Landlust für Anfänger: Erlebnisse einer Ausgewilderten in der Toskana

schlicht betrunken.
    Wir spielten dann bis drei Uhr in der Früh Karten, bis wir sicher waren, dass der Freund nicht wieder zum Notfall wurde.  
     
     
     
                                         XLI
     
    Deutsche Freaks machen keine Ferie n . Sie haben einmal den Weg nach Italien geschafft und das war es. Müssen sie ganz unbedingt mal nach Deutschland, gleicht dies einem Drama. Es gehört zum guten Waldmenschen-Ton, die einstige Heimat zu verdammen, ja, geradezu zu hassen. Deutsche Zeitungen werden nur gelesen, um alles Negative aufzusaugen. Wusste man schließlich schon immer: „Ein Sch...-Land!“ Durch den Rest der Welt ist man in der Jugend getrampt. Basta.
    Nein, nur hier, im Wald, ist die Welt noch schön. Irgendein Widerspruch von irgendjemandem? Na ja, wusste man ja schon immer, dass               solche Leute hier nicht wirklich dazu gehören. Wer gar anfängt, von Politik oder Skandalen in Italien zu reden oder zwanzig Jahre Berlusconi auch nur erwähnt, macht sich sehr, sehr unbeliebt.
    Und da es hier nun mal am schönsten ist, bleibt man zuhause oder „reist“ höchstens mal zum Strand.
    Eine große Ausnahme sind Rudi und Katie. Sie reisen.
    Das wird monatelang geplant. Die Ziele reichen von Kirgisistan bis Mecklenburg-Vorpommern. Am Ende aber nehmen sie fast immer die Fähre nach Elba, das sie jeden Tag von ihrem Garten aus sehen.
    Gerade sind sie zurückgekehrt. Wir sitzen bei ihnen in der Küche und essen einen Garnelen-Feta-Salat.
     
    16 Garnelen, schon geschält, in wenig Olivenöl kurz braten, herausnehmen und abkühlen lassen.
    Für die Marinade Saft und abgeriebene Schale einer Zitrone mit zwei durchgepressten Knoblauchzehen, einem Tl fein gehacktem Majoran, 1/2 Tl Zucker und 2 bis 4  El Olivenöl verrühren. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.
    200 g Feta-Käse fein würfeln, 20 Kirschtomaten halbieren und beides mit den Garnelen unter die Marinade heben.
    Kann man auch zusätzlich mit grob geschnittenem Basilikum verfeinern. 
     
    „Wir sind durch die einsamen Berge der Insel gewandert“, schwärmt Katie, „und wo der Blick am schönsten war, haben wir unsere Schlafsäcke ausgerollt und übernachtet. Tagelang haben wir niemanden getroffen.“
    Habe ich natürlich gleich verstanden, dass sie im Urlaub von der Einsamkeit in die Einsamkeit reisen.
    Diesmal hatten sie Glück mit dem Wetter. Als Rudi im vorigen Jahr als einsamer Wolf ganz allein auf Elba unterwegs war, rollte er seinen Schlafsack auf dem Dach eines trostlosen Rohbaus aus, weil dort der Blick aufs Meer so einmalig schön war. Doch statt Sternen zogen Regenwolken auf und nach wenigen Minuten waren er und sein Schlafsack durchweicht. Der Wolf fühlte sich als triefendes Kaninchen, packte zusammen und marschierte Richtung Menschen.
    „Bis heute verstehe ich nicht, warum mich der Autofahrer, es war nur der eine unterwegs, nicht mitgenommen hat.“
    Nach Mitternacht, im Regen, eine durchnässte Gestalt mit Rucksack und Wanderstab?
    „Ja und?“ Er bleibt ratlos. „Die Wirtin, die ich dann im nächsten Dorf raus geklingelt habe, hat mir ja auch ein Zimmer gegeben.“
     
    Lachen muss er dann doch, als er in seinem schwäbischen Singsang erzählt, wie ihn am nächsten Tag das Autochaos auf einer Kreuzung nervte und er kurzerhand den Verkehr regelte. „In meiner roten Baumwollhose und im geringelten T-Shirt, dazu auch noch total unrasiert. Und trotzdem hatte ich keinerlei Autoritätsprobleme.“
     
    Während eines köstlichen Risotto mit Räucherlachs...
     
    Eine Zwiebel fein hacken und in wenig Öl in einer großen Pfanne andünsten. 400 g Risotto-Reis dazugeben, kurz anrösten und mit Wein ablöschen. Nach und nach 1,5 L Fischbrühe und 200 ml Weißwein unterrühren.
    In einer zweiten Pfanne 80 g klein gewürfelten Räucherlachs in 2 EL Olivenöl kurz andünsten. 20 ml Whiskey zugießen und verdampfen lassen. 250 ml Sahne zugeben und kurz aufkochen. Mit Salz und Pfeffer würzen und unter den „al dente“ gekochten Reis mischen.
     
    ... reisen wir dank lustiger Anekdoten durch alle Kontinente. Ich erzähle, das ist quasi unvermeidlich, wenn man mich trifft, von unseren Sahara-Abenteuern, Rudi von seiner Tour nach Norwegen. „Wisst Ihr, ich wollte als erster und einziger Reisender mit einem Postboot die verschlungenen Wege der Fjorde erobern.“
    So hatte er es sich in der Einsamkeit der eigenen Wildnis ausgemalt.
    Erster Schock: Er traf auf eine lange Schlange von Touris,