Landlust für Anfänger: Erlebnisse einer Ausgewilderten in der Toskana
kaufen wir Berge von Tombola-Losen, um die Jägerkasse aufzubessern. Die Sieger halten triumphierend zwei Riesen-Käse und einen ganzen Schinken in die Höhe. Ich zerknülle meine Nieten.
Beim Kaffee haben vier Männer ihren großen Auftritt. Sie wetteifern mit spontanen Reimen über den Dorfklatsch und die große Politik. Da geht es um den Dorfpfarrer, der als Falschparker einen Strafzettel bekam und den Deppen, der den Motor laufen ließ, weil er nur geschwind eine Zeitung kaufen wollte. Als er aus dem Laden kam, war das Auto weg. Es wird über den Bauern gespottet, der sich zuhause nicht gegen die Diät seiner Frau wehren kann und jeden Morgen mit seinem Traktor zum Bäcker tuckert, um kalte Pizzen und süße Teilchen zu verschlingen.
Einer beneidet Berlusconi um seine Bunga-Bunga-Mädchen. Ein anderer antwortet, den würde ja keiner wählen. Ein dritter ruft: „Was für ein Wunder! Keiner wählt ihn bei uns und trotzdem hat er gewonnen“. Der vierte erklärt: „Ist kein Wunder! Berlusconi hat doch selbst gesagt, er sei ein von Gott Gesalbter.“
Eine Riesengaudi. Ich lache mit. Manchmal ehrlich, meistens gespielt. Mal verstehe ich die Anspielungen nicht, meistens den Dialekt nicht.
Ohne Reime, aber sehr laut, mischt Camillo sich immer wieder in den Sprechgesang ein. Um den Hals hat er sich ein von zuhause mitgebrachtes, orange-lila gestreiftes Frotteehandtuch als große Serviette gebunden, das seinen stattlichen Bauch bedeckt und nur den unteren Teil seines giftgrünen Poloshirt vorscheinen lässt. Immer wieder steht er auf und kommentiert die Kommentatoren. „Das war gut!“ „Warum nennt ihr den Bauern nicht? Wir wissen doch alle wer es ist!“ „Italien ohne Berlusconi wäre doch langweilig!“ Camillo darf das. Nicht, weil er der Landbesitzer ist, sondern weil ihn alle als mögen.
So ein Essen dauert fünf bis sechs Stunden. Genug Zeit, um mit Meri über die toskanische Küche zu reden. Nein, diesmal schlage ich keine sizilianischen Varianten vor. Meri erzählt von Rezepten, die bis heute sehr bescheiden sind. „Wir waren so arm, dass es nicht einmal Huhn gab. Die Hennen waren zu wertvoll. Gaben uns Eier und Küken.“ Nur die keine Eier mehr gaben, wurden geschlachtet. Aber die waren dann so alt, zäh und sehnig, dass sie nur noch zur Brühe taugten. Einen Ochsen zu schlachten hätte bedeutet, den Motor für die Feldarbeit zu brutzeln. Ziegen und Schafe haben bis heute ein langes Leben. Käse aus der Milch machen ist okay, doch das Fleisch gilt als ungenießbar.
Immerhin wurde in fast jeder Familie einmal im Jahr ein Schwein geschlachtet. Dabei wurde nichts weggeworfen. Nicht einmal das, was als nicht essbar galt. Schmalz, zum Beispiel, mögen die Toskani nicht, aber es diente dazu, die Räder der Eselkarren zu schmieren.
„Brot haben wir gegessen“, sagt Meri, „Brot, Brot und Brot.“ Umgesalzen bis heute, da es einst eine Salzsteuer gab. Lieber verzichteten die Leute auf eine Prise Salz, als den Herrschenden Geld zu zahlen. So ähnlich ist ihr Verhältnis gegenüber dem Fiskus bis heute.
Klar, dass die Panzanella, ein toskanischen Nationalgericht, mit Brot gemacht wird.
Altbackenes Brot für eine halbe Stunde in kaltem Wasser einweichen. Anschließend gut ausdrücken und in eine Salatschüssel krümeln. Eine große rote Zwiebel in hauchdünne Streifen schneiden. Reife Tomaten entkernen und in nicht zu kleine Stücke schneiden. Die Blätter von mindestens einem Bund Basilikum klein zupfen. Alle Zutaten miteinander mischen und mit Salz, Pfeffer, ein wenig Essig und Olivenöl abschmecken. An heißen Tagen kalt servieren.
„Ein Billigessen war und ist Kaninchen“, sagt Meri, „die findest du überall. Gibt es in Überzahl. Peng! Und Du hast ein Mittagessen.“ Nee, habe ich nicht. Ich gehöre zu der Fraktion „Ich ein Tier töten? Niemals! Ich kaufe sie nur gerne“ - und koche es nach ihrem wunderbaren Rezept „Kaninchen á la Etrusker“.
Das Kaninchen in viele Stücke teilen. Zwei Selleriestangen, eine Zwiebel, zwei Karotten, fünf Knoblauchzehen und 100 Gramm geräucherten Speck fein würfeln. Alles in einer großen Pfanne oder in einem Schmortopf andünsten. Die Kaninchenstücke hineintun und von allen Seiten anbraten. Rosmarin und Salbei fein wiegen und zugeben. Ein Glas Weißwein angießen, salzen und pfeffern. Auf kleiner Flamme eine Stunde köcheln lassen. Ab und zu ein wenig Geflügelbrühe zugießen.
Die Kaninchenstücke herausnehmen, die Sauce
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