Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Landlust für Anfänger: Erlebnisse einer Ausgewilderten in der Toskana

Landlust für Anfänger: Erlebnisse einer Ausgewilderten in der Toskana

Titel: Landlust für Anfänger: Erlebnisse einer Ausgewilderten in der Toskana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elna Uterrmöhle
Vom Netzwerk:
pürieren. Kaninchen mit schwarzen Oliven wieder dazu geben.
     
    Meri ist in Hochstimmung. 144 Gäste haben sie und ihre Schwester mit Applaus gefeiert. Ich himmele ihre Rezepte an und so verrät sie mir noch eines, das für den Kastanienkuchen. Sie schaut auf die Bäume und sagt, „ist ja bald Erntezeit“.
     
    400 Gramm Mehl mit zwei Esslöffeln Zucker, einem Esslöffel abgeriebener Orangenschale, einer Prise Salz und einem halben Liter Wasser in eine Schüssel geben. Natürlich alles gut mit dem Quirl vermischen. Zwei Esslöffel Olivenöl unterrühren und den Teig eine Stunde ruhen lassen.
    Eine Kuchenform fetten, den Teig einfüllen und mit fein gewogenen Rosmarinnadeln, 100 Gramm zuvor eingeweichten Rosinen und 50 Gramm Pinienkernen bestreuen. Den Kuchen noch mit zwei Esslöffeln Olivenöl beträufeln und ca. 40 Minuten bei 180 Grad im Ofen backen.  
     
     
     
                                        XXXVIII
     
    Abkühlung nach gefühlten 6000 Kalorien . Wir verabschieden uns von den Jägern und fahren direkt zum Strand. Vor Sonnenuntergang sind wir da und haben gute Chancen auf ein eigenes Stück Strand. Wir gehören zwar nicht zu den scheuen Waldmenschen, die sich vor Touristen fürchten, aber auch nicht zu Leuten, die gerne mit Fremden auf Tuchfühlung gehen, weil die Handtücher nur überlappend Platz haben.
     
     
     
     
     
     
    Im Juli und August erfüllt sich am Meer jedes Klischee, das Italiener zu bieten haben. Sie singen im Chor zur Ghettoblaster-Musik, sie diskutieren gerne von ihrem Platz aus mit allen Nachbarn im Umkreis von zehn Metern und laden einen herzlich zum Essen ein, wenn sie ihre drei, vier oder fünf Kühltaschen öffnen.
    Diese Handtuch-Enge gibt e s erst, seit das Land in der Wirtschaftskrise steckt. Bis vor wenigen Jahren war es undenkbar, sich direkt auf den Sand zu legen. Schlimm genug, dass die Füsse einsanden. Ganz klar, zwei Liegen und ein Sonnenschirm im Strandbad gehören zum Urlaub wie Sonnenmilch und Eis am Stiel. Die Nachbarn sind so nahe, dass sie gleich mit eingecremt werden und Freundschaften sind noch schneller zu schließen.
    Doch für viele Familien ist heute dieser Service mit 140 Euro in der Woche zu teuer. Im noblen Forte dei Marmi zahlen Urlauber gerne mehr 1000 Euro, aber dort sind ja auch die mehr - oder weniger - Schönen, Reichen, Berühmten und Geltungssüchtigen.   Bei uns nicht. So sind die Reihen der Liegestühle gelichtet, während auf den freien Stränden gebeten wird, die Handtücher doch etwas enger zu legen, damit das eigene ausgebreitet werden kann. Für Oma und Opa oder korpulente Mütter und Väter werden Klappstühle aufgestellt. Wer eine Familie auf dem Weg zum Strand sieht, glaubt an einen Umzug. Möbel, auch ein Tisch fürs Mittagessen ist dabei, Strandtaschen, Luftmatratzen, schon aufgepumpt, aufgeblasene Pinguine und Delphine bewegen sich auf Füssen Richtung Meer.
     
    Langweilig wird dort niemandem. Im Minutentakt bleiben fliegende Händler vor dem Handtuch stehen. Ihre nackten Füsse sind immer schwarz. Sie schleppen sich als wandelnde Kleiderständer, Handtuchhalter, Korbgeschäfte oder Spielzeugläden durch den Sand. Weiße Füsse, sprich eine weiße Hautfarbe, haben nur die, die sich ein Elektromobil leisten können, mit denen sie Strand auf, Strand ab Fruchtsalat, Kokosnüsse und Eis verkaufen.
    Vorbei also die Zeiten, als wir alleine auf dem leeren Strand saßen, bis ein einsamer Wanderer vorbei kam. Er blieb stehen, schaute uns an, überlegte und bot schließlich an: „Im Strandbad sind heute die beiden Liegen meiner Nachbarn frei. Kommen sie doch dorthin.“ Als wir dankend ablehnten, versicherte er: „Sie müssen nichts bezahlen.“
    Leute wie wir, die freiwillig allein im Sand sitzen, überstiegen schlicht seine Fantasie.
     
    Gott sei dank schlafen Touristen immer noch lange und wollen gegen Abend zurück ins Quartier. So trifft man uns morgens vor neun und abends nach sieben Uhr am Strand. Bis Juni und ab September dagegen eher mittags - mal in der bezaubernden Cala Violina, zu der man einen Kilometer durch einen Wald läuft, mal in der Cala Baratti mit Blick auf Populonia oder am Strand Carbonifera mit Blick auf Elba. Oft sind wir dort allein. Es sei denn, es taucht eine italienische Familie auf, die sich unserer „erbarmt“ und ihren Platz auf einem kilometerlangen Strand an unserer Seite sucht.
     
     
     
                                     

Weitere Kostenlose Bücher