nach und
nach in Antiquitätenläden verwandelt worden, oder in Re-
staurants mit Kerzenbeleuchtung und niedrigen Decken.
Es gab einen winzigen Country Club mit einem Neun-
Loch-Golfplatz und vier Hartlehm-Tennisplätzen und ei-
nen See, den Heron Pond, mit einem Strand aus eigens
herbeigeschafftem Sand, einem durch ein Seil abgeteilten
flachen Abschnitt für Kleinkinder und einem hohen wei-
ßen Lebensrettersitz, auf dem, wenn er überhaupt besetzt
war, die robbenförmige, mahagonibraune Teenager-Toch-
ter des Highschool-Direktors saß. Den Schlüssel zu ihrem
Erste-Hilfe-Kasten trug sie an einem roten elastischen
Ring um das Fußgelenk; ihr langes schwarzes Haar, so glatt
und das Schwarz so

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