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Landlust für Anfänger: Erlebnisse einer Ausgewilderten in der Toskana

Landlust für Anfänger: Erlebnisse einer Ausgewilderten in der Toskana

Titel: Landlust für Anfänger: Erlebnisse einer Ausgewilderten in der Toskana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elna Uterrmöhle
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der Schweiz gekündigt und jahrzehntelang für Mutter Theresa gearbeitet. Er hauste in einer winzigen Wohnung und war Tag für Tag unterwegs, um Menschen, die auf der Straße leben, zu helfen. Er organisierte Lebensmittel und Medikamente für sie, brachte Sterbende in das Haus von Mutter Theresa.
    „Ich habe nie verstanden, was er dort wirklich machte“, erzählt Mara, „und vor allem, warum er es tat.“ Deshalb fuhr sie nach Kalkutta. Nicht gerade frohen Mutes.
    „Ich hatte Angst, vor dem Dreck, dem Elend, der Hitze“, sagt sie. „Aber ich musste dorthin.“
    Eine Woche lang begleitete sie die ehemaligen Kollegen ihres Bruders. „Ob ich ihn nun besser verstehe, weiß ich nicht, aber ich kann ihm jetzt besser zuhören.“                            
     
     
     
     
                                                               XXVIII
     
    Public viewing in der Wildnis . Wir haben alle Nachbarn zum Fußball gucken eingeladen. Europameisterschaft. Deutschland gegen Italien. Bis das zweite Tor für Italien fiel, war es sehr lustig.
     
    Der Elektriker aus dem Nachbardorf war so lieb, eine abenteuerliche Konstruktion zu installieren, damit wir den Fernseher auf die Terrasse stellen konnten.
    Dreizehn Nachbarn kamen, also fast alle, die im Umkreis von fünf Kilometern im Wald wohnen. Die Mitbringsel füllten das Buffet mit Pizza, Chips und Apfelkuchen. Als besonders praktisch erwies sich die Vuvuzela eines Freundes. Er musste nur kurz hinein blasen und schon stoben die Wildsäue mit 12 Frischlingen davon. Ich weiß nicht, ob es ihnen an diesem Abend um die abgefallenen, unreifen Äpfel auf der Wiese oder das Spiel ging. Zur Sicherheit habe ich ihnen am folgenden Abend das Ergebnis mitgeteilt. Ich nehme an, da es sich um italienische Wildschweine handelt, dass es sie gefreut hat.
     
    Gefreut hat sich auf jeden Fall Camillo, der noch mehr Gemüse anbaut als im Vorjahr. Er brachte einen Strauß herrlicher Zucchiniblüten und wollte wissen, ob wir es schade fänden, dass die Deutschen gegen Italien ausgeschieden seien. Komische Frage. Auch Ausgewilderte haben eine Identität. In unserem Falle mit einem deutschen Pass, deutscher Sprache und eben einem Herz für deutschen Fußball.
    Nur mangels Alternative werden wir ab jetzt für Italien jubeln.
     
    Okay, war nix mit dem Jubeln. Allerdings hätte doch ein 1:0 für die Spanier gereicht. Aber 4:0? Das ist bitter für die zarte Fußballseele der Italiener. 
    Dabei hatten wir uns extra grün-weiß-rot gewandet und saßen Fähnchen schwingend im Hof einer Pizzeria, bereit, lautstark zu jubeln. Nach dem Anpfiff riefen wir noch alle im Chor: „Forza Azzuri!“ Aber es wurde – abgesehen von einem viermaligen Stöhnen bei den Gegentoren - sehr schnell, sehr still.
     
     
                                        IXXX
     
    Alle Fahnen sind eingeroll t und die Ärmel wieder aufgerollt: Kampf dem wuchernden Unkraut auf der Kiesterrasse. Ich bin es leid, zum Gespött aller Überraschungsgäste zu werden, die mich dabei erwischen wie ich in der Hocke unterwegs bin und versuche, mit kleiner Hacke große Unkräuter, möglichst mit Wurzeln, auszurotten. Ich hätte nie gedacht, zu welchen Hassgefühlen ich unliebsamem Grünzeug gegenüber fähig bin. Wer mich sieht, hat so nette Geschichten auf Lager wie von dem Schweizer, der den Rasen am Rande seines Teiches mit der Nagelschere schneidet. Die süffisanten Stimmen und Gesichter muss ich wohl nicht näher beschreiben. Dazu Spott triefende Tipps zur perfekteren Gartenpflege. Aber ich schwöre, die Nagelschere bleibt im Badezimmer. Und ich kaufe auch weder einen Rasenkantenschneider noch eine elektrische Heckenschere. Obwohl … letztere eigentlich durchaus praktisch wäre.
     
    Also, 12 Kubikmeter Kies wegschaufeln, ein Anti-Unkrautvlies, extra aus Deutschland importiert - die hiesige Landbevölkerung hält es für den größten Quatsch, die Natur besiegen zu wollen -  verlegen, Kies wieder drauf. Das Ganze bei 35 Grad im Schatten. Das ist eh eine bevorzugte Arbeitstemperatur bei uns, ob zum Kiesschaufeln oder Holz stapeln. Vernünftige Menschen machen so etwas wohl in den Wintermonaten.
     
     
                                      XXX
     
    Wir waren auf Giglio . Der Insel vor der im Januar das Kreuzfahrtschiff „Costa Concordia“ auf Fels gelaufen ist. Die Idee war, ein wenig zu wandern

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