Landung auf Darkover - 1
ich kann allein klarkommen!«
»Sie haben es gerade selbst gesagt: Ich bin für diesen Trupp verantwortlich. Also gut, verdammt, einer meiner Befehle lautet, daß sich niemand allein von den anderen entfernt! Niemand und das schließt den weiblichen Ersten Offizier des Schiffes ein!«
Sie wandte sich ohne ein weiteres Wort ab, mühte sich den Hang hinauf und zog ihre Parka -Kapuze zum Schutz gegen den kalten, stürmischen Regen tiefer in die Stirn. Je höher sie kamen, desto stärker regnete es, und irgendwann hörte er sie im Unterholz ausrutschen und stolpern, obwohl sie eine starke Handlampe bei sich trug. Er holte sie ein und legte eine starke Hand unter ihren Ellenbogen. Sie machte eine Bewegung, sie abzuschütteln, aber er sagte grob: »Seien Sie kein Dummkopf, Leutnant! Wenn Sie sich einen Knöchel brechen, dann werden wir Sie tragen müssen
- oder umkehren! Zwei können vielleicht einen Halt finden, wo ein einzelner das nicht kann. Kommen Sie - nehmen Sie meinen Arm!« Sie blieb reglos stehen, und er fauchte: »Verdammt, wenn Sie ein Mann wären, würde ich Sie nicht erst höflich bitten, mich helfen zu lassen - ich würde es befehlenl«
Sie lachte kurz: »Schon gut«, sagte sie dann und ergriff seinen Unterarm, so daß die Lichtkegel ihrer Handlampen nebeneinander her über den Boden spielten und nach einem begehbaren Weg suchten. Er hörte ihre Zähne aufeinanderklappern, aber sie äußerte kein Wort der Klage. Der Hang wurde steiler, und auf den letzten paar Metern mußte MacAran dem Mädchen vorausklettern und nach unten greifen, um es hochzuziehen. Sie blickte sich um, versuchte sich zu orientieren - und zeigte dorthin, wo durch den blindmachenden Regen ein sehr schwacher Lichtschimmer zu sehen war.
»Könnte es das sein?« fragte sie unsicher. »Die Kompaßrichtung scheint in etwa zu stimmen.«
»Wenn sie einen Laser benutzen … ja, ich nehme an, er wäre so weit zu sehen, selbst in diesem Regen.« Das Licht schien von einem düsteren Samt verdeckt zu werden, leuchtete wieder kurz auf, war abermals ausgelöscht, und MacAran fluchte. »Dieser Regen verwandelt sich in Hagelschauer - kommen Sie, machen wir, daß wir wieder hinunterkommen, bevor wir hinunterrutschen müssen … mit blankem Eis unter den Füßen!«
Der Hang war steil und rutschig, und einmal verlor Camilla auf dem eisigen Laubhumus den Halt und rutschte und kullerte davon bis sie sich taumelnd an einem großen Baumstamm festklammern konnte; halb benommen lag sie da, bis MacAran, der sein Licht umherblitzen ließ und nach ihr rief, sie in seinem Lichtstrahl einfing. Sie keuchte und schluchzte vor Kälte, aber als er ihr die Hand reichte, ihr beim Aufstehen behilflich sein wollte, schüttelte sie den Kopf und mühte sich allein auf die Füße. »Ich schaffe es auch so. Aber danke«, setzte sie widerstrebend hinzu.
Sie fühlte sich erschöpft, völlig erniedrigt. Sie war darauf trainiert worden, mit Männern wie mit ihresgleichen zusammenzuarbeiten, und in der Welt, an die sie gewöhnt war, die sie kannte, eine Welt von zu drückenden Tasten und automatisch funktionierenden Maschinen, war körperliche Kraft ein Faktor, den sie niemals in Betracht zu ziehen gehabt hatte. Niemals hatte sie sich mit der Überlegung aufgehalten, daß sie in ihrem ganzen Leben keine größere Anstrengung als Gymnastik im Sportraum eines Schiffes oder einer Raumstation gekannt hatte. Und jetzt beschämte es sie, daß sie die in sich gesetzten eigenen hohen Erwartungen nicht hatte erfüllen können - sie kam sich vor, als habe sie irgendwie einen Verrat an ihrer hohen Stellung begangen. Ein Schiffsoffizier hatte fähiger zu sein als jeder Zivilist! Müde trottete sie mit ihm den steilen Hang hinunter, setzte Schritt für Schritt die Füße mit verbissener Sorgfalt und fühlte, wie die Tränen der Erschöpfung und der Müdigkeit auf ihren kalten Wangen gefroren.
MacAran, der langsam folgte, war sich ihres inneren Kampfes nicht bewußt, aber ihre herunterhängenden Schultern verrieten ihm, wie müde sie sein mußte. Nach einer Weile legte er den Arm um ihre Hüfte und sagte sanft: »Ich habe es Ihnen schon vorhin gesagt - wenn Sie wieder fallen und sich schlimm verletzten, dann werden wir Sie tragen müssen. Tun Sie uns das nicht an, Camilla.« Zögernd setzte er hinzu: »Von Jenny hätten Sie sich helfen lassen, nicht wahr?« Sie antwortete nicht, aber sie lehnte sich gegen ihn. Er lenkte ihre Schritte auf den winzigen Lichtpunkt und das Zelt zu. Irgendwo über
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